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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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verschiedene Kategorien unterteilt waren. Eduardo hatte auf eine Schachtel mit der Aufschrift $$-A gezeigt, nun wies er auf eine, die das Kürzel $$-B trug. »Geschäftsleute, die kurz vor der Pleite stehen und von den Banken keinen Kredit mehr bekommen. Erfinder, die Geld brauchen, um ihre Erfindung zur Marktreife zu entwickeln, und dir Beteiligungen mit fantastischen Gewinnchancen anbieten. Grundstücksbesitzer, die dir Land anbieten, auf dem Öl vermutet wird. Oder Gold. Oder Platin. Oder Uran. Aber die mit Abstand meisten Briefe«, fuhr Eduardo fort und ging weiter zu Kartons mit der Aufschrift $$-C, von denen es mehr gab als von allen anderen zusammen, »kommen von den wohltätigen Organisationen dieser Welt. Hier sind sie alle vertreten. Blindenfürsorge. Armenspeisung. Heilsarmee. Projekte in afrikanischen Dörfern. Biblische Missionen. Rettung von Straßenkindern. UNICEF. Brot für die Welt. Welthungerhilfe. Caritas. Schwangerenhilfe. Kriegsgräberpflege. Resozialisierung Strafgefangener. Betreuung krebskranker Kinder. Aktion für fairen Handel mit der Dritten Welt. AIDS-Hilfe. Alzheimer. Hilfe für Suchtkranke. Bekämpfung der Tuberkulose. Schutz des Wattenmeers. Pflege internationaler Städtepartnerschaften. Und die Gesellschaft zur Erhaltung der rätoromanischen Sprache, nicht zu vergessen.«
    »Die Gesellschaft zur Erhaltung der rätoromanischen Sprache?«, echote John und glotzte blöde auf die Kolonnen von briefgefüllten Kisten und Kästen.
    »Das ist ein richtiges Business«, meinte Eduardo grimmig, »da darf man sich nichts vormachen. Fundraising nennt man das bei euch in den USA. Es gibt Kurse, wie man solche Briefe schreibt, fundraising -Berater für notleidende Organisationen, alles, was das Herz begehrt.«
    John nahm aufs Geradewohl den Deckel von einem der Kartons und einen Brief heraus: ein dickes Schreiben mit einem beigelegten Prospekt. Es ging um Erhalt der Artenvielfalt und Naturschutz, und man bat ihn, sich mit einem zweistelligen Millionenbetrag an einem Schutzprojekt im südlichen Amazonasgebiet zu beteiligen. Für den Anfang.
    Eduardo sah ihm über die Schulter. »Tierschützer!«, grollte er. »Die sind die eifrigsten. Dabei hat das ja wohl am wenigsten mit der Zukunft der Menschheit zu tun.«
    John versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Tausende von Briefen, unglaublich. »Angenommen, jemand, den ich tatsächlich kenne, hat mir einen Brief geschrieben? Der geht dann in der ganzen Masse unter, oder?«
    »Das wollen wir nicht hoffen«, sagte Eduardo. »Denn dafür haben wir ja diese Liste.« Er deutete auf die Blätter, die John immer noch in der Hand hielt. »Jeder Brief, der von einem dieser Absender kommt, wird an dich weitergeleitet.«
    »Aber bis jetzt hat noch keiner geschrieben«, flötete Signora Vanzetti.
    »Doch, heute kam etwas!«, wandte Mamma Muccini ein und griff in eine kleine signalrote Schachtel. »Hier!«
    Sie reichte John einen blassblauen Briefumschlag, der vom Hopkins Junior College, New Jersey stammte. John riss ihn auf und überflog den Brief darin.
    »Absolut verrückt.« Man wollte ihm den Abschluss ehrenhalber verleihen und ihn in einer großen Feier als bedeutendsten Absolventen ehren. John schüttelte den Kopf und steckte den Brief samt der Liste ein.
    Als sie den Anbau wieder verließen, fühlte er sich, als sei eine Dampfwalze über ihn hinweggefahren.
     
    Nach dem Abendessen erhob sich Cristoforo Vacchi, wie üblich, doch als er hinter John vorbeiging, legte er ihm wieder die Hand auf die Schulter, genau so, wie er es damals, vor ewigen Zeiten, in New York getan hatte, beugte sich ein wenig vor und sagte: »Etwas muss ich Ihnen noch sagen, John: Auch wenn Sie nun bald Ihr eigenes Haus beziehen und Ihre eigenen Wege gehen werden, sind Sie jederzeit bei uns ein willkommener Gast. Jederzeit, John, und egal was geschieht. Bitte vergessen Sie das niemals.«
    John sah verblüfft hoch, in das faltige Gesicht, die müden Augen mit Pupillen wie Abgründe, und versprach es. Der Padrone nickte mit wissendem Lächeln, drückte ihm die Schulter noch einmal und schlurfte dann davon.
    Alberto war der Nächste, den es ins Bett zog. »Ich würde mich einfach freuen, wenn Sie uns ab und zu besuchen kommen«, meinte er und zwinkerte vergnügt. »Es ist ja nicht weit, mit Ihrem Ferrari … Und wenn ich schon die Erfüllung unserer Aufgabe erleben durfte, interessiert mich auch, wie es weitergeht, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Dann saßen sie zu viert auf der Terrasse,

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