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Eine Braut für alle

Eine Braut für alle

Titel: Eine Braut für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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mehr verkehre. Zweie will ich überhaupt nicht erwähnen. Von den anderen brannte mein jüngster Bruder George in zartem Alter zur See durch, nachdem es mit dem Pfarrer wegen des Kirchenfonds zu einer kleinen Auseinandersetzung gekommen war. Allerdings muß ich anerkennen, daß er sieh in der Folge einigermaßen dadurch rehabilitiert hat, daß er - Gottverdammt! Jetzt beginnt’s zu schneien!»
    «Vielleicht könnten wir das Ganze auf nächste Woche verschieben?» schlug ich vor. Es war immer noch Zeit, Ophelias Händchen bei Tee und Kuchen zu halten.
    «Kommt nicht in Frage. Ich lehne es ab, mir auch noch den nächsten Sonntag verpfuschen zu lassen. Nun kommt, ihr Kinder», befahl Sir Lancelot, indem er die Glaswand wieder herabließ, als wir vor dem Gitter des Zoos vorfuhren. «Knöpfelt eure Mäntel zu, schneuzt euch, wir steigen jetzt aus.»
    Wir verließen den Wagen.
    Der Schnee ließ sich häuslich auf Sir Lancelots Ulster nieder, mir hingegen begann er in jener bekannt garstigen Art den Hals hinunter zu rinnen. Eben dachte ich mir noch, daß niemand an einem solchen Nachmittag so idiotisch sein würde, den Zoo zu besuchen, als ich einen Mann vor dem Drehkreuz warten sah. Es war ein kleiner schäbiger Kerl in einem alten Regenmantel und steifem Hut, mit Schnauzbart, goldgeränderten Augengläsern und Aktentasche. Als wir uns hinter ihm anreihten, stellte ich überrascht fest, daß er zusammenfuhr und nach hinten zu entweichen versuchte.
    «Nach Ihnen, lieber Herr, nach Ihnen», donnerte ihn Sir Lancelot an.
    Das Männchen zögerte einen Augenblick, warf dann dem Torwächter eine Silbermünze hin und verschwand eiligst im Gelände des Zoos.
    «Diesen anderen Besucher scheinen wir recht verschreckt zu haben», bemerkte ich.
    «Wundert Sie das?» erwiderte Lancelot kurz. «Also, ihr beiden - was wollt ihr euch zuerst ansehen? He? Zum Teufel! Konntet ihr das nicht besorgen, bevor ihr von zu Hause weggingt? Grimsdyke!»
    «Sir?»
    «Nehmen Sie sich dieser Sparte des Unternehmens an. Da die beiden Kinder an angeborener Hypoplasie der Blase zu leiden scheinen, werde ich mich in jenem Kiosk vor den Elementen zu schützen trachten, solange ihre Symptome anhalten.»
    Als wir zurückkamen, schauerte Sir Lancelot vor Kälte, und Randolph kündigte an, er wolle auf einem Elefanten reiten.
    «Ich bezweifle sehr, daß heute nachmittag der Elefanten-Verkehrschenst in Betrieb ist», erklärte ihm sein Onkel gemessen. «Ich fürchte, du wirst dich damit begnügen müssen, eines dieser Geschöpfe bloß durch das - Um Himmels willen, Grimsdyke! Können Sie ihn nicht besser im Zaun halten?»
    Das kleine Scheusal hatte zu brüllen begonnen und bearbeitete Sir Lancelots Beine mit den Fäusten.
    «Du, Mädchen!» donnerte er. «Steh nicht da und halte Maulaffen feil. Du bist seine große Schwester. Versuch ihn zur Ruhe zu bringen.»
    Hilda schmollte. «Seit seinem Geburtstag hat man ihm versprochen, er darf auf einem Elefanten reiten.»
    «Du kannst nicht erwarten, daß ich Elefanten aus dem Ärmel beutle, du miese kleine Idiotin.»
    «Ich werd’s Mutti sagen, wie du mich genannt hast.»
    «Gut, gut! Ich werde sehen, ob ich so einen verdammten Elefanten auftreiben kann. Um Gottes willen, klauben Sie mir das Kind von meinem Mantel herunter.»
    Ich tat es mit Hilfe chirurgischer Schraubbewegungen an seinem Ohr.
    «Jetzt wollen wir uns die Affen ansehen gehen.»
    «Ich will mir keine Affen ansehen», verkündete das Mädel. «Ich will ein Eis.»
    «Großer Gott!» Sir Lancelot wischte sich den Schnee vom Gesicht. «Eis will sie!»
    Ich hatte die glänzende Idee eines Ausgleichs mit ein paar Rippen Schokolade und warf mein gesamtes Kleingeld in den Schlitz des nächsten Süßigkeiten-Automaten. Dies zähmte die Bälger bis zum Affenhaus, wo es zumindest gemütlich warm war. Aber man weiß ja, wie Affen sind. Die Art und Weise, in der sie sich aufführten, erweckte selbst in Sir Lancelot das Gefühl, es sei besser, die Kinder wegzubringen, und als sie beide in ein ohrenbetäubendes Gezeter ausbrachen, fürchtete ich, es würde zu einer neuerlichen Szene kommen. Aber zum Glück bewährte sich Sir Lancelot sogar diesem Paar gegenüber als geschickter Gegenspieler.
    «Kommt jetzt», verkündete er geheimnisvoll, «wir wollen das Equus caballus besichtigen gehen.»
    Nach der Art zu schließen, wie sie auf und ab hüpften, erwarteten sie sich wohl ein sagenhaftes Ungeheuer, wahrscheinlich ein doppelköpfiges. Sie blickten recht enttäuscht

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