Eine Braut für alle
Handlungen. Ich raste weiter. Mir fiel nichts anderes ein, als daß die sechsfache Runde ums Deck eine Meile ausmachte, und ich fragte mich, ob Basil oder ich der bessere Langstreckenläufer sei.
«»
Ich nahm eine Kurve und lief in Captain Spratt und den Maat hinein.
«Verdammt noch mal - Tod und Teufel! Schon wieder dieser Steward!»
Ich blieb stehen. Basil blieb stehen. Er stand einen Augenblick recht verdattert da.
«Lassen Sie sofort dieses Messer fallen!» donnerte ihn Captain Spratt an. «Sofern Sie nicht wünschen, daß ich Ihnen persönlich das Lebenslicht ausblase. Doktor!»
«Sir?»
«Er ist gewalttätig geworden, he?»
«Ja, Sir», keuchte ich. «Im Spital. Mußte ums liebe Leben rennen.»
«Wie dieses Weib in Teneriffa. Maat - legen Sie diesen Mann in Eisen.»
«Halt!» Basil schien plötzlich zu erfassen, daß ihm seine Rolle entglitten war. «Sie können mich nicht einfach in eine Art Gummizelle sperren -»
«Ich kann Ihnen versichern, daß Ihre Zelle nicht mit Gummi ausgepolstert sein wird.» Der Kapitän nahm rasch eine Prise. «Eine lebensgefährliche Waffe schwingen bedeutet Meuterei, und Meuterei auf hoher See wird mit lebenslänglichem Gefängnis bestraft. Nach unserer Rückkehr werden Sie in London der Polizei übergeben und - im Zuge des üblichen Gerichtsverfahrens, selbstverständlich - in -einer der Strafanstalten Ihrer Majestät auf beträchtliche Zeit eingesperrt. Sie können noch von Glück reden, Beauchamp. In früheren Tagen hätte ich Sie morgens bei Sonnenaufgang an der Rahnock aufhängen lassen können. Führen Sie ihn ab.»
«Aber das ist ein schreckliches Mißverständnis!» Der Maat überwältigte Basil mit einem vollen Nelson. «Fragen Sie nur den Doktor — er ist einer meiner ältesten Freunde —»
«Total verrückt», nickte der Kapitän*
«Aber, Gaston, liebes Jungchen! Bin ich’s nicht?»
«Er rast wohl, Doktor, nicht wahr?»
«Ein trauriger Fall, Sir.»
«Gaston, Grim! Seit den Tagen in unserer gemeinsamen lieben alten Bude -»
«Hab ihn natürlich nie gesehen, bevor er an Bord kam», fügte ich hinzu.
«Gaston! Ich flehe dich an -»
«Führen Sie ihn ab, Maat», sagte der Kapitän.
15
Natürlich hatte ich mich wieder recht gemein benommen. Aber es bekümmerte mich nicht mehr. Endlich war mir der Star gestochen worden, der meine Augen seit Weihnachten befallen hatte.
Nur um ein Stückchen ihrer alten Macht über Basil zurückzuerobern, hatte Ophelia mit voller Absicht die Geschichte unseres Liebeslebens skizziert und mich dadurch fast um Leib und Leben gebracht. Plötzlich ging mir ein Licht auf, was für eine böse kleine
Hexe dieses Frauenzimmer war. Ich wunderte mich, warum ich erst bei dieser schauerlichen Verfolgungsjagd rund ums Deck daraufgekommen war, als sie sich rasch von meinem Lebenslicht zu meiner bête blonde verwandelt hatte.
Man wird verstehen, daß sie am nächsten Morgen, als sie die Kühnheit hatte, an meine Kabinentür zu klopfen, eine recht frostige Begrüßung fand.
«Darling, du siehst so schrecklich blaß und angegriffen aus», sprach sie mich an. «Ist dir am Ende nicht gut?»
«Nicht aus Mangel an körperlicher Übung, kann ich dir versichern», erwiderte ich brüsk.
«Meinst du vergangenen Abend? Es tut mir so leid, Darling. Wie schrecklich. Ich hatte keine Ahnung, daß Basil sich so aufregen würde.»
«Aufregen? Hol’s der Teufel! Fast hätt’s schon einen Mord auf hoher See gegeben.»
Ophelia seufzte tief auf. «Ich begreif’s nicht, warum er sich so ärgerte. Schließlich bedeuten Basil und ich einander doch nichts mehr, nicht wahr?»
Ich schnaubte. «Wenigstens ist der Kerl jetzt zwischen den Kettenkasten und dem Farbenlager sicher aufgehoben und wird nicht mehr in der Lage sein, weiter mordend herumzulaufen, bis wir sicher daheim in London sind.»
«Der arme Basil!» murmelte Ophelia.
«Er hat nur den verdienten Lohn erhalten.»
«Der arme liebe Basil!»
«Der arme liebe Basil, das hab ich gern! Und was ist mit dem armen lieben Grim?» fragte ich. «Du hättest mich heute genausogut in Streifen geschnitten vorfinden können.»
«Aber es ist schrecklich! Sich vorzustellen, daß Basil im Kerker verfault.»
«Midi persönlich erfüllt diese Vorstellung mit großer Befriedigung.»
Ophelia erschauerte leicht und begann wolkenbruchartig zu weinen.
Man müßte natürlich ein Herz von Stein haben, um sich von eines Weibes Tränen nicht rühren zu lassen, noch dazu von Ophelias
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