Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Braut für alle

Eine Braut für alle

Titel: Eine Braut für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
finanziellen Einbuße ganz zu schweigen. Und es bestünden dann wenig Chancen, ihn als den nächsten Präsidenten des Königlichen Chirurgenkollegiums zu begrüßen.»
    Auch dem stimmte ich zu. Wenn Sir Lancelot seinen Prozeß verlor, konnte man ihn ebensowenig zum Präsidenten ernennen, wie man einen Kapitän befördern konnte, der gerade sein Schiff verloren hatte.
    «Außerdem», setzte Miles übellaunig fort, «erwägt er nie nur einen Moment lang, wie sich die Affäre auf mich auswirken könnte. Ich muß derzeit äußerst vorsichtig sein. Von unserem überaus ehrenwerten Vorsitzenden, dem Bischof von Wincanton, gar nicht zu reden. Ich glaube, du hast ihn kennengelernt. Ein faszinierender Mann. Bemerkenswert, wie rührig er ist, trotz seiner so labilen Gesundheit. Er findet das Benehmen Sir Lancelots, bei dem er abgestiegen ist, zuzeiten recht bestürzend.
    Ich habe heute eine sehr interessante Berechnung angestellt», fuhr Miles fort. «Weißt du, daß du an den wenigen Abenden, die du hier verbrachtest, bereits zwei Drittel einer Whiskyflasche konsumiert hast?» Er lachte kurz und trocken auf. «Ich werde es dir auf deine Wochenrechnung setzen.»
    Auch ich lachte kurz und trocken auf.
    «Wäre doch ein Spaß, Gaston, wenn ich dir jeden Freitag eine Rechnung für Kost und Quartier präsentierte?»
    «Ich habe sowieso im Sinn, alter Junge», erwiderte ich, «morgen früh auszuziehen.»
    Das stimmte natürlich nicht, beweist aber, wie empfänglich ich selbst für den leisesten Wink bin.
    «Bleib, solang du willst, das ist doch klar», sprach Miles rasch weiter, aber er sah recht erleichtert aus. «Wir freuen uns alle höchlichst, dich im Haus zu haben, vor allem Klein-Bartholomew. Aber», fragte er nach einer Pause, «was beabsichtigst du nun wirklich zu tun?»
    «Ein ruhiges Zimmer zu mieten, Sir Lancelots Memoiren fertigzuschreiben und meinen neuen Roman zu beginnen.» Ich griff nach einer seiner Zigaretten. «Und das bringt mich zur Sache. Wie du weißt, hat mir Opa, knapp bevor ihn dieser Tiger fraß, in seinem Testament ein bißchen Geld vermacht, das du mir auszahlen sollst, wenn ich unbezweifelbar das Alter der Reife erlangt habe. Wie wär’s, wenn du mir eine kleine Anzahlung davon zukommen ließest?»
    «Das steht leider völlig außer Frage.»
    «Aber verdammt! Nur soviel, um die Miete und die Krämerrechnungen zu bezahlen, solange ich den Roman für meine neuen Verleger schreibe.»
    Miles warf mir einen jener Blicke zu, die er häufig bei der Königlichen Kommission einsetzte.
    «Halte mich bitte nicht für einen Sittenrichter, aber mich dünkt weit eher, du würdest es für die Unterhaltung eines jungen Frauenzimmers vergeuden.»
    «Das ist eine sehr unfreundliche Unterstellung —»
    «Durchaus nicht. Erinnere dich gefälligst an deinen letzten Besuch hier, zu Weihnachten. Damals gestandest du mir, ernsthaft in eine Dame verliebt zu sein, die du zu heiraten wünschtest. Ich glaube nicht, daß ich dich dieses Projekt seither erwähnen hörte.»
    «Ach ja, richtig», sagte ich. Komisch, wie schnell man derlei Dinge vergißt. «Das kam bloß daher, daß ich einen kleinen Fehler in der Diagnose machte.»
    «Dann gedenke ich dich bestimmt nicht zu ermuntern, ähnliche Fehler zu begehen. Du kannst versichert sein: wann immer du ein passendes Mädchen heiratest, werde ich dir eine Anzahlung geben - nach abgeschlossener Zeremonie. Bis dahin solltest du mit Freuden im Bewußtsein leben, einen derartigen Heckpfennig zu besitzen.»
    «Der bestimmt zu dem Zeitpunkt, da ich meine Hände darauf legen kann, verrottet sein wird», sagte ich kurz.
    Da ich wußte, daß es ebenso schwer war, Miles Geld abzuzapfen, wie Blut aus einer von Thrombose befallenen Krampfader, war ich entschlossen, das Thema fallenzulassen. Aber Miles fuhr fort:
    «Ich flehe dich an, dich wieder seriöser medizinischer Arbeit zuzuwenden statt diesem stumpfsinnigen Romaneschreiben. Wie du weißt, könnte ich dich leicht als Spitalsarzt im Temperenzlerspital von Tooting unterbringen -»
    «Mein lieber Junge! Wann wirst du’s dir endlich merken, daß ich wirklich nicht für den Arztberuf geschaffen bin?»
    «Aber zum Teufel, Gaston! Deine verschwendete Ausbildung -»
    «Keineswegs.» Ich faßte ihn ins Auge. «Somerset Maugham sagte, er könne sich für einen Schriftsteller kein besseres Training vorstellen als ein paar Jahre ärztlicher Betätigung. Und er sollte es wissen. Schließlich ist auch er Arzt.»
    Miles schnaubte. «Meiner Meinung

Weitere Kostenlose Bücher