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Eine Braut fuer Lord Sandiford

Eine Braut fuer Lord Sandiford

Titel: Eine Braut fuer Lord Sandiford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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sie mit ihrer Zunge diesen ernsten, ja grimmigen Mund geöffnet.
    Die Hitze stieg ihr ins Gesicht. Sie war daran gewöhnt, Leidenschaften zu erwecken, ohne jemals selbst davon ergriffen zu sein. Doch dieser verdammte Mann war so stark – so wundervoll.
    Und so unhöflich. Unverzeihlich unhöflich, rief Clarissa sich ins Gedächtnis, während sie ihren geröteten Wangen Luft zufächelte. Er sollte sich lieber genau überlegen, was er sagen würde, wenn er zu ihr käme, um sie um Verzeihung zu bitten.
    Dem Himmel sei Dank, dass er nicht gleichgültig ihr gegenüber war. Sie lächelte. Wenn er sich entschuldigen würde, wollte sie ihn ein wenig schmoren lassen.
    Plötzlich fiel ihr auf, dass sie schon eine ganze Weile allein gesessen und der Oberst noch immer nicht erschienen war. Zum Glück waren die Spieler an den Tischen um sie herum so beschäftigt, dass niemand den ungewöhnlichen Anblick einer einsam dasitzenden Miss Beaumont bemerkte. Sie stand auf und ging unbeobachtet zur Tür.
    Vielleicht war er aufgehalten worden. Möglicherweise hatte er ein paar seiner früheren Kameraden getroffen und war in eine Unterhaltung verwickelt worden. Als sie in die Eingangshalle trat, sah sie Grenville, Mountclare und Lord Alastair auf sie zukommen.
    "Ah! Unsere Göttin ist endlich wieder frei!" rief Grenville.
    Lord Alastair nahm ihren Arm. "Wir haben gesehen, dass Englemere aufgebrochen ist. Und dieser steife Oberst auch. Wie heißt er doch gleich?"
    "Sandiford", erwiderte Clarissa gedankenverloren, ehe sie Alastairs Bemerkung begriff. "Haben Sie gesagt, dass er den Ball verlassen hat?"
    "So steif, als ob er einen Billardstock verschluckt hätte. Ich habe ihn höflich gegrüßt, doch der Bursche achtete gar nicht auf mich, sondern stürmte einfach zur Tür hinaus." Alastair schüttelte den Kopf über diese schlechten Manieren. "Ich bin froh, dass ich niemals der Armee beigetreten bin, da man dort offenbar zu einem solchen Rüpel wird."
    Langsam begriff Clarissa, was geschehen war. Lord Sandiford war gegangen. Ohne Entschuldigung! Selbst ohne jemand anderen dazu zu verpflichten, sie nach Hause zu begleiten, obgleich sie ihm anvertraut worden war.
    Der Ärger, den sie gerade eben noch heruntergeschluckt hatte, loderte nun zu einem wahren Höllenfeuer auf.
    Ihr Blick verschleierte sich, und sie konnte kaum mehr klar sehen oder denken. Sie spürte nicht, dass Alastair ihr auf den Arm klopfte, und hörte auch nicht die Worte, die Mountclare zu ihr sprach.
    Dieser eingebildete, ungehobelte, prüde Einfaltspinsel! Wie konnte er es wagen, sie zu beleidigen und als ein oberflächliches Ding abzutun, ohne auch nur einen zweiten Blick auf sie zu werfen? Er hielt Frauen für unstet, und obendrein verurteilte er sie selbst, ohne auch nur irgendetwas von ihr zu wissen. Hatte ihn Sarah nicht als warmherzig, großzügig und besonnen beschrieben? Entweder hatte ihn der Krieg völlig verändert, oder dieser Oberst Sandiford ein Betrüger.
    Sie würde ihn keines Blickes mehr würdigen. Nein, das war zu wenig an Strafe. Sie wollte ihn auf die schärfste Weise abkanzeln, die ihr in den Sinn kommen würde. Dann erinnerte sie sich daran, wozu sie noch vor ein paar Augenblicken ihre Zunge und ihren Mund hatte verwenden wollen, und ihr Zorn steigerte sich noch.
    Sie würde ihn ermorden.
    Allmählich nahmen die Gesichter um sie herum wieder Gestalt an.
    "Miss Beaumont, fühlen Sie sich wohl? Sie sehen so aus, als ob Sie gleich ohnmächtig würden", sagte Grenville.
    "Darf ich Sie zu einem Stuhl führen?" drängte Lord Alastair.
    Clarissa schüttelte seinen Arm ab, da sie es in diesem Moment nicht ertrug, von jemand anderem als von ihm berührt zu werden. "Unsinn, ich bin noch nie in meinem Leben ohnmächtig geworden. Ich bin … ich bin ein wenig angespannt. Ein Spaziergang würde mir gut tun."
    "Lassen Sie uns mitkommen. Wir möchten nicht, dass Sie …"
    "Wie Sie wollen."
    Ihre Verehrer liefen verwundert, jedoch still neben ihr her, während sie durch die Eingangshalle eilte. Sie holte immer wieder tief Luft und versuchte, sich zu beruhigen. Als sie sich umdrehte, um in den Ballsaal zurückzukehren, trat ihr ein Mann aus einem der Vorzimmer entgegen.
    "Miss Beaumont!" Lord John Weston blieb vor ihr stehen. Anscheinend hatte er ihre geröteten Wangen und ihre Anspannung bemerkt, denn er sagte mit einer salbungsvollen Stimme: "Sie scheinen heute Abend sehr aufgebracht zu sein."
    Wunderbar! Gerade jetzt, da sie so wütend wie schon lange nicht mehr

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