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Eine Braut fuer Lord Sandiford

Eine Braut fuer Lord Sandiford

Titel: Eine Braut fuer Lord Sandiford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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gewachsen ist, was sich Lord John ausdenken kann."
    "Das werden wir sehen", erwiderte Weston und musterte Clarissa von Kopf bis Fuß, so dass sie sich vor Abscheu innerlich verkrampfte. Sie hatte das Gefühl, als ob gerade eine schleimige Schnecke über ihre Haut gekrochen wäre.
    "Ich halte es noch immer nicht für korrekt", beharrte Lord Alastair.
    Lord John lachte. "Auf wen setzen Sie?" Er wies auf Alastair. "Wetten Sie mit, Grenville?"
    Das Gesicht des Angesprochenen begann zu leuchten. Er war ein Mann, der dafür bekannt war, sechzig Pfund darauf zu wetten, welcher von zwei Regentropfen zuerst den unteren Fensterrand erreichen würde. Er konnte einer solchen Herausforderung nicht widerstehen. "Ich wette zwei zu eins auf Miss Beaumont."
    "Das geht aber wirklich zu weit", protestierte Alastair. Clarissa brachte ihn mit einem kurzen Wink zum Schweigen.
    Lord John hatte schon früher des Öfteren die Schicklichkeit missachtet; doch heute Abend ging er besonders weit. Ach, wäre sie doch ein Mann und könnte ihn bei "Jackson's" treffen, um ihm sein selbstgefälliges Gesicht gehörig zu vermöbeln! Doch da ihr diese Möglichkeit nicht gegeben war, wollte sie alles tun, seine Lüsternheit ein für alle Mal auszumerzen.
    "Was schlagen Sie vor, Lord John?" fragte sie aufgebracht.
    "Etwas Ungewöhnliches, etwas Tollkühnes. Sie sind bekannt dafür, eine gewisse schauspielerische Begabung zu besitzen, nicht wahr, Miss Beaumont? Wie wäre es mit einer Rolle, die Ihnen so gar nicht entspricht – an einem ganz neuen Ort. Das ist doch eine ausgezeichnete Idee."
    Sein verschlagenes Lächeln wurde noch breiter. "Ich würde vorschlagen, dass Sie noch heute Abend ein Blumenmädchen vor dem Covent Garden spielen. Und ich wette einhundert Pfund, dass Sie das nicht schaffen werden."
    Ihre Mutter würde wahrscheinlich einen Nervenzusammenbruch erleiden. In der Dunkelheit ohne Begleitung zum Covent Garden zu gehen war gefährlich, und wenn sie jemand, der dem Adel angehörte, erkannte, dann würde ihr Ruf auf immer ruiniert sein. Doch sie konnte es nicht zulassen, seine Herausforderung nicht anzunehmen.
    Voller Verachtung musterte sie ihn von oben bis unten. "Nur hundert Pfund? Aber warum sollten Sie viel riskieren? Ich werde die Rolle eines Blumenmädchens wesentlich überzeugender spielen als Sie die eines Gentleman. Alastair, meinen Umhang, bitte. Es scheint, als hätten wir in Kürze ein Rendezvous am Covent Garden."

6. Kapitel
     
    Sie hatte es tatsächlich geschafft.
    In dem Sonntagskleid ihrer Hausmagd wartete Clarissa eine Stunde später voller Unruhe darauf, dass die Kutsche, die sie zum Covent Garden brachte, im Schatten der Häuser anhielt. Sie hatte einen Veilchenstrauß bei sich, den ihr Grenville geschickt hatte, um das Kostüm zu vervollständigen.
    Auf dem Ball hatte Alastair noch längere Zeit versucht, die Gefahren und das Unschickliche dieses verrückten Abenteuers darzulegen. Lord John hatte jedoch versichert, dass die Herren auf der anderen Seite des Platzes stehen würden, um Clarissas Sicherheit zu garantieren. Dann hatte er sich zu Miss Beaumont gewandt und sie herausfordernd gefragt, ob sie es nicht doch lieber bleiben lassen wollte.
    Sie hätte eher zerbrochenes Glas geschluckt, als sich jetzt noch zurückzuziehen.
    Deshalb war sie nach Hause gefahren, um ein Kostüm zu finden, hatte ihren Umhang über das schäbige Kleid geworfen und eine Mietkutsche unter den Augen des immer noch nicht überzeugten Alastair genommen, um gemeinsam mit ihm zu dem verabredeten Treffpunkt zu fahren.
    Clarissa wartete, bis der Platz frei war von eleganten Kutschen. Dann stieg sie mit einem mutigen Gesichtsausdruck, der jedoch nur aufgesetzt war, aus und nahm ihren Posten an einer Ecke ein. Alastair schickte sie zu Grenville, Mountclare und Weston hinüber, damit er dort ebenfalls über sie wachen konnte.
    Ihr Blick blieb für einen Moment an Lord John hängen, und sie runzelte die Stirn. Obgleich ihm seine weit verzweigten Verbindungen mit vielen namhaften Familien überall Zugang verschafften, empfand sie seine Haltung zunehmend als unangenehm und abstoßend.
    Natürlich begehrte er sie – das taten die meisten Männer. Sie war sich dieser Tatsache bewusst, ohne auch nur den Anflug von Genugtuung zu verspüren; schließlich war ihr klar, dass sie für die ausladenden weiblichen Rundungen, die Männer so anziehend fanden, genauso wenig verantwortlich war wie für die Bäume, die im Park wuchsen. Gewöhnlich versuchte sie

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