Eine Braut fuer Lord Sandiford
einen Blick auf einen in Satin gekleideten Rücken und eine Unmenge hochgesteckter roter Haare werfen.
"Clarissa!" rief Englemere. "Hier sind wir endlich."
Sie blieben hinter ihr stehen. Die junge Frau schaute über ihre Schulter und sah sie mit ihren großen grünen Augen an, die Sandiford irgendwie bekannt vorkamen, auch wenn er im ersten Moment nicht wusste woher. Als sie ihn erblickte, verschwand sein halbherziges Lächeln.
"Sie!" rief Clarissa und brach in Lachen aus.
5. Kapitel
Ihr Gelächter tat Sandiford in den Ohren weh, und er suchte verzweifelt nach Worten. Ehe er sich entscheiden konnte, wie er die Dame, die er noch vor kurzem so unhöflich behandelt hatte, nun ansprechen sollte, ergriff sie selbst das Wort.
"Es ist nicht nötig, sich formell zu geben. Ich vermute, dass Sie inzwischen wissen, dass ich Clarissa Beaumont bin, Oberst. Es freut mich, Sie endlich auch offiziell kennen zu lernen. Und bitte nehmen Sie meine Entschuldigung an. Kein Wunder, dass Sie mir gegenüber so kurz angebunden waren."
"Miss Beaumont." Sandiford biss die Zähne zusammen und verbeugte sich. Er hätte doch darauf kommen können, dass eine Dame, die vor Sarahs Haus stand, eine Bekannte sein musste! Sicher, das auffallende rote Haar war von einem Hut und einem Schleier verdeckt gewesen; aber er hätte zumindest die außergewöhnlichen grünen Augen erkennen müssen. Wenn er nicht wieder einmal ein Opfer seiner sinnlosen Wut gewesen wäre …
Voll Verärgerung, dass er sich wie ein Narr benommen hatte, warf er dem Marquess einen raschen Blick zu. Doch als er sah, wie belustigt Englemere dreinblickte, schaute er rasch zur Seite.
"Sie kennen also Lord Sandiford bereits?" fragte dieser Clarissa.
"Wir haben uns beim Reiten getroffen."
Englemere schaute Sandiford fragend an.
"So könnte man sagen", erwiderte der Oberst knapp.
Unterdessen sprach Miss Beaumont mit den Männern, die um sie herum standen. Sandiford wurde ihnen vorgestellt und versuchte sich auf die einzelnen Gesichter zu konzentrieren, obgleich er noch immer verwirrt war. Ein paar Augenblicke später bat Clarissa ihre Verehrer, sie zu entschuldigen, und winkte sie dann fort, da Lord Englemere ihr eine Nachricht von seiner Frau übermitteln wollte.
"Gut gemacht, Clarissa. Sie haben nun beide die Gelegenheit, sich miteinander zu unterhalten, da ich sofort mit Sarah nach Hause fahre. Nein, keine Sorge! Sie ist nur ein wenig müde. Falls Sie nichts dagegen haben – ich bat Lord Sandiford, Sie später nach Hause zu begleiten."
"Wenn das nicht zu unbequem für Sie ist, Oberst? Setzen Sie sich doch neben mich." Sie wies auf einen Stuhl.
Nachdem er sich vor Lord Englemere verbeugt hatte, der es eilig zu haben schien, davonzukommen, setzte sich Sandiford. Zögernd sah er Miss Beaumont an.
Er hatte bereits beim ersten Blick feststellen können, dass Sarahs Freundin eine auffallend anziehende Frau war. Doch als er sie nun so nahe vor sich sah, verschlug ihm ihre Schönheit doch den Atem.
Er rief sich ins Gedächtnis, dass er eigentlich nicht anfällig für Schönheit und den damit meist verbundenen Hang zur Leichtfertigkeit war. Doch sein Körper wollte nicht auf seinen Verstand hören.
Das Licht der Kerzen ließ ihr flammend rotes Haar aufleuchten wie loderndes Feuer und bezauberte ihn. Der Duft von Rosen schien ihn zu umfangen und ließ ihn an sommerliche Hitze und weiche Haut denken. Ihre außergewöhnlich smaragdgrünen Augen und ihre sinnlichen Lippen mussten wohl jeden Mann entzücken. Verwirrt betrachtete er ihren schlanken Hals, die sanft gerundeten Schultern und die verführerischen Brüste. Das Blut pochte in seinen Schläfen, und seine Hände wurden feucht; sein Mund dagegen war auf einmal so trocken, dass es ihm unmöglich war, auch nur ein Wort zu stammeln.
Nach einem kurzen inneren Kampf vermochte schließlich doch seine Vernunft die Oberhand zu gewinnen. Er sah ihr wieder ins Gesicht, nachdem sein Blick bereits bis zu ihren Hüften herabgewandert war.
Clarissas Augen funkelten, und ihre selbstzufriedene Miene zeigte deutlich, dass sie seine Reaktion auf ihre Erscheinung bemerkt hatte.
Ihr wissender Blick ernüchterte ihn wie ein Schauer kalten Wassers. Wie viele hilflose Männer musste sie bereits mit diesem verführerischen Körper gequält haben? Wie viele Kostbarkeiten hatte sie bereits ihren verzauberten Verehrern abgeschwatzt? Was drohte gar einem Gatten, dessen Verstand ihm nicht mehr gehorchte, durch eine solche Frau?
Zweifellos ist
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