Eine Braut fuer Lord Sandiford
, der unbestrittenen Ballkönigin der feinen Gesellschaft, zustieß. Als die rauen Hände des Schurken über ihre seidenen Strümpfe glitten, fand sie sich jedoch schnell in der grimmigen Wirklichkeit wieder.
"Verdammt, sie ist tatsächlich eine Schönheit", schnaubte ihr Angreifer und strich ihr über das entblößte Bein.
Mit einer Kraft, die durch das Entsetzen und den Zorn angefeuert wurde, stieß sie ihn mit dem Knie und traf gleichzeitig mit der Faust seine Hand, die das Messer hielt. Da er weiteren Widerstand anscheinend nicht erwartet hatte, stolperte der Mann zur Seite und ließ sie für einen Augenblick los, wobei sein Messer abrutschte und einen Schnitt in ihrer Schulter hinterließ. Clarissa rannte schreiend davon.
Sie war schon ein Stück gelaufen, als sie auf eine große, kräftige Gestalt traf. Verzweifelt klammerte sie sich an deren Arm.
Mit einem eisernen Griff wurde sie gepackt. Ihr Kopf wurde gegen den Mantel des Mannes gedrückt, so dass sie nicht länger schreien konnte. "Beruhige dich, Mädchen. Ich werde dir nichts tun."
"Such dir deine eigene Hure!" Mit einem lauten Brüllen stürzte sich der Angreifer auf sie.
Der Mann zog Clarissa rasch hinter sich und wandte sich dann dem Gegner zu. Mit seinem Spazierstock schlug er ihm auf die Hand, die das Messer hielt, und verpasste ihm dann einen harten Hieb in die Nierengegend. Grunzend wankte der Schurke und fasste nach dem Arm des Mannes.
In diesem Augenblick näherten sich Schritte, und jemand stürzte in die Gasse. "Hierher!" rief Clarissas Verteidiger. Der andere Mann versetzte dem Halunken einen Schlag gegen den Rücken, und wenige Sekunden später hatten die beiden den Angreifer gegen die Wand gedrückt und entwaffnet.
"Ich habe sein Messer, Sir", erklärte der zweite Mann. "Hat er versucht, Sie auszurauben?"
"Nein, er hat diese Dame angegriffen. Sind Sie Soldat?"
"Ja, Sir. Feldwebel Brown vom fünfundneunzigsten Regiment."
"Gut gemacht, Feldwebel. Können Sie diesen Burschen zu einem Richter bringen? Ich werde nachkommen und die Kosten tragen, sobald ich die Dame in Sicherheit gebracht habe."
"Ich habe nichts getan", winselte der Angreifer. "Luder, die auf der Straße herumstehen, wollen doch nichts anderes. Ich hatte nur vor …"
"Bringen Sie ihn zum Schweigen, Feldwebel."
Clarissa vernahm einen harten Schlag und ein Stöhnen, als der Schurke die Wand entlang zu Boden rutschte.
Ihr Retter wandte sich nun ihr zu. "Sind Sie verletzt, Miss?"
Ein Krampf erfasste Clarissas Magen, als sie mit einem Mal die kultivierte Stimme ihres Retters erkannte. Oberst Lord Sandiford. Rasch hob sie den Kopf und sah die ihr inzwischen vertrauten Gesichtszüge im schimmernden Licht der Fackeln.
Bestürzung und Scham machten sich in ihr breit. Sie schuldete diesem Mann mehr, als sie jemals zurückzahlen konnte. Warum nur musste gerade er sie in dieser verwegenen und idiotischen Kleidung finden?
"Nein. Ich danke Ihnen, Sir." Sie zog sich die Kapuze mit zitternden Fingern tiefer ins Gesicht und versuchte, ihre Stimme verschwommen klingen zu lassen.
"Wieso halten Sie sich so spät in der Nacht allein an einem solchen Ort auf?" fragte er, als er sie aus der Gasse führte. "Es ist hier viel zu gefährlich."
"Meine … meine Begleitung sprach gerade mit Freunden und …"
In diesem Augenblick stürzte Alastair auf sie zu. "Clarissa! Mein Gott, was ist geschehen? Als ich einen Blick zu der Stelle warf, wo Sie gerade noch gestanden hatten, waren Sie nicht mehr da …"
Oberst Sandiford blieb wie vom Donner gerührt stehen. Langsam wandte er sich zu ihr und sah sie an. "Miss Beaumont?" fragte er mit ungläubig klingender Stimme.
Ihre Knie zitterten, und sie empfand das verzweifelte Bedürfnis zu weinen. Welch eine grauenvolle Katastrophe war ihr aufregendes Abenteuer doch geworden!
Sie holte tief Luft und richtete sich auf. Auf keinen Fall durfte sie ihre Torheit nun auch noch steigern, indem sie sich in ein hilfloses Nervenbündel verwandelte – ganz gleich, wie demütigend es sein mochte, beobachten zu müssen, wie dieses markante Gesicht sich angewidert verzog.
"Oberst, ich danke Ihnen noch einmal für Ihre große Hilfe. Jetzt möchte ich nach Hause gehen."
Grenville, Mountclare und Weston traten zu der kleinen Gruppe. "Aha!" Lord John lachte selbstzufrieden. "Habe ich Ihnen nicht versprochen, dass sie es keine Stunde durchhalten würde?", sagte er höhnisch.
Sandiford wandte sich an Lord John. Sein Gesicht, das nun von einer Straßenlaterne
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