Eine Braut fuer Lord Sandiford
erhellt wurde, zeigte die größte Verachtung, als er Weston von Kopf bis Fuß musterte. "Wollen Sie damit sagen, Sir, dass Sie diese Dame nur zu Ihrem eigenen Vergnügen hierher gebracht haben?"
"Es war eine Wette, Sandiford", erklärte Grenville.
"Und es war ganz harmlos. Wir befanden uns in der Nähe, auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes. Jederzeit bereit, sie zu beschützen."
"Man hat ja gesehen, wie viel Ihr Schutz genutzt hat!" Die Hand des Obersts, die noch immer auf Clarissas Arm lag, krallte sich zusammen. "Sind Sie alle nicht nur töricht, sondern auch wahnsinnig? Ein so skandalös gewissenloses Verhalten könnte nicht nur ihren Ruf ruinieren, sondern hätte ihr beinahe körperlichen Schaden zugefügt."
Die Männer sahen beschämt aus. Nur Lord John hob das Kinn. "Was für ein Recht haben Sie, Sir, uns zu verurteilen?"
Der Oberst erwiderte nichts, sondern schaute Weston nur mit einem so finsteren Blick an, dass die anderen Männer einen Schritt zurückwichen. Lord John jedoch rückte keinen Zoll von der Stelle, bis Sandiford schließlich leise sagte: "Ich werde Sie später zur Rechenschaft ziehen, Sir . Jetzt muss ich erst einmal Miss Beaumont nach Hause begleiten. He, du da, Bursche!" Er rief einen der beiden Jungen zu sich, die noch immer mit den Würfeln spielten. "Hol uns eine Mietdroschke."
Weston stand reglos da, während Grenville und Mountclare unruhig von einem Fuß auf den anderen traten. Lord Alastair ging auf den Oberst zu. "Sie haben völlig Recht, Lord Sandiford", sagte er mit einer Stimme, in der sich unüberhörbar seine tiefe Scham widerspiegelte. "Ich wusste von Anfang an, dass dieser Scherz …"
"Genug!" rief der Oberst aufgebracht. "Gehen Sie – Sie alle! Und wenn ich auch nur ein einziges Wort über die Ereignisse dieses Abends irgendwo vernehme, dann werde ich Sie alle zur Rechenschaft ziehen. Ich kann mir allerdings kaum vorstellen, dass einer von Ihnen freiwillig zugeben würde, an einer so erbärmlichen Torheit beteiligt gewesen zu sein."
Die Männer warfen sich entsetzte Blicke zu und machten Anstalten, davonzueilen. Doch Weston blieb weiterhin stehen. "Sich zu duellieren", sagte er mit einer Stimme, die, wie Clarissa zugeben musste, erstaunlich gelassen klang, "ist leider ganz und gar aus der Mode gekommen, Lord Sandiford. Allerdings nehme ich kaum an, dass jemand in Ihrer … Ihrer Lage viel von den modischen Gepflogenheiten weiß."
"Faustkampf jedoch scheint sehr in Mode zu sein", erwiderte der Oberst, der Westons Beleidigung nicht einmal einer Antwort für wert befand. "Richtig angewandt ist er genauso wirksam wie eine Kugel. Wenn Sie Ihren dürren Hals retten wollen, rate ich Ihnen, mir zumindest dieses Wissen zuzugestehen." Er drehte Weston verächtlich den Rücken zu und schaute die Gasse hoch, wo der Soldat gerade Clarissas inzwischen bewusstlosen Angreifer in Richtung Covent Garden zog.
"Sind Sie verletzt, Feldwebel?" rief Sandiford ihm zu.
"Nein, Sir", keuchte der Soldat. "Nur etwas außer Atem."
"Dann gehen Sie lieber nach Hause." Aus der Stimme des Obersts klang ein wenig Belustigung.
Der Feldwebel murmelte etwas Unverständliches und ließ den Schurken fallen. "Ich habe kein Zuhause. Wir wurden von unserem Land vertrieben, und meine Mutter kann nicht noch einen weiteren Mund stopfen. Deshalb bin ich hier."
Während Sandiford die abgerissene Gestalt des Feldwebels begutachtete, erkannte Clarissa ihn plötzlich als den schweigsamen Trinker, den sie zuvor auf der Straße gesehen hatte.
"Das ist trotzdem keine Entschuldigung, diese stolze Uniform zu entwürdigen, indem Sie sich dem Alkohol hingeben. Das fünfundneunzigste Regiment hat unschätzbare Dienste geleistet. Ich kann mich schon gar nicht mehr erinnern, wie oft einer eurer Soldaten meinen Hals gerettet hat. Können Sie lesen, Feldwebel?" Als der Mann nickte, fischte der Oberst eine Karte aus seiner Tasche und drückte sie ihm in die Hand. "Hier ist meine Visitenkarte. Kommen Sie morgen zu mir. Ich habe ein Herrenhaus auf dem Land, das dringend hergerichtet werden muss. Wenn Sie irgendetwas von Landwirtschaft verstehen, könnten Sie mir behilflich sein."
Der Soldat schaute auf die Karte in seiner Hand und salutierte dann. "In Ordnung, Oberst. Das werde ich, Sir!"
In diesem Augenblick traf die Mietdroschke ein, und Sandiford half Clarissa in die Kutsche.
"Wohin geht es, Miss Beaumont?" erkundigte er sich, wobei seine Stimme plötzlich wieder kühl und unpersönlich klang.
Er musste sie
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