Eine Braut fuer Lord Sandiford
dass ich mir damals den Ruf erworben habe, der auch jetzt noch zu gelten scheint; dass ich nämlich einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben muss."
"Schließlich hat er Sarah gefunden, nicht wahr?"
Sandiford nickte wissend. "Das stimmt."
"Nachdem ich genug Geld zusammenhatte, um zumindest Brot auf den Tisch zu bekommen, drängte mich Waterman dazu, etwas Geld in die Börse zu investieren. Harolds Vater war einer der ersten Adeligen, die dort handelten; er ist dementsprechend wohlhabend geworden. Harold hat seine Fähigkeiten und seine Kontakte geerbt."
Waterman zuckte mit den Achseln. "Es ist ganz einfach. Reine Logik."
"Sie sehen, dass er sehr bescheiden ist, Sandiford. Ein guter Börsenmakler besitzt mehr als reine Logik. Das Spiel der Zahlen fasziniert Harold, wohingegen ich besonders gern investiere."
"Nicholas weiß, wo man investieren muss", erklärte Waterman. "Das hat ihn auch reich gemacht."
"Nicht halb so reich wie den armen Harold. Er ist inzwischen ein so begehrter Junggeselle, dass er sich im Club verstecken muss, um den heiratswütigen Töchtern aus dem Weg zu gehen."
Waterman schüttelte sich, und Englemere lachte laut. Da Sandiford jedoch so bald wie möglich zum eigentlichen Thema kommen wollte, sagte er: "Nun, ich gratuliere Ihnen beiden zu Ihrem Erfolg. Aber wie Sie wissen, habe ich kein Bargeld, das ich investieren oder mit dem ich spielen könnte."
"Geduld, Oberst", sagte Englemere mit einem belustigten Blitzen in seinen Augen. "Ich habe Harold heute aus mehreren Gründen hierher gebeten. Zum einen sind seine Kontakte in der Finanzwelt viel besser als meine. Ich nahm mir die Freiheit, ihm Ihre Absichten mitzuteilen, und bat ihn deshalb, sich potenzielle … nun, potenzielle Kandidatinnen zu überlegen. Zum anderen könnte Harold, wenn Sie nach der nächsten Ernte ein wenig Kapital übrig haben, Ihnen die geeigneten Wege vorschlagen, wie man es zu vermehren vermag. Und schließlich ist er in der Lage, Ihnen finanzielle Mittel zu den besten Bedingungen diskret und sofort zu verschaffen, bis Ihre Pläne Früchte getragen haben."
Sandiford spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. "Ich versichere Ihnen, dass ich …"
"Sie sollen nur wissen, dass diese Möglichkeit besteht. Vergessen Sie nicht, dass auch ich mich in derselben Situation wie Sie befand und schon überlegte, ob eine Kugel nicht das Beste für mich wäre." Einen Moment lang legte sich ein Schleier über seine Augen, als ob er sich wieder in der Vergangenheit befände. "Ach, da ist ja Richardson. Ich muss mit ihm sprechen."
Englemere erhob sich. "Ich lasse Sie mit Harold allein, damit Sie sich ein wenig unterhalten können. Sind Sie noch immer entschlossen, eine reiche Erbin aus Bürgerkreisen zu heiraten?"
Sandiford nickte. Im Augenblick schien er nichts anderes tun zu können, als zuzustimmen. Es war bereits beschämend genug, dass Englemere seine Lage mit diesem Fremden besprochen hatte; doch schon bald würden die Umstände, in denen er sich befand, allgemein bekannt sein. Wenn der Marquess, der sich bisher als ein wirklicher Freund erwiesen hatte, meinte, dass Watermans Rat ihm helfen könnte, seine Ziele rascher zu erreichen, so musste er seinen Stolz hinunterschlucken und sich den Gegebenheiten endlich fügen.
"Ich möchte Ihnen für Ihre Bemühungen danken, Englemere …"
"Unsinn." Der Marquess winkte ab. "Wie Sie wissen, ist die Schuld, in der ich bei Ihnen stehe, wesentlich größer. Ich bin mir sicher, dass Ihnen Harold verschiedene Möglichkeiten vorzuschlagen hat." Damit ging er davon.
Sandiford spürte, dass ihm erneut die Schamröte ins Gesicht stieg. Es war noch sehr viel demütigender, als er bisher angenommen hatte, über seine künftige Heirat öffentlich zu sprechen.
Dennoch zwang er sich, den Mann ihm gegenüber anzusehen.
"Ich muss auch Ihnen danken, Mr. Water…"
"Nennen Sie mich Harold", sagte er lächelnd und fügte dann hinzu: "Ja, die Ehe." Er schüttelte den Kopf. "Eine traurige Angelegenheit. Aber dennoch eine Pflicht."
Aus unerklärlichen Gründen ließ Sandiford diese kurze Zusammenfassung seiner bedrückenden Situation etwas aufleben. "Leider. Lord Englemere meinte, dass Sie ein paar … ein paar Vorschläge für mich hätten? Es ist sehr freundlich von Ihnen, sich für mich zu verwenden. Ich bin Ihnen sehr dankbar."
Waterman winkte ab. "Er ist mein bester Freund. Ich würde alles für ihn tun. Für Sarah übrigens auch."
Sandiford fühlte mit einem Mal eine nähere Verbundenheit
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