Eine Braut fuer Lord Sandiford
zu diesem Mann. "Sie … Sarah hat Ihnen etwas bedeutet?"
"Ich bin für sie sogar auf einen Ball gegangen."
Der Oberst vermutete, dass dies für ihn ein großes Zugeständnis bedeutet haben musste. Aber er verstand durchaus, dass er von Sarah angezogen war.
Waterman war ein Bär von einem Mann, der von Sarahs natürlicher Liebenswürdigkeit, ihrer inneren Ruhe und ihrer Schönheit betört gewesen sein musste. Trauerte auch er darum, sie an seinen Freund verloren zu haben? Vielleicht, denn bisher hatte er anscheinend noch keine andere Frau gefunden.
Waterman seufzte. "Es war nichts zu machen. Sie liebte Nicholas, das wissen Sie ja."
Auch Sandiford hätte am liebsten geseufzt. "Ja, das weiß ich."
"Sie hat allerdings Schwestern. Würden Sie eine von ihnen in Erwägung ziehen?"
"Sie meinen, ich sollte eine von Sarahs Schwestern heiraten?" Würde er im Gesicht seiner Gattin nicht stets die Züge seiner geliebten Sarah vor sich sehen?
Die Vorstellung entsetzte ihn, und ein Schauder lief ihm über den Rücken. "Ich … ich brauche eine Braut mit Geld."
"Sie sind inzwischen wohlhabend. Nicholas hat ihnen die Mitgift gestellt."
Wahrhaftig eine großzügige Geste. Sandifords Respekt für Englemere nahm noch weiter zu. "Das war sehr freundlich von ihm. Aber ich denke nicht …"
"Schon verstanden", unterbrach ihn Waterman mit einem kurzen Nicken. "Es muss also jemand aus der Finanzwelt sein."
"Wenn Sie Vorschläge in dieser Richtung hätten, wäre ich Ihnen sehr dankbar dafür, Harold."
Kurz darauf kehrte der Marquess zu den beiden Männern zurück. Als sie ihre zweite Flasche Wein öffneten, hatten sie bereits drei reiche Geschäftsleute mit Töchtern im richtigen Alter auf ihrer Liste. Waterman nahm an, dass die stolzen Väter gesellschaftliche Ambitionen besaßen. Englemere empfand es zudem als ein deutliches Plus, dass es keiner der genannten Männer ausschließlich auf einen Schwiegersohn aus Adelskreisen abgesehen hatte.
"Soll ich die Herren kontaktieren?" erkundigte sich Sandiford, der sich plötzlich entsetzt ausmalte, einen Fremden ansprechen zu müssen, um seinen Titel für die Hand seiner Tochter darzubieten.
Da er bei weitem lieber noch einmal Waterloo durchgestanden hätte, war er erleichtert, als Waterman den Kopf schüttelte. "Nicholas redet mit ihnen. Er ist sehr gewandt in solchen Dingen."
"Harold hat Recht. Es ist das Beste, wenn eine neutrale Person den ersten Kontakt herstellt. Sobald ich mich umgeschaut habe, werde ich es Sie wissen lassen. Wären Sie dann willig, sich mit einem der Kandidaten zu treffen? Zum Lunch oder Dinner, würde ich vorschlagen. Harold und ich könnten mitkommen, damit das erste Zusammenkommen wie ein geschäftliches Unternehmen wirkt."
Sandiford atmete erleichtert auf. "Das würden Sie für mich tun? Sie sind beide wirklich sehr großzügig."
Waterman lachte. "Ich esse, und Nicholas redet. Die Herren haben allesamt gute Köchinnen."
"Dann hätten wir das also geregelt. Ich werde Ihnen in ein oder zwei Tagen Bescheid geben, sobald ich etwas arrangiert habe", erklärte Englemere.
Der Oberst erhob sich; die selbstlose Hilfe der beiden verwirrte ihn noch immer. "Ich bin Ihnen zutiefst verbunden", sagte er und verbeugte sich.
Waterman schüttelte den Kopf. "Sie haben als Soldat für England gekämpft. Wir stehen in Ihrer Schuld." Er reichte ihm die Hand.
"Ich danke Ihnen." Sandiford hatte das Gefühl, als ob er unverdientermaßen den Dank für all die Soldaten entgegennahm, die gekämpft hatten und gefallen waren. Dabei war er der Armee nur deshalb beigetreten, weil er einer Zukunft entfliehen wollte, die ihm nicht gefiel.
Doch nun musste er genau dieser Zukunft in die Augen sehen. Er musste sich des Vertrauens dieser Männer würdig erweisen. "Lassen Sie es mich wissen, wenn alles arrangiert ist."
Drei Tage später nahm Clarissa ihren Tee bei Sarah im Salon ein. Sie hatte ihre Mutter mühelos davon überzeugt, dass ihre Freundin, die wieder in anderen Umständen war, für ein paar Tage ihre Hilfe benötigte.
Sie wollte zumindest so lange bleiben, bis ihre Schulter wieder mehr oder weniger verheilt war. Becky zeigte sich als viel diskreter, als ihre eigene Zofe jemals sein würde.
Vielleicht brauchte sie die französische Dienerin auch gar nicht mehr. Denn sie war überzeugt, dass diese als Erste die Neuigkeiten weitergeben würde, sollte trotz Sandifords gegenteiliger Beteuerungen etwas von ihrer Eskapade an die Öffentlichkeit dringen. Von Stund an würde
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