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Eine Braut fuer Lord Sandiford

Eine Braut fuer Lord Sandiford

Titel: Eine Braut fuer Lord Sandiford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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Moment hallten Kanonenund Gewehrfeuer, das Brüllen der Soldaten und das Schreien der Verwundeten in seinen Ohren wider. Ein Schauder lief ihm über den Rücken, und er unterdrückte die Erinnerung, so gut es ging. "Ein blutiges Geschäft. Aber wie Sie sehen, bin ich nun in Sicherheit. Sie haben sich in London niedergelassen?"
    "Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass ich durch meinen Aufenthalt hier Extrakosten verursache. Lady Avery – du erinnerst dich sicher noch an meine gute Freundin Amelia – bestand darauf, mich hierher zu bringen, und jetzt lebe ich sehr zurückgezogen. Ich gehe abends niemals aus. Einer der Gründe, warum ich mich überhaupt darauf einließ, hierher zu kommen, war der Umstand, dass Schloss Sandiford zu kostspielig wurde. Ich habe Mrs. Hawkins angewiesen, die beiden Zofen zu entlassen und alles abzusperren. So sparen wir uns Kohle und Lebensmittel." Sie lächelte. "Du siehst, ich gebe mir wirklich Mühe."
    Sandifords Schamgefühl wurde noch größer, als er sich vorstellte, dass seine Mutter, die an Luxus gewöhnt war, sich sogar die kleinsten Notwendigkeiten versagte. "Glauben Sie, dass ich Ihnen nicht einmal Essen und ein Dach über dem Kopf vergönne?"
    "Selbstverständlich nicht. Aber ich hatte noch einen anderen Grund, weshalb ich dich so schnell wie möglich sehen wollte."
    Als der Tee kam, schwiegen sie für eine Weile, und Sandiford fragte sich, was seine Mutter von ihm wollte. Auch wenn sie äußerlich unverändert zu sein schien, so hatte sich die fröhliche, frivole Schönheit, an die er sich erinnerte, in eine ernste, stille Frau verwandelt; er erkannte sie kaum wieder. Die Tatsache, dass sie sich der Erfordernis, wirtschaftlich denken und handeln zu müssen, überhaupt bewusst war, grenzte nahezu an ein Wunder, das seinen Hass auf sie nun ein wenig milderte.
    Als sich der Diener zurückgezogen hatte, stellte Sandiford seine Tasse ab. "Wie kann ich Ihnen zu Diensten sein, Madam?"
    Zuckte sie zusammen, oder bildete er sich das nur ein? "Ich habe unsere … unsere Lage mit dem Notar besprochen. Stimmt es, dass wir unsere Kosten bis zur nächsten Getreideernte decken könnten, wenn wir Schloss Sandiford vermieten?"
    Seine Mutter wollte über ihre finanzielle Situation sprechen? Er hätte schwören können, dass sie keine Ahnung hatte, ob auf ihrem Land Flachs oder Rüben wuchsen. Für einen Moment war er zu verblüfft, um zu antworten.
    "Vielleicht", erwiderte er schließlich, als er sich wieder gefangen hatte. Er versuchte sich seine Mutter als eine geschickte Haushälterin vorzustellen, schaffte es jedoch nicht. "Ich bezweifle allerdings, dass wir einen Mieter finden, wenn sich das Haus in so schlechtem Zustand befindet, wie Jeffers mir berichtete, als er in Paris zu mir stieß. Außerdem habe ich mich nun entschlossen, Ihrem Wunsch zu entsprechen, mir endlich eine Braut mit großer Mitgift zu suchen. Sie werden sich hoffentlich schon bald keine Gedanken mehr über das lecke Dach oder den Preis der Kohle machen müssen."
    "Aber wenn wir das Schloss vermieten könnten, müsstest du doch nicht so schnell heiraten, nicht wahr?"
    Sandiford winkte ungeduldig ab. "Wir würden die Katastrophe vielleicht noch ein Jahr aufschieben können. Aber um das Haus tatsächlich wieder herrichten zu können, gibt es keine andere Möglichkeit, als eine passende Ehe einzugehen."
    Diese verabscheuungswürdige Angelegenheit und die Rolle, die seine Mutter dabei gespielt hatte, dass es überhaupt so weit hatte kommen müssen, machten es ihm noch immer nicht möglich, gelassen darüber zu sprechen. "Warum raten Sie mir nun plötzlich zu einem Aufschub?"
    "Ich möchte nicht, dass du eine so wichtige Entscheidung überstürzt fällst und dann für den Rest deines Lebens unglücklich bist, wie du das während der letzten paar Jahre gewesen bist. Nein, ich muss es endlich aussprechen!" Viscountess Sandiford bat ihren Sohn, sie nicht zu unterbrechen. "Ich habe mich geirrt, Michael. Damals glaubte ich, das Richtige für uns beide zu tun, aber das stimmte nicht. Ich hätte mich nicht zwischen dich und Sarah stellen dürfen. Ich hätte dich nicht ständig auf deine so genannte Pflicht hinweisen sollen, bis dir nichts anderes mehr übrig blieb, als zur Armee zu fliehen."
    Gab sie ihre Schuld etwa zu? Sandiford saß starr, mit zusammengebissenen Zähnen da und konnte kaum begreifen, was er da hörte.
    "Ach, Michael, du und Sarah, ihr seid zusammen aufgewachsen. Du kanntest die Welt nicht. Ich hielt deine

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