Eine Braut fuer Lord Sandiford
Liebe für die Verliebtheit eines jungen Mannes, die vorübergehen würde, sobald er andere Mädchen der Gesellschaft treffen würde. Ich habe Sarah nicht ernst und meine eigenen Erfahrungen für zu wichtig genommen." Ihre Stimme wurde sanfter. "Es ist jetzt zu spät, um noch etwas zu bewirken. Aber es tut mir unendlich Leid."
Er versuchte noch immer zu verstehen. Er wusste zwar, dass seine Mutter mit Sarah Frieden geschlossen hatte; aber zuzugeben, dass sie sowohl deren Stärke als auch ihre Liebe zueinander unterschätzt hatte … Er seufzte. "Auch mir tut es Leid, Mutter."
Sie holte tief Luft, und ihre Augen schimmerten verräterisch. "Wenn es dir irgendetwas bedeutet – ich habe ebenfalls gelitten. Von meinem einzigen überlebenden Kind mit einer solchen Verachtung und einem solchen Hass angesehen zu werden, dass es sich nicht einmal die Mühe machte, mir mitzuteilen, ob es noch am Leben ist! Während der letzten Schlachten wäre ich vor Sorge wohl wahnsinnig geworden, wenn Sarah nicht so freundlich gewesen wäre, mir Nachrichten von dir zu bringen." Sie wischte sich ungeduldig über die Augen. "Aber diese Zeit hat mich dazu gezwungen, der Wahrheit ins Gesicht zu blicken. Nebenher habe ich sogar sinnvolle Dinge gelernt, wie zum Beispiel Betttücher flicken oder Säume einnähen. Du siehst also, dass wir es schaffen können. Wähle deine Braut mit Bedacht, und handle nicht überstürzt. Nicht diesmal."
Er konnte sich beim besten Willen nicht ausmalen, wie seine Mutter über Näharbeit gebeugt aussehen mochte. "Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie du ein Betttuch flickst."
Sie lachte leise. "Oh, ich bin eine ausgezeichnete Hausfrau geworden. Ich habe gelernt, dass es wesentlich wichtigere Dinge als schöne Kleider, Juwelen und die Bewunderung der Gesellschaft gibt. Wie zum Beispiel das Leben meines Sohnes, seine Rückkehr, die Freude, ihm wieder ins Angesicht blicken zu dürfen."
Plötzlich erinnerte er sich an die Mutter seiner Kindheit – jenes fröhliche, charmante und unvorstellbar schöne Wesen, das trotz der Proteste der Zofe den schmutzigen Jungen, der in ihre ausgebreiteten Arme lief, lachend hochhob und seinem Geplapper lauschte. Eine wahre Prinzessin, die er ebenso wie sein Vater aus tiefstem Herzen bewundert hatte. Von ihren wohlhabenden Eltern und später ihrem hingebungsvollen Gatten verwöhnt, war es nicht verwunderlich, dass sie es schwierig fand, die plötzliche Not und die Einsamkeit als junge Witwe zu ertragen.
"Ich hätte dir schreiben sollen. Es tut mir Leid, Mutter." Er nahm ihre zitternden Finger.
Sie hielt seine Hand fest, zog sie an ihre Lippen und küsste sie. "Vergib mir", flüsterte sie, und Tränen standen in ihren Augen.
Der Hass, den er so lange gegen sie empfunden hatte, begann zu schwinden. Sie hatte tatsächlich gelitten; er konnte es in ihren Augen erkennen, die von einem Trauerschleier überzogen waren. Sie hatte wegen eines Fehlers gelitten, den sie nur begangen hatte, weil sie es für das Beste für ihren Sohn und sich hielt. Wie konnte er ihr da noch länger einen Vorwurf machen?
"Vergib auch mir, Mutter. Ich habe mich als Sohn ebenfalls falsch verhalten."
"Unsinn! Ich bin so stolz auf alles, was du erreicht hast. Selbst wenn ich dich nie wieder sehen dürfte, so würde ich doch die glücklichste Frau der Welt sein, weil ich einen solchen Sohn haben darf."
Wenn es endlich an der Zeit war, die Träume der Vergangenheit zu vergessen, so war es auch an der Zeit, seinen Zorn und seinen Hass zu besiegen. Auch wenn er sechs Jahre der Bitterkeit nicht in einem einzigen Augenblick vergessen konnte, so wünschte auch er sich, endlich wieder in den Familienkreis zurückzukehren, den er abgelehnt hatte, seitdem er Sarah an Englemere verlor. "Ich hoffe sehr, dass sich dieser Eindruck nicht wandelt, wenn du mich wieder öfter siehst. Ich möchte dich jedenfalls in Zukunft viel häufiger sehen. Wir sollten irgendwo ein Zuhause aufbauen, Mutter – hier oder in Schloss Sandiford. Jedenfalls zusammen."
"Dann vergibst du mir also?" fragte sie voller Hoffnung.
"Lass uns einander vergeben." Voll Zuneigung, die sich auf einmal wie ein lange verschütteter Bach wieder an der Oberfläche zeigte, lächelte er sie an.
"Willkommen zu Hause, liebster Sohn." Mit einem Schluchzen lief sie in seine ausgestreckten Arme.
Ein paar Stunden später kehrte Sandiford in den "White's Club" zurück, da er eine Nachricht von Englemere erhalten hatte, ihn dort noch einmal zu treffen. Die
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