Eine Braut fuer Lord Sandiford
demütigend!" stimmte die kleine Blonde zu.
"Ich könnte keinen Ehemann ertragen, der mich in eine beschämende Lage brächte", erklärte Deidre. "Wenn man noch seine abstoßende Hand dazuzählt, kann er doch niemals infrage kommen."
"Aber …"
"Ach, Maryanne", unterbrach Deidre ihre Freundin mit einem Lachen. "Du bist viel zu gutmütig. Wenn du einen Mann in Uniform willst, dann suche dir einen anderen; es gibt genug gut aussehende Herren aus wohlhabenden Familien. Du solltest nicht einmal einen Gedanken an diesen Krüppel verschwenden. Bist du so weit, Arabella? Bixby hat mich um den nächsten Walzer gebeten, und ich möchte ihn nicht warten lassen." Sie zwinkerte ihren beiden Begleiterinnen zu. "Zehntausend im Jahr, sagt Mama, und ein ansehnliches Stadthaus dazu. Viel besser als eine abgestorbene Hand und ein Rock voller Auszeichnungen, Maryanne."
Clarissa wagte nicht, den Mund zu einem Abschiedswort zu öffnen, da sie sonst nicht hätte an sich halten können; sie nickte ihnen nur zu. Doch als die Brünette den Freundinnen folgen wollte, hielt sie das Mädchen am Ellbogen fest.
Deren Augen weiteten sich vor Überraschung. "Miss Beaumont?"
"Miss Maryanne … Bennett , nicht wahr? Lady Arundels Enkelin? Könnten Sie mir sagen, über welchen Soldaten Sie gerade gesprochen haben?"
Das Mädchen schien Clarissas Ärger zu spüren. "Über … über Leutnant Alexander Standish vom Zehnten Husarenregiment. Ist er ein … ein Verwandter von Ihnen? Bitte, Miss Beaumont, wir wollten nichts …"
"Nein, wir sind nicht verwandt", schnitt Clarissa ihr das Wort ab. "Aber jeder Engländer sollte die Soldaten ehren, die im Dienst ihres Vaterlandes gekämpft haben und verwundet worden sind. Ich bin froh, dass zumindest Sie mit mir übereinzustimmen scheinen."
"Ja … ja, natürlich! Aber Sie dürfen nicht glauben …"
"Sie sollten jetzt gehen. Ihre Freundinnen werden schon auf Sie warten." Clarissa gab ihr zu verstehen, dass sie jetzt gehen konnte.
Die Brünette sah mit gequältem Gesicht zur Tür und dann wieder zu Miss Beaumont; sie schien nicht zu wissen, ob sie dem Wunsch der Dame, die sie anscheinend bewunderte, nachkommen oder ihre Freundinnen verteidigen sollte. Sie schluckte, machte einen Knicks und flüsterte: "Es tut mir Leid, Miss Beaumont." Dann lief sie eilig hinaus.
Bixby! Ein Mann mit gierigen Händen – sie hatte von ihm gehört. Die wählerische Miss Deidre zog einen dicken, schmeichlerischen Nichtsnutz einem Soldaten vor, der die Hölle der Schlachten überlebt hatte und verwundet nach Hause zurückgekehrt war?
So wie eine gewisse Lady Barbara anscheinend auch. Clarissa rief sich die derzeit umschwärmten unverheirateten Damen vor Augen und erinnerte sich schließlich an Lady Barbara Childress. Eine sanfte, hübsche Brünette, die sich nach einem jungen Soldaten verzehrt hatte. Auch an die Mutter des Mädchens, die herrschsüchtige Countess of Wetherford, konnte sie sich erinnern, wenn auch nur mit Schaudern.
Lady Barbaras Liebster war also mit einer verkrüppelten Hand zurückgekehrt, die ihn – vermutlich nach Ansicht der eingebildeten Mama – nicht länger begehrenswert machte.
Die Männer mochten Clarissa hinter vorgehaltener Hand als hemmungslos bezeichnen; doch als gefeierte Schönheit der Gesellschaft wusste sie genau, wie viel Macht sie besaß. Die Kleider, die sie trug, die Schneider, denen sie ihre Aufträge erteilte, die Gastgeberinnen, deren Feste sie mit ihrer Anwesenheit beehrte – all dies wurde in kürzester Zeit jeweils in London bevorzugt. Kurzum: Miss Beaumont konnte etwas – oder jemanden – zum Favoriten in der Gesellschaft machen.
Sie erhob sich, froh darüber, dass sie ihre Empörung in eine sinnvolle Richtung zu lenken vermochte. Wenn sie ihren Willen bekam – und das würde sie zweifelsohne –, sollten Miss Deidre und Lady Barbara schon bald erleben, wie der Mann, den sie so leichthin abtaten, zum begehrtesten Junggesellen Londons aufsteigen würde.
10. Kapitel
Clarissa hatte das Glück, Lord Alastair zu begegnen, als er gerade aus dem Spielzimmer trat. Nachdem sie seine üblichen Komplimente ungeduldig über sich hatte ergehen lassen, unterbrach sie ihn. "Robert, kennen Sie Leutnant Alexander Standish?"
"Den Sohn des Earl of Worth? Ich glaube, er ist Mitglied meines Clubs."
Clarissa unterdrückte die unangenehmen Gefühle, die dieses Wort bei ihr auslöste, und fuhr fort: "Ich habe gehört, dass er zu den Helden von Waterloo zählt und gerade aus dem
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