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Eine Braut fuer Lord Sandiford

Eine Braut fuer Lord Sandiford

Titel: Eine Braut fuer Lord Sandiford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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klopfte sie an die Bibliothekstür. Englemere sah sie überrascht an, als sie eintrat, bat sie jedoch sofort, Platz zu nehmen. Nach dem üblichen Austausch von Höflichkeiten fragte er: "Und welchem Umstand verdanke ich die große Ehre Ihres Besuchs, Clarissa?"
    "Sarah hat darauf bestanden, dass ich Sie in einer … einer prekären Angelegenheit um Rat ersuche." Sie wappnete sich innerlich und berichtete erneut die Geschichte von Maddies Entführung.
    Zu ihrer Überraschung hörte ihr Englemere mit ernstem Gesicht zu, ohne sie ein einziges Mal zu unterbrechen. Als sie geendet hatte, schwieg er für eine Weile.
    "Ich bin froh, dass Sarah Ihnen geraten hat, zu mir zu kommen", sagte er schließlich. "Die Situation könnte durchaus gefährlicher sein, als Sie glauben. Es gab bereits einige Berichte von derartigen Entführungen. Manchmal werden sogar junge Mädchen zu Lasterhöhlen im Ausland verschleppt. Das Innenministerium hat sich der Sache angenommen, aber diese Angelegenheit steht bestimmt nicht an oberster Stelle."
    Er seufzte. "Männer, die sich kaum dazu bewegen lassen, sich um das Problem der heimkehrenden Soldaten zu kümmern, hegen höchstwahrscheinlich auch kein Interesse an einer Bordellbesitzerin. Vor allem dann nicht, wenn ihre Opfer junge Mädchen vom Lande sind. Aber das bedeutet natürlich nicht, dass man so etwas einfach ignorieren sollte."
    "Sie sind also mit meinem Plan einverstanden?"
    "Lassen Sie mich darüber nachdenken. Es ist bestimmt klug, einen Polizeidetektiv damit zu beauftragen, das Posthaus zu beobachten, wenn die Postkutschen mit den Reisenden eintreffen. Ich bin mir allerdings nicht sicher, wie weit sich ein Detektiv einzumischen vermag, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Die Frau hat wahrscheinlich Beschützer, die dafür sorgen, dass alles glatt über die Bühne geht. Vermutlich hat sie auch einen Geldgeber. Schon seit längerem hege ich den Verdacht, dass irgendein angesehener Mann hinter diesem Mädchenhandel in fremde Länder steckt. Es könnte nötig werden, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Und ich muss Sie warnen, Clarissa. Vielleicht stellen sich unsere Bemühungen alle als sinnlos heraus. Die Bordellbesitzerin wird vielleicht einfach woanders ihre Mädchen suchen."
    "Vielleicht. Aber wenn ich einen unschuldigen Menschen retten kann, dann hat sich das Risiko bereits gelohnt."
    "Das stimmt natürlich. Der Detektiv ist ein guter Anfang. Ich werde mich umhören und herausfinden, was wir zusätzlich tun können." Er hielt inne und sagte dann: "Sie haben ein gutes Herz, Clarissa."
    Sie sah ihn scharf an, stellte aber zu ihrer Verblüffung fest, dass er sich nicht über sie lustig machte. Vorsichtig lächelte sie.
    Vielleicht hatte Sarah Recht. Vermutlich hatte sie Englemere tatsächlich lange falsch beurteilt. Wenn sie nun darüber nachdachte, konnte sie sich seit seiner Ehe mit Sarah an keinen Vorfall erinnern, bei dem er sich als der herrische, altmodische Despot gezeigt hatte, als den sie ihn ursprünglich kennen gelernt hatte.
    Wie eitel und selbstbezogen sie doch gewesen war! Diese Einsicht ließ sie innerlich vor Scham zusammenzucken. Hatte sie jemals seine Gefühle bedacht? Zum Glück war sie inzwischen klüger geworden.
    Plötzlich kam ihr ein Gedanke, der sie völlig aus der Fassung brachte.
    Bestürzt starrte sie Englemere an und platzte dann heraus: "Sie wollten , dass ich die Verlobung löse. Deshalb haben Sie sich so unmöglich benommen."
    Im Gesicht des Marquess spiegelte sich ein Schuldgefühl wider, das ihre Vermutung klar bestätigte.
    Er hielt beide Hände hoch. "Es ist nicht sehr fair von Ihnen, mich ohne Warnung zu stellen. Doch Sie sollten wissen, dass Sie sich seitdem zu einer Frau entwickelt haben, die mich mein damaliges Verhalten manchmal hat bedauern lassen."
    Clarissa stiegen unwillkürlich die Tränen in die Augen, auch wenn sie annahm, dass er das Kompliment nur aus Höflichkeit geäußert hatte. "Wenn man bedenkt, dass Sie nun mit Sarah verheiratet sind, ist Ihre Äußerung völlig lächerlich; aber ich danke Ihnen dennoch."
    Englemere nahm ihre Hände und küsste sie. "Eines Tages werden Sie einen Mann finden, der Ihnen wirklich etwas bedeutet. Und er wird Sie lieben, wie Sarah und ich das tun, da Sie eine wunderbare Frau sind."
    Den habe ich bereits gefunden; aber er will nichts von mir wissen. Clarissa lächelte gequält und verabschiedete sich.
    Als sie wieder im Damensattel saß und Diablo in Richtung "Hatchard's" lenkte, überkam sie erneut das

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