Eine Braut fuer Lord Sandiford
einfach bewundern musste, lehnte sie sich so weit vor, dass sie beinahe eins mit dem Tier zu werden schien.
Der Park schien an ihnen vorbeizufliegen, während die Pferde immer schneller galoppierten. Sandiford war von der Geschwindigkeit derart erregt, dass ihn fast Enttäuschung überkam, als er die Tore des Parks auftauchen sah. Doch in diesem Moment schaffte es Valiant, den Schwarzen zu überholen.
Knapp vor dem Ausgang brachte er sein Pferd zum Stehen und drehte sich dann zu Miss Beaumont um.
Diesmal konnte er ihr nicht vorwerfen, zu freizügig angezogen zu sein. Sie trug ein streng geschnittenes dunkelgraues Reitkostüm und hatte ihr leuchtend rotes Haar unter einem schlichten Hut und einem passenden Schleier versteckt. Doch gerade die Schlichtheit des Kleides unterstrich ihre wohlgeformte Figur und ihr klassisch schönes Gesicht.
Sie sah ihn mit ihren grünen Augen misstrauisch an.
Sofort spürte Sandiford wieder die eigentümliche Verbindung zu ihr. Wenn er an seine bisherige Unhöflichkeit ihr gegenüber dachte, musste er annehmen, dass Miss Beaumont so schnell wie möglich weiterreiten wollte. Plötzlich wünschte er sich nichts sehnlicher, als dass sie noch eine Weile bei ihm bliebe. Wenn er ihr heftiges Temperament erregen könnte, würde er sie vielleicht noch ein wenig halten können.
"Gewonnen", verkündete er deshalb. "Ein ausgezeichnetes Rennen. Vor allem für eine Dame!"
Zu seinem Vergnügen sah ihn Miss Beaumont empört an. "Finden Sie? Zufälligerweise wollte ich gerade anhalten, als Sie an mir vorbeiritten."
"Oh, sicher", stimmte er mit einer Sachlichkeit zu, die sie, wie er hoffte, noch weiter aufbringen würde. "Möchten Sie ein wenig mit mir spazieren gehen, bis sich die Pferde erholt haben?"
Zuerst sah es ganz so aus, als ob sie ablehnen würde. Doch als ihr Stallknecht auftauchte, der sich in respektvoller Entfernung aufhielt, schien sie keinen Grund mehr zu finden, um seinen Vorschlag abzulehnen. "Ich wollte gerade zum Frühstück nach Hause. Aber einige Minuten habe ich noch."
Sandiford stieg rasch ab und reichte ihr die Hand, bevor sie ihren Diener rufen konnte. "Wenn Sie mir gestatten."
Er musste ein Narr sein, ihr vom Sattel helfen zu wollen, wenn sich ihr Diener in Sichtweite befand. Doch nichts konnte ihn davon abhalten, ihre schlanke Taille zu umfassen und das Gefühl zu genießen, als er sie vom Sattel hob.
Selbst als sie schon fest auf dem Boden stand, vermochte Sandiford noch immer nicht, seine Hände von ihr zu lösen. Clarissa sah ihn verwirrt an. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch kein Laut kam über ihre Lippen.
Wie zuvor in ihrem Zweispänner überkam ihn auch diesmal das Verlangen, sie näher an sich zu ziehen, um ihren warmen Körper an dem seinen zu spüren. Wie sehr sehnte er sich danach, diesen kirschroten Mund zu küssen! Für einen Augenblick, der endlos zu sein schien, standen sie reglos voreinander und sahen sich mit einem tiefen Blick an.
Dann trat Miss Beaumont einen Schritt zurück und raffte mit zitternder Hand ihren langen Rock zusammen. "Sie … Sie wollten mit mir sprechen?"
Eigentlich will ich etwas ganz anderes. Sandiford versuchte verzweifelt, sich daran zu erinnern, was er ihr eigentlich hatte sagen wollen.
Ach ja, Alexander! Es bedurfte seiner ganzen Willenskraft, um sich zu sammeln. "Ich wollte Ihnen dafür danken, dass Sie mit Alexander in den Park gefahren sind. Und ich wollte mich dafür entschuldigen, dass ich so hässliche Verdächtigungen ausgesprochen habe."
Die Verblüffung, die sich in Clarissas Augen zeigte, freute und beschämte ihn zugleich. "Sie wollten sich entschuldigen? Bei mir? Oberst, Sie überraschen mich."
"Sie haben Alexander einen großen Dienst erwiesen, indem Sie sich mit ihm gezeigt haben. Er hat Einladungen erhalten, die er ansonsten bestimmt nicht bekommen hätte."
Miss Beaumont schüttelte den Kopf. "Sie unterschätzen Leutnant Standishs Anziehungskraft. Er ist ein gut aussehender, kluger und geistreicher Mann, der außerdem als Kriegsheld gilt. Ich bin mir sicher, dass er es ausschließlich sich selbst zu verdanken hat, wenn man sich für ihn interessiert."
Sandiford verspürte für einen Moment einen Stich. Es konnte doch nicht Eifersucht sein? "Ohne Alexander zu nahe treten zu wollen, muss ich doch widersprechen. Was mir aber noch wichtiger erscheint, ist die Tatsache, dass er seit jenem Nachmittag mit Ihnen weniger bedrückt wirkt. Dafür kann ich Ihnen nicht genug danken. Sie können sich
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