Eine Braut fuer Lord Sandiford
Verbrecher zu schnappen, müssen wir sie bei einer Schandtat erwischen."
"Sie erwischen?" Sarah starrte sie verblüfft an. "Clarissa, was für eine verrückte Idee brütest du diesmal aus? Missverstehe mich nicht, ich finde deine Haltung bewundernswert. Doch Leute, die etwas so Abscheuliches tun, sind völlig skrupellos. Ich glaube nicht, dass nur diese schreckliche Frau dahinter steckt. Zweifelsohne hat sie ein ganzes Netz von Komplizen, die alle genauso verbrecherisch sind wie sie. Es wäre sehr schwierig und ausgesprochen gefährlich, diese Leute schnappen zu wollen."
Ungeduldig winkte Clarissa ab. "Sarah, ich bin nicht völlig närrisch. Ich habe auch nicht vor, die Frau allein zu fangen. Ich habe einen Polizeidetektiv damit beauftragt, den Ort zu beobachten, an dem Maddie zum ersten Mal von der Frau angesprochen worden ist. Wenn sie dort wieder an junge Frauen herantritt, die ganz allein sind, kann er die Mädchen warnen."
"Das klingt vernünftig", gab Sarah zu. "Aber ich mache mir dennoch Sorgen. Du hast keinerlei Erfahrung mit Leuten, die so skrupellos und unmoralisch sind."
"Ein wenig schon, falls du dich daran erinnerst."
"Aha, das ist es also, warum du dich darum kümmern möchtest. Aber bitte, sei vorsichtig! Es wäre mir auch lieber, wenn du mit Nicholas darüber sprechen würdest."
"Mit Englemere? Er würde entweder lachen oder mich stirnrunzelnd anschauen und mir erklären, dass ich mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern sollte."
"Das glaube ich nicht. Du musst zugeben, dass ich ihn besser kenne als du. Er wird es ernst nehmen und kann dir sicher einen hilfreicheren Ratschlag geben als ich."
"Ach, Sarah, Englemere und ich, wir haben uns noch nie besonders gut verstanden. Er toleriert mich nur um deinetwillen."
"Unsinn, er mag dich sehr gern." Als Clarissa sie ungläubig ansah, fügte Sarah hinzu: "Es ist schließlich schon Jahre her, seitdem eure Verlobung gelöst wurde. Das habt ihr doch beide schon lange vergessen."
Sarahs Worte lösten erneut eine tiefe Niedergeschlagenheit in Clarissa aus. Gewiss, sie und Englemere hatten sich damals rasch von der Trennung erholt. Warum auch nicht, da sie beide nicht mit dem Herzen dabei gewesen waren? Doch nun wurde sie sich schmerzlich bewusst, dass sie den Oberst keineswegs so leicht vergessen würde.
Die Traurigkeit musste sich in ihrer Miene gezeigt haben, denn ihre aufmerksame Freundin nahm besorgt ihre Hand. "Was ist los, Clarissa? Stimmt etwas nicht?"
Der Wunsch, sich gefasst und stark zu zeigen, kämpfte gegen eine Welle der Verzweiflung an, die in ihr aufstieg. Clarissa überließ sich ihrem Elend, und wieder stiegen ihr Tränen in die Augen.
Sie schaffte es, ein wenig zu lächeln. "Es ist nichts. Ich befürchte nur, dass ich etwas sehr Dummes angerichtet habe."
"Bestimmt nichts, was wir nicht zusammen aus der Welt schaffen könnten. Haben wir bisher nicht alles gemeinsam bewältigt?"
Nun gab es für Clarissas Tränen kein Halten mehr. "Ich glaube nicht, dass man das aus der Welt schaffen kann. Es geht um deinen Freund Michael."
Sarah wurde bleich. "Was ist mit ihm? Ist er verletzt?"
"Nein. Eher bin ich es, die verletzt ist." Clarissa rieb sich die Augen und holte tief Luft. "Weißt du … Sarah, was ist los?"
Vielleicht ahnte ihre Freundin bereits, was Clarissa ihr gestehen wollte, denn sie war kreidebleich geworden. "Es geht mir gut. Bitte fahre fort."
Clarissa zweifelte nun mehr als zuvor daran, ob es eine gute Idee gewesen war, sich Sarah anzuvertrauen. Doch nun gab es kein Zurück mehr. "Ich weiß, dass es ausgesprochen töricht von mir ist, wenn man seine schlechte Meinung über mich in Betracht zieht. Aber ich glaube … ich glaube, dass ich mich in Sandiford verliebt habe."
Sarah sprang auf, stürzte zu einem Porzellankrug, der auf einer Kommode stand, und übergab sich.
"Bitte … bitte, entschuldige!" keuchte sie einen Moment später und wischte sich mit einem Taschentuch über die schweißnasse Stirn. "Die Übelkeit kommt und geht. Ein Kind ist zwar eine große Freude, aber die Umstände können manchmal weniger angenehm sein."
So schlecht sie sich auch fühlte, musste Clarissa nun doch lachen. Sie goss ihrer Freundin ein Glas Wasser ein und reichte es ihr. "Fühlst du dich jetzt besser?"
"Ja, danke. Es tut mir Leid. Du sagtest gerade …"
"Ich habe dir gestanden, dass mein Herz auf immer gebrochen ist, was dich dazu veranlasste, dich zu übergeben. Daran ist bestimmt Englemeres Kind schuld, das du trägst."
"Du
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