Eine Braut muss her!
leicht betrunkenen Sohn des Hauses nicht zu reizen.
“Mir scheint, Sie sind arg weichherzig”, meinte Peregrine grinsend. “Aber jeder nach seiner Fasson. Die Damen werden sich gewiss freuen, wenn Sie bei Ihnen bleiben, mit ihnen Mühle spielen oder ihnen helfen, die Wolle aufzuwickeln.”
Etliche Herren lachten schallend auf. Russell wahrte eine gleichmütige Miene und äußerte leichthin: “Das ist ein sehr guter Einfall, Sir. Wie nett von Ihnen, sich Gedanken darüber zu machen, wie ich meine Zeit verbringen kann. Aber ich weiß bereits, was ich mit mir anfangen werde. Ich werde in die Bibliothek gehen und mir aus der hervorragenden Sammlung Ihres Vaters ein Buch auswählen, das mein Interesse weckt.”
Einige Männer grinsten abfällig. Godfrey fand, es sei an der Zeit, das peinliche Gespräch zu beenden. “Gehen wir zu den Damen, meine Herren”, schlug er vor und erhob sich. “Sonst wundern sie sich noch, was aus uns geworden ist.”
Russell bezweifelte, dass sie sich fragen würden, warum die Herren nicht zu ihnen kamen. Er wartete, bis der größte Teil der Männer den Rauchsalon verlassen hatte, stand dann auf und begab sich ebenfalls zum Gesellschaftszimmer.
Auf dem Weg dorthin überlegte er, ob Mrs Wardour ihre Einstellung zu ihm in der Zwischenzeit geändert haben mochte und freundlicher zu ihm sein würde.
3. KAPITEL
Einige Damen spielten Whist, andere saßen plaudernd zusammen. Mrs Wardour und ihre Gesellschafterin waren mit Stickarbeiten beschäftigt. Russell beschloss, sich zu ihnen zu setzen, weil Mrs Wardour dann, wenn er sich mit ihr unterhielt, Rücksicht auf den guten Ton nehmen musste und nichts äußern konnte, das die Aufmerksamkeit der anderen Anwesenden geweckt hätte.
Er schlenderte zu ihr, zog einen freien Sessel heran und ließ sich neben ihr nieder. “Verzeihen Sie, dass ich Sie störe, Madam”, begann er und lächelte sie freundlich an.
Sie schaute ihn an und ärgerte sich, weil seine Nähe sie verunsicherte und befangen machte. Unwillkürlich dachte sie daran, wie sie als siebzehnjähriges Mädchen auf ihn reagiert hatte, wenn sie so von ihm angelächelt worden war, und machte sich sogleich im Stillen Vorwürfe. Schließlich war er nicht mehr ihr Verehrer, und sie hatte sich angestrengt bemüht, ihn zu vergessen. Es verstimmte sie, dass er ihrer Bitte, sie in Ruhe zu lassen, nicht entsprochen und sie in eine Situation gebracht hatte, in der sie sorgfältig darauf achten musste, nichts zu äußern, das Aufsehen erregt hätte.
“Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, Madam”, fuhr er fort, “dass es für uns beide besser wäre, wir verhielten uns so, als seien wir uns hier zum ersten Mal begegnet.”
Verdutzt sah sie ihn an. Am liebsten hätte sie ihm geantwortet, er solle verschwinden und sie nie mehr behelligen, doch das verbot sich von selbst. “Unter den gegebenen Umständen bin ich leider gezwungen, Ihrer Bitte zu entsprechen”, sagte sie steif.
Er überhörte die Spitze, schmunzelte flüchtig und äußerte betont beiläufig: “Wie ich gehört habe, waren Sie schon öfter bei Sir Godfrey zu Gast. Es wäre mir daher eine Ehre, wenn Sie mir seine Gemäldesammlung zeigen würden.”
“Wie bitte?”, fragte Mary erschüttert. “Pardon, aber ich glaube, dafür eignet sich Miss Markham entschieden besser als ich. Schließlich ist sie doch der eigentliche Grund, weshalb Sie hergekommen sind, nicht wahr?”
Befremdet überlegte Russell, ob jeder Gast bereits davon ausging, er werde Miss Markham heiraten. Schon vor der Ankunft in Markham Hall hatte er Zweifel gehabt, ob sie die Richtige für ihn sein würde, doch nun war er fest entschlossen, sich ihr nicht zu erklären.
“Ach, glauben Sie nicht jedes Gerücht, das über mich verbreitet wird”, antwortete er trocken. “Nichts liegt mir zurzeit ferner, als mich auf Brautschau zu begeben. Im Übrigen habe ich vernommen, dass man Sie in der Hoffnung hergebeten hat, Sie könnten sich für Mr Markham interessieren. Doch auch das ist sicher nur jeder Grundlage entbehrendes Geschwätz, nicht wahr?”
“Allerdings!”, bestätigte Mary scharf, obwohl ihr klar war, weshalb die Patentante so darauf gedrungen hatte, sie solle nach Markham Hall reisen. Sie wollte sich nicht ein weiteres Mal vermählen, und schon gar nicht mit Mr Markham.
“Verzeihen Sie, Madam, wenn ich mich in Ihre Unterhaltung einschalte”, warf Elizabeth ein. “Aber bis jetzt bin ich Seiner Lordschaft, den Sie offenbar recht gut kennen, noch nicht
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