Eine Braut muss her!
verließen die Herren Mr Markhams Zimmer. Zum Schluss folgte Thomas ihnen und hoffte, Miss Markhams Anblick möge ihn aufmuntern und ihn seinen Ärger vergessen lassen.
Im Salon sah er sie vor einem Pilasterspiegel stehen, sich selbst bewundernd hin- und herdrehen und dabei mit Mrs Wardour plaudern.
Angelica erblickte ihn im Spiegel, unterbrach unhöflicherweise mitten im Satz das Gespräch mit Mrs Wardour und strebte zu ihm.
“Endlich!”, sagte sie beinahe vorwurfsvoll. “Ich dachte, die Hinrichtung sei mittags zu Ende. Ich habe damit gerechnet, dass Sie am frühen Nachmittag wieder hier sind, und mich gefragt, wo Sie so lange bleiben! Ich habe mich zu Tode gelangweilt!”
“Ehrlich gesagt, Miss Markham, möchte ich nie wieder bei einer Hinrichtung dabei sein”, gestand Thomas freimütig. “Doch das sollte Ihr Bruder besser nicht erfahren.”
“Nein”, stimmte Angelica flüchtig lächelnd zu. “Auch Mrs Wardour muss sich heute sehr gelangweilt haben, zumindest nachmittags. Wie ich hörte, hat sie nach dem Mittagessen mit Lord Hadleigh in der Bibliothek Schach gespielt.”
Thomas staunte, wie schnell der Klatsch sich verbreitet hatte, und überlegte unbehaglich, ob man bereits auch darüber redete, dass er versuchte, Miss Markham den Hof zu machen. Aus Sorge, ihr Vater könne davon erfahren, beschloss er, zurückhaltender zu sein, wenigstens so lange, bis Lord Hadleigh abgereist war, ohne um ihre Hand angehalten zu haben.
Halb belustigt und halb erleichtert beobachtete Russell Mr Bertram und Miss Markham. Er war froh darüber, dass sie nicht ihn behelligt hatte, weil er nun, ohne unliebsames Aufsehen zu erregen, zu Mrs Wardour gehen konnte. Zum Glück für ihn war Mr Markham bereits derart beschwipst, dass er offenbar nicht daran dachte, den Absichten seines Vaters zu entsprechen und mit ihr zu plaudern.
Mary sah den Viscount sich ihr nähern und raunte ihm, sobald er bei ihr war, zu: “Ich bin sehr zufrieden darüber, dass Sie nicht zu der Hinrichtung gefahren sind. Fast alle Herren, die dort waren, haben entschieden zu tief ins Glas gesehen. Hat eine Hinrichtung immer solche Auswirkungen auf die Zuschauer?”
“Nein”, antwortete Russell ruhig. “Ich nehme an, die Gentlemen haben schon vor der Hinrichtung und auch danach freizügig dem Alkohol zugesprochen, sodass sie jetzt reichlich berauscht sind. Sir Godfrey … nein, sehen Sie nicht zu ihm hin! … macht ein Gesicht, das nichts Gutes verheißt.”
Kaum hatte Russell diese Vermutung geäußert, sah er den General zu dessen Gattin gehen, kurz mit ihr reden und sich dann zu seinem Sohn begeben. Er sprach leise auf ihn ein, ergriff ihn nach einer Weile am Ellbogen und versuchte, ihn zur Tür zu drängen.
“Du und jeder, der heute mit dir in Loughborough war, wird es vorziehen, heute im kleinen Speisezimmer zu dinieren”, sagte er so laut, dass alle Anwesenden ihn hören mussten. “Wenn die Damen sich nach dem Essen in den Salon zurückgezogen haben, könnt ihr zu uns ins Herrenzimmer kommen.”
Russell bezweifelte, dass Mr Markham und seine Freunde, wenn sie unter sich waren und weiterhin ausgiebig trinken konnten, noch in der Lage sein würden, sich auf den Beinen zu halten.
Thomas war sehr unglücklich über Sir Godfreys Anordnung. Es ärgerte ihn, dass er beim Dinner auf Miss Markhams Gesellschaft verzichten musste. Verdrossen schloss er sich Mr Markham und dessen Freunden an.
Nachdem die Tischordnung geändert worden war, begab man sich in das Speisezimmer. Mrs Wardour war wieder rechts von Russell platziert worden.
“Heute ist mein Glückstag, weil ich die meiste Zeit mit Ihnen zusammen sein konnte”, raunte er ihr zu, nachdem man sich gesetzt hatte.
“Bitte, halten Sie sich mit solchen Äußerungen zurück”, erwiderte sie leise. “Plaudern Sie mit Miss Markham, und ich werde mich mit Mr Sykes unterhalten.”
Russell sah sich genötigt, ihrem Wunsch zu entsprechen, und atmete erleichtert auf, als das Essen beendet war. Die Damen zogen sich in den Salon zurück, und die Herren begaben sich ins Gesellschaftszimmer. Bald fanden sich dort auch Mr Markham und seine Freunde ein, die ganz eindeutig weiterhin dem Alkohol zugesprochen hatten.
Sobald die Damen sich hinzugesellten, erhob Russell sich und wollte zu Mrs Wardour gehen, wurde jedoch von Lady Markham aufgehalten. Sie bat ihn, mit ihr, ihrer Tochter und einer anderen Dame Mikado zu spielen. Nur widerwillig entsprach er ihrer Bitte und ärgerte sich im weiteren Verlauf
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