Eine Braut muss her!
Bediensteten auszuplündern. Einer von ihnen, angeblich ein in Not geratener früherer Soldat, wurde bei einem Schusswechsel verletzt und befindet sich jetzt in meiner Berline. Falls Sie der hiesige Friedensrichter sind, möchte ich ihn in Ihren Gewahrsam geben.”
“Bitten Sie Mr Williams in mein Arbeitszimmer”, wandte Ralph sich an den Butler und sah dann wieder den Viscount an. “Haben Sie die Güte, mir dorthin zu folgen.”
Russell schloss sich dem Hausherrn an, der ihm erklärte, er sei der Vertreter der Krone in der Grafschaft und werde unverzüglich veranlassen, dass der Brigant hinter Schloss und Riegel kam.
“Nehmen Sie bitte Platz”, forderte Ralph den Gast auf und erkundigte sich dann nach dem Verlauf des Geschehens.
Russell schilderte ihm den Überfall und fragte, ob im Ort ein Stellmacher sei, da an Mrs Wardours Kutsche ein Rad gebrochen war. “Mrs Wardour ist die Nichte von Miss Charlotte Beauregard, die, wie sie mir anvertraute, in Ancoates wohnt.”
“Ich sorge dafür, dass er umgehend zum Unfallort fährt und herausfindet, ob das Rad an Ort und Stelle repariert werden kann. Wahrscheinlich wird das nicht möglich sein. Das bedeutet, dass zumindest Mrs Wardour hier aufgehalten wird. Bedauerlicherweise ist der Gasthof nicht empfehlenswert. Falls sie einverstanden sein sollte, würde ich sie bei mir aufnehmen.”
“Das ist sehr liebenswürdig von Ihnen”, meinte Russell.
“Sie wissen vermutlich nicht, dass ich ein früherer Bekannter Ihres Vaters bin und fast sein angeheirateter Verwandter geworden wäre. Aber das ist eine alte Geschichte. Ich hoffe, es geht ihm gut.”
“Ja”, bestätigte Russell.
“Wenn Sie keine anderweitigen Pläne haben sollten, Sir, wäre es mir eine Ehre, auch Sie heute Nacht bei mir beherbergen zu können.”
“Ich danke Ihnen für das Angebot und nehme es gern an”, erwiderte Russell überrascht.
“Das freut mich zu hören”, sagte Ralph und schaute auf, weil sein Sekretär ins Arbeitszimmer kam. Er stellte ihn Seiner Lordschaft vor, berichtete ihm, was sich ereignet hatte, und erteilte ihm den Auftrag, den Verbrecher ins Gefängnis bringen zu lassen, den Arzt zu ihm zu schicken und den Stellmacher an den Unfallort zu entsenden.
Nachdem Mr Williams sich zurückgezogen hatte, bedankte Russell sich bei Sir Ralph für dessen Unterstützung, stand auf und sagte: “Bitte, entschuldigen Sie mich jetzt. Ich möchte zu Mrs Wardour fahren und ihr mitteilen, dass Sie Glück im Unglück hat.”
Auch Sir Ralph erhob sich und erwiderte freundlich: “Bis später, Mylord.”
“Das ist wirklich Glück im Unglück”, meinte Mary erleichtert und ließ sich von Lord Hadleigh in dessen Berline helfen. Nachdem auch ihre Zofe eingestiegen war, folgte er und zog den Wagenschlag hinter sich zu. Einen Moment später setzte die Kutsche sich in Bewegung und fuhr in den Ort zurück.
Russell brachte die Sprache auf den verwundeten Wegelagerer und fügte hinzu: “Ich wünschte, im Parlament würde jemand das Problem anschneiden, damit nach reiflicher Diskussion ein Gesetz für die Altersversorgung ausgedienter Veteranen verabschiedet werden kann. Leider kann ich mich nicht dafür einsetzen, weil mein Vater es mir verweigert, für einen der Sitze in seinem Verwaltungsbereich zu kandidieren. Aber vielleicht bin ich auch nicht zum Politiker geschaffen.”
Mary widersprach und fügte hinzu: “Sie sind sehr scharfsinnig, Sir, haben jedoch Ihren Verstand, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, in den verflossenen Jahren offenbar nicht richtig eingesetzt.” Einen Moment später befürchtete sie, mit dieser Kritik entschieden zu weit gegangen zu sein.
“Sie haben recht, Madam”, räumte er ein. “Ich habe viel Zeit nutzlos vergeudet und erst in den letzten Wochen erkannt, dass ich mein Leben ändern muss. In Zukunft werde ich mich mehr auf mein Urteilsvermögen verlassen und nicht mehr auf das hören, was andere Leute mir sagen.”
“In meiner Ehe war ich in einer ähnlichen Situation”, gestand Mary. “Nach Henrys Tod musste ich lernen, auf eigenen Füßen zu stehen. Glücklicherweise leide ich keine finanzielle Not, weil ich mit den Einkünften des Besitzes, den er mir hinterlassen hat, ein bequemes Leben führen kann. Und mittlerweile empfinde ich es als sehr angenehm, unabhängig zu sein.”
“Soll das bedeuten, dass Sie nicht die Absicht haben, ein zweites Mal zu heiraten?” erkundigte Russell sich neugierig.
“Falls ich einen Mann kennenlernen sollte,
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