Eine Braut muss her!
den ich liebe und zu dem ich volles Vertrauen habe, dann kann es sein, dass ich meinen Standpunkt ändere.”
Erfreut hatte Russell die Antwort zur Kenntnis genommen. “Heißt das, ich darf hoffen, dass Sie mich eines Tages erhören werden?”
Mary schüttelte den Kopf und murmelte: “Ich will nichts überstürzen, Sir.”
Impulsiv ergriff er ihre Hand und entgegnete warmherzig: “Dieses Mal werde ich nicht zulassen, dass Sie aus meinem Leben verschwinden, Mary!”
Erstaunt schaute sie ihn an und dachte daran, dass doch er es gewesen war, der sie im Stich gelassen hatte. Es verwunderte sie, dass er immer wieder den Anschein erweckte, sie habe sich von ihm abgewandt. Schließlich hatte er ihr die Ehe versprochen und war dann aus ihrem Leben verschwunden, bis man sich so unerwartet bei Sir Godfrey wiedergesehen hatte.
Sie fragte sich, ob sie ihm trauen könne, den Gefühlen für ihn nachgeben dürfe und ihm sagen solle, dass sie ihn liebte, oder ob es besser sei, allein zu bleiben. Doch sie war nicht in jeder Hinsicht mit ihrem Leben zufrieden. Sie hätte gern einen Gatten und Kinder gehabt, die ihre Zeit und Liebe in Anspruch genommen hätten, sodass sie sich nicht nur damit beschäftigen musste, Henrys Arbeit fortzusetzen.
Russell wunderte sich, weil sie plötzlich sehr schweigsam wurde. Er gewann den Eindruck, es sei besser, das Thema nicht zu verfolgen, zog die Hand zurück und dachte daran, dass Mary wirklich eine Schönheit war, deren besonderer Reiz in ihrer anmutigen, vergeistigten Ausstrahlung bestand. Er war überzeugt, dass sie, falls sie einwilligte, seine Gemahlin zu werden, nicht nur eine gute Ehefrau und Mutter, sondern ihm auch eine zuneigungsvolle Gefährtin und leidenschaftliche Geliebte sein werde. Im Stillen verachtete er ihren verstorbenen Mann, der offenbar nicht zu erkennen fähig gewesen war, welchen Schatz er in seiner klugen und talentierten Gattin hatte.
Sir Ralph empfing die Gäste mit großer Herzlichkeit, verkündete, man müsse sich keine Gedanken um die Unterbringung machen, denn es sei für alles gesorgt, und ließ die Herrschaften dann vom Butler und der Wirtschafterin zu ihren jeweiligen Gästezimmern begleiten. Sobald Russell sich frisch gemacht und zum Dinner umgekleidet hatte, begab er sich ins Gesellschaftszimmer und fand dort den Hausherrn, Mrs Wardour und eine Dame vor, die Sir Ralph ihm als seine verwitwete Schwester Amelia vorstellte.
Anschließend forderte er ihn auf, Platz zu nehmen. Er wartete, bis Seine Lordschaft sich gesetzt hatte, und äußerte dann lächelnd: “Ich habe Mrs Wardour soeben angeboten, sie könne so lange bleiben, wie sie wolle, falls sie meint, sich noch eine Weile von den Schrecken des Erlebten erholen zu müssen.”
Am liebsten hätte Russell erwidert, er habe sie nie so gelassen gesehen wie jetzt.
“Ich werde auf Ihre freundliche Einladung zurückgreifen müssen, Sir, sollte die Reparatur meiner Kutsche einige Zeit in Anspruch nehmen”, warf Mary höflich ein.
“Ich würde mich freuen, Sie länger zu Gast zu haben”, erwiderte Ralph und bat die Herrschaften dann zu Tisch. Das Essen verlief in sehr angenehmer Atmosphäre, und schließlich zogen die Damen sich in den Salon zurück. “Als junger Mann war ich gut mit Ihrem Vater bekannt, Mylord”, sagte er, “aber im Verlauf der Jahre haben wir uns leider aus den Augen verloren. Eine Zeit lang hat er meiner Schwester Serena den Hof gemacht, und ich war überzeugt, aus beiden würde ein Paar. Dann ist jedoch ein Ereignis eingetreten, durch das sich alles geändert hat. Er kam eines Tages, nachdem sein Vater nach dem Tod seines Bruders den Titel geerbt hatte, nach Eddington Court zu Besuch, wo meine Cousine Margaret Haring lebte, die Erbin des Vermögens ihres Vaters. Er hielt um ihre Hand an, wurde von ihr erhört und heiratete sie. Serena litt natürlich an gebrochenem Herzen, und zwar so sehr, dass unsere Mutter sie zu unserer Tante nach Brighton schickte, damit sie nicht ständig dem Gerede über sie ausgesetzt war. Erstaunlicherweise war ich zur Hochzeit Ihres Vaters nicht eingeladen, sondern nur mein älterer Bruder, der im folgenden Jahr ertrank. Noch befremdlicher hat auf mich gewirkt, dass Ihr Vater nie mehr nach Eddington gekommen ist, nicht einmal dann, nachdem seine Gattin es von ihrem Vater geerbt hatte. Und ich habe auch keine Erklärung dafür, dass er nie mehr mit Serena und einem anderen Mitglied meiner Familie ein Wort gewechselt hat. Aber möglicherweise lässt er
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