Eine Braut muss her!
trug er ihm auf, Mr Shaw zu ihm zu zitieren, ging in seinen Salon und wartete ungeduldig auf das Erscheinen des Verwalters.
Nach einer Weile wurde zaghaft an die Tür geklopft. “Herein!”, rief er ungehalten und sah Mr Shaw schwankend und mit leicht glasigem Blick den Raum betreten.
“Ich erinnere mich sehr gut, dass ich Ihnen jede Eigenmächtigkeit verboten habe!”, äußerte er kalt. “Wie können Sie sich unterstehen, meinen Anweisungen zuwiderzuhandeln? Sie sind nicht der Hausherr, sondern mein Angestellter, und haben sich als solcher zu verhalten! Ich hätte Sie schon am ersten Tag meiner Anwesenheit auf der Stelle entlassen sollen, habe jedoch angenommen, Sie kämen zur Einsicht. Aber Sie strapazieren meine Geduld in einem Maße, das ich langsam unerträglich finde. Ich will Ihnen indes eine letzte Gelegenheit geben, sich Ihres Standes und Ihrer Pflichten zu besinnen. Sollten Sie jedoch erneut gegen meine Anordnungen verstoßen, müssen Sie den Dienst quittieren. Haben Sie mich begriffen?”
Innerlich vor Wut kochend, starrte Arthur den herrischen Viscount an und hätte ihm am liebsten ins Gesicht gesagt, er solle sich zum Teufel scheren. Nie hatte er jemanden so gehasst wie diesen überheblichen, vom Standesdünkel durchdrungenen Aristokraten, der sich einbildete, alles besser zu wissen als er.
“Ja, Sir!”, antwortete er verbissen.
“Sie können gehen”, erwiderte Russell frostig. “Und ich erwarte, dass die falschen Abrechnungen, die Sie mir gestern vorgelegt haben, unverzüglich von Ihnen überprüft und korrigiert werden und sich spätestens morgen Vormittag auf meinem Schreibtisch befinden!”
“Wie Sie wünschen, Sir”, äußerte Arthur gepresst, verbeugte sich und verließ den Salon.
Russell war sich bewusst, dass Mr Shaw ihn nicht mochte, dachte unwillkürlich an Miss Beauregards Äußerungen über den Verwalter und bereute plötzlich, ihn nicht seines Amtes enthoben zu haben. Andererseits wäre er dann auf sich angewiesen und hätte nicht mehr auf Mr Shaws Kenntnisse der örtlichen Gegebenheiten zurückgreifen können. Aber vielleicht benutzte Mr Shaw in Zukunft seinen Verstand, benahm sich, wie es sich gehörte, und wurde doch noch ein verlässlicher Mitarbeiter.
Wütend stürmte Arthur in den Dienstbotenflügel, suchte den Aufenthaltsraum für das Personal auf und beschwerte sich sofort lauthals über die ungerechte und selbstherrliche Art Seiner Lordschaft. Zufrieden registrierte er, dass die meisten der Angestellten ihm zustimmten. Lediglich die Köchin und die Wirtschafterin hielten sich mit Kommentaren zurück.
“Würde es die Situation nicht noch schlimmer machen, hätte ich mich längst an den Earl gewandt!”, schimpfte Arthur und sah erregt den Freund an.
“Das lässt du besser sein”, erwiderte Peter ernst. “Warum willst du schlafende Hunde wecken? Der Earl glaubt doch noch immer, dein Vater sei hier verantwortlich, und es stünde alles zum Besten.”
“Wir haben keine Garantie dafür, mein Freund, dass er nicht bereits Bescheid weiß”, gab Arthur dem Butler zu bedenken. “Vielleicht hat sein Sohn ihm schon in allen Einzelheiten beschrieben, wie es hier zugeht.”
In diesem Moment wurde die Tür geöffnet, und Seine Lordschaft kam in den Raum.
“Übermorgen habe ich Gäste, und zwar Miss Beauregard und Mrs Wardour. Sie, Mrs Traves, sorgen dafür, dass Ordnung im Haus herrscht und mittags für drei Personen gedeckt wird. Und Sie, Mrs Horringay, richten einen kalten Imbiss her, den die Damen jederzeit einnehmen können. Ich weiß nicht, wann wir zu Tisch gehen werden, denn wir haben vor, die auf den Dachböden gelagerten Gegenstände zu begutachten. Der Wein, den ich vor einiger Zeit geordert habe, müsste morgen geliefert werden. Ich will, dass er in dem Keller untergebracht wird, der bereits instand gesetzt und gesäubert wurde.”
“Wie Sie befehlen”, erwiderte Arthur und verbeugte sich beflissen.
Russell war das hasserfüllte Aufblitzen in dessen Augen jedoch nicht entgangen. Er nahm sich vor, hinfort auf jedes Zeichen von Aufsässigkeit zu achten und zu gegebener Zeit die Konsequenzen zu ziehen.
Sobald Seine Lordschaft den Raum verlassen hatte, äußerte Arthur aufgebracht: “Dauernd hat er irgendwelche Wünsche! Verdammt, wäre er doch geblieben, wo der Pfeffer wächst!”
“Es lässt sich nicht leugnen, Mr Shaw”, warf Eric ein, “dass er in der Zeit, seit er hier ist, hart gearbeitet und viel geleistet hat.”
“Je eher er verschwindet,
Weitere Kostenlose Bücher