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Eine Braut muss her!

Eine Braut muss her!

Titel: Eine Braut muss her! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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mehrere Treppen zum Dachboden des Mitteltraktes. Das Sonnenlicht drang durch die Gauben und erhellte den langen, mit einem Spitzdach versehenen Raum. Überall standen Gegenstände – Statuen, Truhen, mit Leinentüchern abgedeckte Möbelstücke, aneinander gereihte Bilder in verstaubten Rahmen, sodass man Mühe hatte, sich ungehindert bewegen zu können.
    Charlotte reichte der Nichte eine der Schürzen und band sich die andere um.
    “Das ist ein schönes Stück”, meinte Mary bewundernd und wies auf ein französisches Möbel. Neugierig öffnete sie die unteren Türen und zog die dahinter verborgenen Schubladen auf, die alle leer waren.
    “Warum wurde diese Kommode hierher gebracht?”, wandte Russell sich an Curtis.
    “Soweit ich weiß, Mylord, hat Mr Shaw den größten Teil des Mobiliars aus den Räumen entfernen lassen, weil er Personal einsparen wollte”, antwortete Charles höflich.
    Verständnislos schüttelte Russell den Kopf. “Was für ein Unsinn!”, erwiderte er. “Wo stand dieses Möbel früher?”
    “Im vorderen Entree, Mylord”, sagte Eric rasch.
    “Gut, dort wird es wieder aufgestellt”, befand Russell. “Habt Ihr irgendetwas Interessantes gesehen?” erkundigte er sich dann bei seiner Verlobten und deren Tante.
    “Ich werde mir die Porzellansachen genauer anschauen”, antwortete Charlotte. “Zunächst möchte ich jedoch die Bilder betrachten. Ich erinnere mich, dass früher hier neben einigen ausgezeichneten Genreszenen sehr viele Porträts der Harings zu sehen waren. Du wirst nicht alle der Dargestellten kennen, Russell, aber ich weiß, wer sie sind, falls die Gemälde kein Schildchen tragen sollten.”
    “Tu dir keinen Zwang an”, erwiderte Russell auflachend. “Ich brenne darauf zu sehen, wer meine Vorfahren mütterlicherseits sind.”
    Mary und die Tante befassten sich mit den einzelnen Objekten und wählten die aus, welche wertvoll genug waren, um wieder die Räume des Hauses zu zieren.
    Russell hielt die Lakaien dazu an, sich aufzuschreiben, welches Stück wohin gebracht werden sollte, und äußerte schließlich seufzend: “Das ist erst der erste von etlichen Dachböden, die wir uns ansehen müssen!”
    “Ich bin davon überzeugt, Russell, das Haus wird, wenn diese vielen kostbaren Einrichtungsgegenstände ihren alten Platz haben, wieder im Glanz früherer Zeiten erstrahlen.”
    “Wenn ich sehe, was hier so achtlos gelagert wurde, kann ich mir gut vorstellen, dass nur Chard Manor noch eindrucksvoller ist”, meinte Russell.
    Derweil eine Reihe von Bediensteten Kunstobjekte und Mobiliar vom Dachboden schafften, befasste man sich schließlich mit den am Ende des Raumes an der Wand lehnenden Gemälden. Wissbegierig hockte Charlotte sich hin, blies den Staub vom ersten Bild und rief staunend aus: “Das ist eine ganz hervorragende Vedute von Wilson! Und hier sind noch mehr seiner Werke”, fügte sie beeindruckt hinzu, während sie ein Bild nach dem anderen betrachtete. “Und das hier ist ein 1657 datiertes Ahnenporträt, Russell!” Sie zeigte es ihm und befand: “Die typische Physiognomie der Harings ist schon auf diesem Bildnis erkennbar. Und noch mehr auf diesem”, setzte sie hinzu und blickte auf das nächste, aus dem letzten Jahrhundert stammende Porträt. Emsig betrachtete sie alle weiteren Bilder, richtete sich dann auf und sagte: “Zwei unverkennbare Merkmale sind allen männlichen Harings zu eigen, und zwar die stark ausgeprägte Nase und das volle braune Haar, soweit es bei denen, die keine Perücke tragen, zu sehen ist.”
    Mary ging zu der nächsten Reihe von Gemälden, bückte sich und schaute sich ein Bild nach dem anderen an. Sie zeigten weibliche Mitglieder der Familie.
    Neugierig blickte Charlotte ihr über die Schulter und rief plötzlich aus: “Halt ein, Mary! Das ist ein Porträt von Russells Mutter als junges Mädchen. Warum ist es noch hier? Ich hatte angenommen, dein Vater habe es mitgenommen. Wie achtlos von ihm! Ich habe dir gleich gesagt, Russell, dass du ihr sehr ähnlich siehst, und das wirst du jetzt bestätigt finden. Wie bedauerlich, dass sie so früh sterben musste!”
    Mary verglich die Gesichtszüge der hübschen blonden jungen Dame mit Russells und fand, die Ähnlichkeit sei tatsächlich sehr bemerkenswert.
    “Dieses Porträt möchte ich sofort hinuntergebracht haben, Curtis”, befahl Russell und winkte ihn zu sich. “Es soll mit aller Vorsicht vom Staub befreit und der Rahmen gründlich gereinigt werden.”
    Er konnte sich nicht

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