Eine Braut muss her!
Hinweis nicht verfolgen wollen und geäußert, er setze volles Vertrauen in Mr Shaw und verbäte sich jede Einmischung in seine Belange.
“Ich habe erst hier erfahren, dass Mr Shaws Vater vor drei Jahren gestorben ist, sein Sohn den Verwalterposten übernommen hat und mein Vater von diesem Wechsel nicht informiert wurde.”
“Ich verstehe das Verhalten deines Vaters nicht”, warf Mary ein. “Er sollte dich mit bestimmten Aufgaben betrauen, denn schließlich bist du sein Erbe.”
“Ich stimme dir zu. Er hat mir gegenüber jedoch immer wieder deutlich gemacht, wie sehr er bedauert, dass nicht Richard der Erstgeborene ist. Er macht keinen Hehl daraus, dass er ihn mir vorzieht. Von diesem Gesichtspunkt her betrachtet ist mir unerfindlich, warum er so darauf besteht, dass ich bald heirate.”
“In diesem Punkt bin ich deiner Meinung. Aus allem, was du mir bisher erzählt hast, entnehme ich, dass er dich beherrschen und über dich verfügen will.”
“Das ist leider wahr”, stimmte Russell zu. “Ich bin auch nicht aus eigenem Antrieb hergekommen, sondern weil Richard mir dazu geraten hat. Er meinte, es sei allein an mir, meiner Beziehung zu unserem Vater eine andere Grundlage zu geben. Ich müsse mich endlich vom Einfluss unseres Vaters befreien, mich gegen ihn behaupten und meine eigenen Ziele verfolgen.”
“Das war sehr uneigennützig von ihm”, meinte Mary bewundernd.
“Nun, ihm ist nichts am Titel gelegen, und außerdem würde er mich nie bei unserem Vater anschwärzen.”
“Ich würde ihn gern kennenlernen. Er wirkt sehr vernünftig auf mich.”
“Im Gegensatz zu mir?”, fragte Russell scherzhaft.
“Was willst du jetzt hören?”, erwiderte Mary schmunzelnd. “Ja oder Nein? Natürlich halte ich dich nicht für dumm! Du hast bereits viel in Eddington Court erreicht, und das zeugt von Energie, Weitblick und Scharfsinn.”
“Danke”, äußerte Russell lächelnd. “Aber trotz deiner positiven Einschätzung meines Charakters muss ich zugeben, dass ich eine gewisse Unsicherheit noch immer nicht abgelegt habe. Du hast indes einen guten Einfluss auf mich, und daher bin ich sicher, bald sehr viel selbstständiger zu sein. Gleichviel, ich finde es an der Zeit, dass wir jetzt umkehren und ich dich nach Haus bringe. Deine Tante wird sich wundern, wo wir bleiben.”
“Das bezweifele ich”, entgegnete Mary auflachend. “Tante Charlotte möchte zu gern, dass wir im besten Einvernehmen sind und aus uns ein Paar wird.”
“Sind wir im besten Einvernehmen, Mary?”, fragte Russell ernst und blieb neben den Pferden stehen. “Vor dreizehn Jahre habe ich dich gebeten, meine Gattin zu werden, und du hast mich erhört. Falls ich dich jetzt erneut um deine Hand bitte, wirst du dann wieder einverstanden sein?”
Das war eine Frage, die Mary sich oft gestellt und für sich längst beantwortet hatte.
“Ehe du dich entscheidest”, fuhr Russell fort, “muss ich dich jedoch darauf hinweisen, dass mein Vater meine Wahl gewiss nicht billigen wird. Wahrscheinlich macht er seine schon früher ausgesprochene Drohung wahr und enterbt mich. Sollte dieser Fall eintreten, möchte ich dich trotzdem heiraten. Natürlich würde das bedeuten, dass wir uns in mancher Hinsicht einschränken müssten. Ich würde mir jedoch einen gut dotierten Posten suchen, zum Beispiel beim Earl of Chard, einem Bekannten, der vor einigen Tagen auf dem Gut und sehr beeindruckt von meinen Verbesserungen war. Im Scherz hat er geäußert, er würde mich, wäre ich verfügbar, als Verwalter einstellen. Ich wäre mir nicht zu schade, eine solche Arbeit anzunehmen. Ein solches Leben wäre mir lieber als das, was ich bisher geführt habe. Ich habe keine innere Beziehung zu meinem Vater, was sicher nicht verwunderlich ist, und werde ihm nie verzeihen, wie sehr er mich in Bezug auf dich hintergangen hat. Also, wie lautet deine Antwort?”
“Natürlich Ja”, sagte Mary überschwänglich.
Hingerissen nahm Russell sie in die Arme und küsste sie stürmisch. “Du ahnst nicht, wie glücklich du mich machst”, sagte er strahlend.
“Das freut mich”, erwiderte sie lächelnd.
“Wann sehen wir uns wieder? Wann kannst du zu mir kommen und die auf den Dachböden gelagerten Gegenstände begutachten?”
“In zwei Tagen.”
“Spann mich nicht so lange auf die Folter”, äußerte er aufstöhnend. “Geduld ist nicht meine größte Stärke”, fügte er ehrlich hinzu, zog Mary wieder an sich und gab ihr noch einen sehnsüchtigen Kuss. Nur
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