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Eine Braut muss her!

Eine Braut muss her!

Titel: Eine Braut muss her! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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erklären, warum der Vater nicht verfügt hatte, es nach London zu transportieren. Unvermittelt wurde er sich bewusst, dass in Bretford House kein einziger Gegenstand vorhanden war, der in irgendeiner Beziehung zur Familie seiner Mutter stand.
    Beim Anblick des nächsten Gemäldes, das ein dunkelhaariges Mädchen mit wachem Blick und intelligent wirkendem Gesicht darstellte, sah Charlotte, dass Russell innerlich zu erstarren schien. Er wurde blass und presste flüchtig die Lippen zusammen.
    “Also hier ist das Bild!”, äußerte Charlotte kopfschüttelnd. “Ich habe mich bereits gefragt, was aus ihm geworden sein mag. Es stellt Serena Cheney und ihren Bruder Ralph dar, die Cousine und den Vetter deiner Mutter, Russell. Sie ähneln mehr ihrem Vater als ihrer Mutter. Dein Vater war sehr in Miss Cheney verliebt, und jedermann nahm an, er werde sie heiraten. Das war erstaunlicherweise nicht der Fall, denn ein Jahr, nachdem er sie kennengelernt hatte, kam er plötzlich her und hielt um die Hand deiner Mutter an, die er dann auch geheiratet hat. Nun, im Gegensatz zu Miss Cheney war sie sehr vermögend. Inzwischen war dein Großvater der Earl of Bretford geworden, sodass auch dein Vater in entschieden besseren Verhältnissen lebte als zuvor. Es war ein eigenartiger Zufall, dass sowohl Ralph Cheney als auch dein Vater mehr oder weniger gleichzeitig zu Geld und Titel kamen. Miss Cheney hat sich ein Jahr später, nachdem ihr Bruder Baronet geworden war, mit Mr Lascelles vermählt. Sie lebt hier in der Nähe, ist jedoch jetzt Witwe und hat keine Kinder.”
    “Hat der Maler sie lebensnah porträtiert?” erkundigte Russell sich in bemüht gelassenem Ton.
    “Ja”, bestätigte Charlotte. “Warum willst du das wissen?”
    “Mir ist die Ähnlichkeit zu meinem Bruder aufgefallen”, erklärte er unbehaglich. “Wir sind zwar keine eineiigen Zwillinge, aber es verwundert mich, dass ich im Aussehen meiner Mutter gleiche, Richard hingegen einer Cousine zweiten Grades. Hat mein Vater wirklich Miss Cheney geliebt?”
    “Ja”, antwortete Charlotte nickend. “Ich habe doch gesagt, dass jedermann überzeugt war, er werde sie heiraten. Die gesamte Nachbarschaft war verblüfft, als die Verlobung mit deiner Mutter bekannt gegeben wurde.” Unwillkürlich dachte sie daran, dass auch sie den von ihr geliebten Mann verloren hatte und somit nicht die Herrin von Eddington Court geworden war.
    Befremdet überlegte Mary, warum Russells Vater gegen sein Herz gehandelt und Miss Cheney für eine reichere Frau sitzen gelassen hatte.
    Unvermittelt hatte er eine Erklärung dafür gefunden, warum sein Vater ihm den Bruder stets vorzog. Wahrscheinlich erinnerte Richard den Vater an die Frau, die er vor seiner Hochzeit geliebt hatte.
    “Machen wir weiter”, schlug er vor. “Wir haben noch so viele Dachböden vor uns.”
    Man suchte den Dachboden des rechten Seitentraktes auf und fand ihn voller Kisten mit alten Folianten, edlem Porzellan und erlesenem Kristall.
    Immer wieder schüttelte Charlotte fassungslos den Kopf und äußerte schließlich: “Mr Shaw ist ein ungebildeter Banause! Wie konnte er all diese herrlichen Dinge so achtlos beiseite räumen lassen? Mir blutet das Herz, wenn ich sehe, welche Kostbarkeiten hier verstaut sind. Es ist höchste Zeit, dass sie erneut Verwendung finden. Ich bin sicher, dieses Haus wird, wenn alle Wertsachen wieder ihren angestammten Platz haben, von allen Besuchern bewundert werden.”
    “Nun, ich befürchte, es wird noch eine Weile dauern, bis es so weit ist”, entgegnete Russell seufzend. “Die Innenrenovierung ist noch längst nicht abgeschlossen, und auch die Instandsetzung der Dächer und Fassaden wird weitere Zeit benötigen. Vor allem die Statuen auf den Brüstungen der großen Dachterrasse sind stark verwittert und müssen restauriert werden.”
    “Oh, das war ein gutes Stichwort”, warf Charlotte ein. “Wir sollten hinaufgehen, denn von dort oben hat man einen prächtigen Ausblick auf die Umgebung.”
    “Ich bin einverstanden, schlage jedoch vor, das auf einen anderen Tag zu verschieben”, erwiderte Russell lächelnd.
    “Sobald alles wieder so wie früher ist, solltest du ein Fest geben”, legte Charlotte Russell nahe. “Das wäre die beste Gelegenheit, um den Gästen vorzuführen, welche Leistungen du hier erbracht hast.”
    “Das ist ein guter Einfall”, stimmte er zu.
    Der Sommer war sehr regnerisch geworden, doch das schlechte Wetter trübte nicht die gelöste, glückliche Stimmung,

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