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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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raste. Wenn seine Gemahlin hier drin gewesen war, dann war sie den Flammen zum Opfer gefallen. Doch warum sollte sie hier gewesen sein? Das ergab keinen Sinn. Warum sollte sie sich im Dorf aufhalten, wo sie doch oben im Schloss händeringend gebraucht wurde? Und weswegen hätte sie ihnen an der Tür zuwinken sollen, in eine Hütte zu kommen, die lichterloh brannte? Nein, seine Gemahlin war nicht hier, und er war ein Narr.
    »Raus!«, brüllte er. Er schnellte herum, zog Osgoode mit sich fort. »Es ist ein Hinterhalt! Wir müssen aus der Hütte verschwinden!«
    Während er Osgoode über die Bodendielen zum Eingang zerrte, bemerkte er das weiße Rechteck aus Rauch, das ihnen von dort unheilvoll entgegenquoll.
    Getrieben von unbändigem Zorn sprang Balan auf die Füße, setzte zur Tür, die zuschlug, noch ehe er sie erreicht hatte. Fluchend und hustend rüttelte er an der Klinke, warf sich mit seinem ganzen Gewicht dagegen und sackte gekrümmt zu Boden, denn seine Lungen lehnten sich auf, und er wurde von einem neuerlichen Hustenkrampf geschüttelt. Balan spürte, dass Osgoode an seinem Arm riss und ließ sich von ihm zu Boden ziehen, wo die Luft weniger stickig war, und sein Hustenanfall verebbte.
    »Aus den Fenstern drang vorhin kein Rauch«, keuchte Osgoode. »Dessen bin ich mir ganz sicher.«
    »Wenn ich mich recht entsinne, waren sie mit Brettern zugenagelt«, röchelte Balan, der zunehmend unter Atemnot litt. Als sie zu der Schmiede gekommen waren, hatte er das unbewusst registriert, dem jedoch keinerlei Bedeutung beigemessen. Seine Gedanken hatten ganz seiner Gemahlin gegolten und der Frage, warum sie sich in der Hütte aufhalten mochte.
    »Es war eine Falle«, sagte Osgoode nach einem neuerlichen Hustenkrampf. »Und wir sind schnurstracks hineingegangen.«
    Hineingerannt, verbesserte Balan im Geiste. Sie waren in die Falle gerannt wie zwei törichte Narren, doch das sagte er nicht laut. Je mehr sie redeten, umso mehr Rauch mussten sie schlucken.
    Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tür und spähte durch das Gelass. Eine Wand aus Qualm versperrte ihm die Sicht. Dennoch bemühte er sich, den Grundriss der Hütte vor seinem geistigen Auge entstehen zu lassen: Wo befanden sich die Fenster? Welcher Gegenstand ließ sich verwenden, um die Tür aufzubrechen?
    »Ich bin gerade vor einen Tisch geknallt. Er schien mir aus schwerer, massiver Eiche gezimmert. Wenn wir damit die Tür rammen, gelingt es uns unter Umständen, sie aufzubrechen«, ächzte Osgoode.
    »Das ist zumindest den Versuch wert«, bekräftigte Balan.
    Die beiden Männer krochen schweigend von der Tür weg und fanden den Tisch auf Anhieb. Er war in der Tat schwer und solide. Sie wuchteten das Möbelstück herum, sodass die Platte am Boden zu liegen kam, dann schoben und zogen sie, Osgoode hinten und Balan vorn. Dabei verharrten sie in gebückter Haltung und so nahe am Boden wie möglich, bis sie kurz vor der Tür Halt machten.
    »Ich zähle jetzt bis drei«, erklärte Balan. »Bei drei heben wir den Tisch an, nehmen unsere ganze Kraft zusammen und rammen die Tür.«
    Ein ersticktes Keuchen war Osgoodes Antwort. Balan fing an zu zählen, wurde bei zwei selbst von neuerlichem Hustenreiz unterbrochen, dann stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: »Drei!«
    Nach ein paar Schritten erreichten sie die Tür, die plötzlich aufgerissen wurde. »Mein Gemahl!«, vernahm er Muries Stimme.
    Verzweifelt versuchte Balan, den Schwung abzufangen, doch Osgoode hatte nicht mitbekommen, was geschehen war und drückte mit aller Kraft gegen den Tisch. Balan rief seiner Gattin eine Warnung zu, aber es war zu spät. Ein Schmerzensschrei zerriss die Stille, als sie das schwere Möbelstück mit voller Wucht traf.
    »Nein, Mylady, Ihr werdet nicht aufstehen.«
    Murie zog ihrer fürsorglichen Zofe ein Gesicht.
    »Ich bin wohlauf, Cecily«, murmelte sie. Sie warf Laken und Felle beiseite und schwang ihre Beine aus dem Bett.
    »Ihr seid mitnichten wohlauf, Mylady«, versetzte Cecily vorwurfsvoll. »Ihr seid von einem schweren Tisch begraben worden.«
    »Zwei Männer sind mit einem Tisch gegen mich geprallt, und ich bin hingefallen«, berichtigte sie ihre Zofe ärgerlich. »Ich habe lediglich eine kleine Beule an der Stirn, das ist alles.«
    »Eine kleine Beule, dass ich nicht lache! Gatty hat die Platzwunde mit mehreren Stichen genäht«, erinnerte Cecily sie, für den Fall, dass ihre Herrin diese schmerzhafte Erfahrung vergessen hatte. Die Prozedur war

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