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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Lordschaft wird mich dafür belangen, dass ich Euch habe aufstehen lassen, und dann …«
    »Ach Cecily, du weißt, dass es zwecklos ist, mir Gewissensbisse einzuimpfen«, unterbrach Murie sie und unterdrückte ein Stöhnen, als sie sich aufzurichten versuchte und ihr Körper der Bewegung trotzte. Cecily war seit zehn Jahren ihre Zofe. Nach dem Tod von Muries Eltern war ihr die undankbare Aufgabe zugefallen, das Mädchen zu pflegen, wenn es krank darnieder lag. Sie hatte es auf jedwede Art versucht und mit Engelszungen auf ihre junge Herrin eingeredet, das Bett zu hüten, wenn diese erkältet war oder an einer der vielen Kinderkrankheiten litt. Sie hatte dabei stets den Kürzeren gezogen, ihre Bemühungen aber nie aufgegeben.
    »Warum legt Ihr Euch nicht wieder hin und lasst mich Euch etwas von dem Bier holen, das seine Lordschaft aus Carlisle mitgebracht hat?«, versuchte Cecily es erneut. »Ein Becher Bier vermag Euer Kopfweh womöglich zu lindern.«
    »Bestechung hat gleichfalls keinen Zweck«, versicherte Murie. »Es ist lediglich eine Frage der Zeit, bis die Kopfschmerzen nachlassen.«
    Murie glitt zu einer der Truhen, um ein Gewand herauszusuchen, denn sie wollte nicht zugeben, wie erschöpft sie sich in Wahrheit fühlte, indem sie ihr Mädchen darum bat, ihr ein Kleid herauszulegen. Solange sie im Bett gelegen hatte, war der Schmerz erträglich gewesen, aber jetzt nach dem Aufstehen hatte ihr Kopf die merkwürdige Neigung, auf ihrem Hals zu kreisen – oder die Kammer drehte sich. Da Cecily das aber erwähnt hätte, musste es ihr Kopf sein.
    »Ihr seid die unbelehrbarste Frau, die mir bekannt ist«, verkündete Cecily aufgebracht. Sie eilte zu ihrer Herrin und fasste stützend deren Arm.
    »Ganz recht«, räumte Murie leichten Herzens ein. Im Geiste verächtlich mit den Schultern zuckend, ließ sie ihre Zofe gewähren, als die sich neben ihr vor die Truhe kniete und die Kleidungsstücke in Augenschein nahm.
    »Was belieben Mylady zu tragen?«, erkundigte sich die Kammerfrau mit einem milden Vorwurf in der Stimme.
    »Ist mir gleichgültig«, murrte Murie. »Hauptsache, es ist sauber und zweckdienlich.«
    »Hmpf.« Die Zofe nahm ein feines Gewand in einem hellen Beigeton und ein farblich passendes braunes Übergewand aus der Truhe. »Darin wird es Euch unmöglich sein, die Arbeiten in Haus und Hof wieder aufzunehmen, Mylady«, räumte ihr Mädchen ein. »So weiß ich wenigstens, dass Ihr diese Torheit nicht begehen werdet. Ansonsten geht Ihr nämlich das Wagnis ein, das gute Stück zu ruinieren.«
    Murie biss sich auf die Lippe, hielt ihre Zofe jedoch nicht an, ihr ein anderes herauszusuchen. Sie fühlte sich ohnehin nicht in der Verfassung, beschwerliche Tätigkeiten zu verrichten. Sie wollte nur nicht den ganzen Tag in der Kammer eingesperrt sein wie eine gebrechliche Kranke, ungeachtet ihrer genähten Platzwunde und der schmerzhaften Prellungen.
    Während sie ihrer Herrin beim Ankleiden half, schwenkte Cecily von leisem Geschimpfe über Muries Dickköpfigkeit zu der Maßregelung, dass Mylady sich mitnichten anstrengen dürfe und gefälligst brav am Tisch in der großen Halle sitzen zu bleiben habe. Sie beharrte darauf, sie aus dem Gemach zu begleiten und die Stufen hinunter, um sicherzustellen, »dass Mylady nicht von einem Schwindelgefühl ergriffen die Treppe hinunterstürzt und sich womöglich das Genick bricht«.
    Murie, die sich geschwächt und unsicher auf den Beinen fühlte, brachte keine Einwände vor. Als Cecily sie auf die Bank an einer der langen holzgezimmerten Tafeln drückte, begann sie bereits im Stillen, sich für ihren Einfall, das Bett zu verlassen, zu schelten. Doch sie war zu stolz, dies einzuräumen, versprach ihrer Zofe aber, ihren Platz nicht zu verlassen. Daraufhin kehrte Cecily in die Kammer zurück, um das blutbefleckte Gewand ihrer Herrin zu säubern.
    Murie sah ihr voller Zuneigung nach, als sie über die Treppe nach oben verschwand. Langjährige Erfahrung hatte sie gelehrt, dass ihre Zofe den Rückweg leise zeternd zurücklegen würde, und dass sie selbst dann noch wie ein Rohrspatz schimpfen würde, wenn sie sich das fragliche Kleid genommen und es ausgewaschen hatte.
    Sobald die junge Frau außer Sichtweite war, blickte Murie sich in dem leeren Saal um, auf der Suche nach ein wenig Zerstreuung. Zu ihrem Leidwesen fiel ihr Augenmerk auf niemanden und nichts, das ihr Ablenkung versprochen hätte, sodass sie schon nach kurzer Zeit gelangweilt mit den Fingerspitzen auf der

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