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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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schmerzhafter gewesen als die Kopfverletzung selbst.
    In Wahrheit hatte Murie nur eine vage Erinnerung an das Geschehen. Sie war auf dem Pferd ins Dorf geritten, wo sie es neben Balans und Osgoodes zurückgelassen hatte. Dann war sie zur Hütte geeilt. Die Tür war zugesperrt gewesen, ein schwerer, in den Schmutz getriebener Holzpflock dagegengestemmt, den sie nur mit Mühe hatte entfernen können. Sie hatte unablässig nach Balan und Osgoode gerufen, während sie sich an dem hölzernen Keil zu schaffen machte. Mit dem Rufen hatte sie sich anfangs selbst Mut eingeflößt, es infolge des heftigen und quälenden Hustens jedoch eingestellt und ihr ganzes Geschick darauf verwendet, ihren Gemahl und dessen Cousin aus der Feuersbrunst zu befreien, in der sie sonst verglüht wären.
    Nachdem es ihr gelungen war, den Holzkeil zu entfernen, hatte sie die Tür mit einem Ruck aufgestemmt und erneut nach den beiden gerufen. Das Nächste, an das sie sich erinnerte, war ein großer unförmiger Gegenstand, der aus dem Rauch auf sie zusauste.
    Murie blieb keine Zeit, ihre Hände schützend vor ihren Körper zu bringen, geschweige denn, beiseitezutreten. Sie war weitergelaufen, und im nächsten Augenblick erbebte ihr Körper vor Schmerz, und sie wurde hart zu Boden gestoßen.
    Später hatte sie erfahren, dass Balan und Osgoode sofort zu ihr geeilt waren. Ihr Gemahl hatte sie in seine Arme gehoben, sein Ross bestiegen und war mit ihr zum Schloss zurückgeprescht, als wäre ihm der Leibhaftige auf den Fersen, dabei war es in Wahrheit Cousin Osgoode. Auf dem Weg durch das Dorf hatten die beiden Adligen Anselm und dessen Soldaten passiert, ohne zu erklären, was passiert war. Was hätte es auch zu erklären gegeben? Die Kopfwunde, die Murie sich zugezogen hatte, blutete so heftig, dass ihr Gesicht eine einzige rote Masse gewesen war. Anselm und seine Leute hatten sogleich kehrtgemacht und waren ihrem Lord aufs Schloss gefolgt.
    Juliana berichtete ihr, sämtliche Bewohner wären der festen Überzeugung gewesen, Balan würde auf seinem Pferd die Schlosstreppe hinauf und in die große Halle reiten, um seine Gemahlin blitzgeschwind in den schützenden Mauern zu wissen. Gatty war sofort von den beladenen Wagen losgelaufen, um das Schlossportal für Mylord zu öffnen. Doch der hatte sein Ross am Fuße der Stufen abrupt zum Halten gebracht, einen Satz aus dem Sattel gemacht und Gatty zugebrüllt, dass sie ihm folgen solle, als er an ihr vorbei in den Wohnturm stürmte.
    Juliana säuberte Murie behutsam das Gesicht, in dem Bestreben, die Verletzung zu finden. Anschließend nähte Gatty die Wunde.
    An diesem Punkt hatte Julianas Schilderung der Ereignisse geendet. Es bestand keine Notwendigkeit, mehr zu berichten. Der stechende Schmerz, als die Nadel in die dünne Haut ihrer Stirn getrieben wurde, hatte Murie aus ihrer Ohnmacht gerissen und sie hatte gebrüllt, als trachtete man ihr nach dem Leben.
    Balan, der sie in seinen Armen gehalten hatte, hatte sie mit begütigenden Worten besänftigt, während Gatty zu Werke gegangen war. Es hatte ihn einige Mühe gekostet, Murie festzuhalten. Schließlich ergab sie sich, geschwächt und kraftlos, in ihr Schicksal. Gegen Ende der Prozedur hatte das Gesicht ihres Gemahls eine aschgraue Farbe angenommen. Er hatte eine leise Entschuldigung gemurmelt und war aus der Kammer geflüchtet, sobald Gatty den letzten Stich getan hatte.
    Murie nahm alles nur am Rande ihres Bewusstseins wahr. Gatty half ihr beim Entkleiden und brachte sie zu Bett – erst da bemerkte Murie, dass sich ihr Körper und ihr Kopf gegen die kleinste Bewegung auflehnten.
    Obwohl sie lediglich eine Platzwunde an der Stirn davongetragen hatte, verspürte sie überall dort, wo der Tisch sie gerammt hatte, einen dumpfen Schmerz, vom Brustkorb bis zu den Schenkeln. Sie ahnte, dass Bewegung vonnöten war, um den Zerrungen und Prellungen die Stirn zu bieten.
    Das war auch einer der Gründe, weshalb sie aufstehen wollte, Cecilys Murren und Maulen zum Trotz. Zudem hatte sie Pläne für die Rückkehr ihres Gemahls geschmiedet. Sie hatte sich fest vorgenommen, ihn mit dem Bekenntnis ihrer Liebe willkommen zu heißen. Ich liebe dich auch, mein Gemahl. Es wäre so schön gewesen. Doch ihr Plan war von dem Vorfall im Dorf durchkreuzt worden, und im Stillen wünschte sie dem Widersacher ihres Gemahls, dass er alsbald in den Tiefen der Hölle schmoren möge.
    »Mylady, bitte«, sagte Cecily, sich auf die Taktik des guten Zuredens verlegend. »Seine

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