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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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gerne sammelt«, japste Osgoode kurzatmig, ob seines Bemühens, zu seinem Cousin aufzuschließen.
    »Ganz recht. Bedeck Nase und Mund mit dem Ärmel deines Wamses«, riet ihm Balan und stürzte beherzt durch die Tür.
    Der Rauch, der ins Freie quoll, entpuppte sich als vergleichsweise harmlos im Vergleich zu jenem in der verräucherten Kammer. Eine dunkle, schwere Qualmwolke hing im Innern und verwehrte Balan die Sicht.
    »Murie!«, brüllte er und stolperte über ein Möbelstück, das er durch die verrußten Nebelschwaden nicht gesehen hatte.
    »Murie!«, rief nun auch Osgoode. »Verflucht, ich kann die Hand nicht vor Augen zu sehen.«
    »Mir geht es genauso«, räumte Balan ein und krümmte sich, geschüttelt von einem heftigen Hustenanfall. Obwohl er sich den Ärmel seines Wamses vors Gesicht hielt, drang der Rauch durch den Stoff in Mund und Nase, schnürte ihm den Atem ab.
    »Und wenn sie angesichts des beißenden Rauchs das Bewusstsein verloren hat?«, ließ Osgoode verlauten.
    »Ich suche nach ihr, geh du zurück ins Freie«, befahl Balan. Er ging auf die Knie und tastete ringsum den Boden ab. Wenn sie ohnmächtig geworden war, lag sie gewiss irgendwo dort unten.
    »Wo bist du?« Osgoodes verzweifelte Stimme schwebte unmittelbar über ihm. Es fehlte nicht viel, und sein Cousin wäre über ihn gestolpert. »Ich kann nichts mehr erkennen.«
    »Ich bin hier unten. Hier ist der Rauch nicht so stark.« Balan begann, in den hinteren Teil der Hütte zu kriechen – ein schwieriges Unterfangen, da er weiterhin mit einem Arm sein Gesicht bedeckte.
    Als die Hütte vor einigen Jahren errichtet worden war, war sie kleiner gewesen, doch der Schmied hatte es durch seine Arbeit für Balans Vater zu einigem Wohlstand gebracht und sie um eine zweite Kammer erweitert. Aus diesem Anbau schien der Rauch zu quellen. Balan bewegte sich ungelenk auf eine undurchdringliche Wand aus zinnfarbenem Rauch zu. Eine eiserne Klammer schloss sich um sein Herz, denn er hatte Angst, Murie am Brandherd zu finden.
    Erneut vernahm er Osgoodes bellenden Husten über seinem Kopf und fuhr seinen Cousin an: »Verschwinde endlich nach draußen, du Narr!«
    »Auf keinen Fall«, schnaubte Osgoode zurück. »Ich bleibe bei dir.«
    »Dann knie dich wenigstens auf den Boden. Du bist mir keine Hilfe, wenn ich euch nachher beide ins Freie schleppen muss, dich und Murie!«
    Er hielt inne und hustete wegen des beißenden Rauchs, der in seine Lungen geraten war. Dann spürte er, wie unweit seiner linken Hüfte etwas auf die Bodendielen prallte. Osgoode hatte seinen Rat befolgt und sich zu ihm auf den Boden gekniet, stellte er mit einer gewissen Genugtuung fest.
    »Nach meinem Dafürhalten ist sie in der hinteren Kammer«, ächzte Osgoode. Er kam neben Balan gekrochen.
    »Vermutlich«, bekräftigte Balan. Er ersparte sich die Mühe zu erwähnen, dass ihm der Gedanke ebenfalls gekommen war und er deswegen in die Kammer kroch. Schweigend überwanden sie die letzten Meter, bewegten sich gerade so schnell, wie es die stickige Luft zuließ, und erreichten schließlich die eingezogene Wand. Es lag Jahre zurück, dass Balan in jener Schmiede gewesen war, und er konnte sich kaum erinnern, wie es dort aussah. Der Rauch verhinderte jegliche Orientierung. Er meinte zu wissen, dass sich die Tür zu ihrer Linken befand, und kroch auf den Knien dorthin. Mit einer Hand tastete er die Wand ab, um den Türsturz zu finden. Als sengende Hitze seine Fingerspitzen streifte, schwante ihm, dass er die Tür entdeckt hatte. Sie war glühend heiß wie ein Schürhaken.
    Keuchend und röchelnd rutschte er näher und packte Osgoode am Arm, um ihn mit sich zu ziehen. Er brachte einen stoffgeschützten Ellbogen nach oben und drückte die Tür auf.
    Vor ihren Augen wüteten die Flammen wie ein wildes Tier, leckten an den Wänden, züngelten über ihren Köpfen, spuckten rotglühende Funken. Hätten sie in der Tür gestanden, als diese aufschwang, hätte die Feuersbrunst sie bei lebendigem Leibe verzehrt. Den beiden Adligen bot sich ein Bild des Grauens. Balan rang nach Atem und taumelte zurück, zerrte Osgoode mit sich.
    »Wenn Murie sich in dieser Kammer aufgehalten hat, ist sie nicht mehr am Leben«, entfuhr es Osgoode, während die Flammen mit dem ersten Luftzug zurückwichen, um dann wieder aufzulodern. Das Feuer war beinahe niedergebrannt, doch das Öffnen der Tür und das Eindringen des frischen Sauerstoffs hatten es erneut angefacht und der Glut neue Nahrung gespendet.
    Balans Verstand

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