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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Tischplatte trommelte. Sie grübelte krampfhaft darüber nach, womit sie sich beschäftigen könnte. Es gab einiges an Näharbeiten zu tun. Die Kleidungsstücke, die sie zum Bau jener Pritsche verwendet hatte, auf der sie Balan neulich zum Schloss zurückgebracht hatte, hatten Risse und Löcher davongetragen. Nach ihrem Dafürhalten war es vergeudete Liebesmüh, seine Beinlinge noch zu stopfen, doch war sie guten Mutes bei ihrem Gewand und seinem Wams. Mit ein wenig Geschick ließe sich beides wieder instand setzen. Sie hatte jedoch versäumt, die Sachen mit nach unten zu bringen, und nicht die Absicht, hochzugehen und sie zu holen.
    Sie sah sich erneut im Saal um, ehe sie behutsam erst den einen, dann den anderen Fuß belastete und aufstand. Als der Raum keinerlei Anstalten machte, sich vor ihren Augen zu drehen, wie zuvor ihre Kammer im Obergeschoss, stahl sich ein erleichterter Seufzer über Muries Lippen, und sie strebte zu der Tür, die in den Küchentrakt führte. Mit einem Mal registrierte sie, dass ihre Zunge entsetzlich trocken am Gaumen klebte, der bittere Geschmack in ihrem Mund rührte gewiss von dem widerwärtigen Aufguss, den Gatty ihr eingeflößt hatte, nachdem die Platzwunde vernäht war. Ein schöner Becher Ale, wie Cecily zuvor vorgeschlagen hatte, klang verlockend.
    Aus Furcht vor neuerlichem Schwindel ging sie äußerst behutsam und hatte erst die Hälfte des Saals durchquert, als die Tür zur Küche aufschwang. Eine Frau, von der sie glaubte, sie zuvor auf einem der Wagen gesehen zu haben, machte Anstalten, den Saal zu betreten, blieb aber wie vom Donner gerührt stehen, als sie Murie sah. Dann schnellte sie herum und eilte zurück in die Küche. Kurz darauf ging die Tür wieder auf, und Clement kam mit düsterer Miene auf sie zu. Thibault folgte ihm auf den Fersen und rang aufgebracht die Hände, derweil sie zuihr eilten.
    Clement trat zu ihr, indes sagte er keinen Ton. Seine Lippen zu einer schmalen Linie aufeinandergepresst, fasste er Murie am Arm und schob sie höflich, aber bestimmt zurück an den Tisch.
    »Ihr solltet besser das Bett hüten, Mylady«, entrüstete er sich, kaum dass sie wieder saß.
    »Mag sein«, bekannte Murie, »aber …«
    »Da gibt es kein Aber«, versetzte Clement streng. »Ihr habt Euch eine schlimme Wunde am Kopf zugezogen, Mylady. Wir haben uns die allergrößten Sorgen um Euch gemacht, und wenn Ihr vernünftig wäret, würdet Ihr im Bett bleiben und Euch Erholung gönnen.«
    Aus den Augenwinkeln nahm Murie wahr, dass Cecily die Stufen heruntergelaufen kam und in der Küche verschwand, konzentrierte sich aber weiterhin auf Clement. Seit dem Tod ihres Vaters hatte es niemand mehr gewagt, sie in dieser Weise anzufahren. Nicht einmal der König, der immerhin ihr Patenonkel war. Furcht und Sorge mischten sich in die Miene des Mannes, und Murie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er sich ernsthaft Gedanken um das Wohlergehen seiner jungen Schlossherrin machte.
    »Er hat recht, Mylady«, räumte Thibault ein. »Ihr habt einiges an Blut verloren und seht noch ziemlich blass aus. Ich teile seine Meinung, dass Ihr Euch wieder hinlegen solltet.«
    »Gewiss, aber …« Murie zögerte, als Clement eine Augenbraue hob, ähnlich einer stummen Warnung, dass er fadenscheinige Vorwände nicht gelten ließe. Seufzend sagte sie: »Mir war an einem Becher von dem Bier gelegen, das mein Gemahl aus Carlisle mitbrachte. Außerdem verspüre ich Hunger.«
    Anscheinend hatte sie das Richtige gesagt, denn die Miene des Kochs hellte sich auf. »Mylady, Ihr hättet ruhig jemanden schicken können, um das Gewünschte für Euch zu holen. Ich habe mir erlaubt, eines von den mitgebrachten Hühnern zu schlachten, und es für eine kräftige Suppe verwendet. Sie steht seit zwei Stunden, seit Eurem Unfall, auf dem Herd. Das Huhn könnte gewiss noch ein bisschen köcheln, andererseits wird Euch etwas Heißes guttun. Damit Ihr wieder zu Kräften kommt.«
    Er wandte sich von ihr ab und strebte zurück in die Küche. »Ich hole Euch einen Teller Suppe und einen Becher Bier, Mylady. Sorg dafür, dass sie nicht aufsteht, Thibault.«
    Der Angesprochene ließ sich auf der Bank neben Murie nieder.
    »Die Suppe wird Euch gewiss munden, Mylady«, versicherte er mit schleppender Stimme. »Seine Lordschaft hat zudem Gemüse aus Carlisle mitgebracht, und Clement kocht die schmackhaftesten Suppen in unserer Grafschaft. Der Duft erfüllt den gesamten Wohnturm, und mir knurrt seit einer geschlagenen Stunde

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