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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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weiterfahren. Reginald hat uns den Wagen angeboten, damit du dich noch ein bisschen ausruhen kannst.«
    »Ausruhen? In dem grässlichen Kasten?«, entfuhr es ihr missbilligend, dann schüttelte sie den Kopf. »Nie im Leben. Ich werde reiten. Ich fahre nicht in diesem Wagen.«
    »Wir sind fast da.«
    Murie funkelte ihren Gemahl an, während sie in dem Wagen hin und her geschaukelt wurde. Er sah so ungemein fröhlich aus auf seinem Streitross, und sie fühlte sich entsetzlich unwohl. Wie konnte er grinsen, wo ihr sämtliche Glieder schmerzten? Es war eine lange, beschwerliche Reise gewesen. Der einzige Lichtstreif am Horizont war, dass die Fahrt lediglich einen Tag dauerte, einen beschwerlich langen Tag wohlgemerkt. Bei Sonnenaufgang waren sie aufgebrochen – Osgoode und Balan zu Pferd, Murie und Cecily im Wagen. Ihr Kutscher wollte über Nacht in Gaynor bleiben und am nächsten Tag, eskortiert von zwei Soldaten, die Rückreise antreten.
    Auf ihrer Reise an den Königshof in Windsor hatten Balan und Osgoode darauf verzichtet, sich von einer bewaffneten Eskorte begleiten zu lassen. Ihr Gatte hatte Murie erklärt, dass sämtliche Männer, die er aus der Schlacht mit zurückgebracht habe, in Gaynor gebraucht würden, nachdem viele Dienstboten geflüchtet oder der Pest zum Opfer gefallen waren. Er hatte niemanden mitnehmen wollen, weil jede zupackende Hand in seiner Grafschaft unentbehrlich war, um dem Chaos Einhalt zu gebieten. Zudem hatte er wohl nicht damit gerechnet, dass er bei Hofe so schnell eine Braut finden würde.
    Da sie keine Eskorte mitführten, die die kleine Gruppe im Ernstfall hätte verteidigen können, hatte Balan darauf bestanden, ohne Pause weiterzureiten und die Mahlzeiten im Sattel zu sich zu nehmen … Oder wie in Muries Fall auf der Rückbank des Wagens. Das war jedoch nicht das Schlimmste. Seit über zwei Stunden quälte sie sich mit einer vollen Blase herum und wurde zu allem Überfluss unablässig durchgerüttelt. Mittlerweile befürchtete sie, es nicht mehr bis zum Schloss zu schaffen, wenn sie nicht zwischendurch anhielten. Sonst, so schwante ihr, würde ihr womöglich noch ein peinliches Malheur passieren …
    Verstimmt über das Verhalten ihres Gemahls, widerstrebte es Murie, ihn um irgendetwas zu bitten. Doch ihr blieb keine Wahl. Sie reckte den Kopf über die holzgezimmerte Karosse, rief seinen Namen und winkte ihn an die Seite des Wagens, sobald er zu ihr spähte. Er lenkte sein Pferd von Osgoodes fort und ritt unversehens an ihre Seite, wobei er mit dem Wagen Schritt hielt und ihr einen fragenden Blick schickte.
    »Ich verspüre ein dringendes Bedürfnis, einmal kurz in den Wald zu gehen«, sagte sie.
    »Was?«, fragte er unverständig.
    »Ich verspüre ein dringendes Bedürfnis, einmal kurz in den Wald zu gehen«, wiederholte Murie schmallippig.
    »Weswegen?«, fragte er stirnrunzelnd.
    »Um … mich … öhm … ich müsste kurz den Wald aufsuchen«, meinte sie lahm, ihre Wangen färbten sich zunehmend flammendrot. Es war ihr unverständlich, dass er nicht begriff. Grundgütiger, er musste sich doch gewiss auch einmal erleichtern, oder?
    »Ich glaube, sie verspürt ein dringendes Bedürfnis«, lautete Osgoodes erhellende Botschaft. Er war neben Balan geritten und hatte Muries Worte mitangehört.
    »Oh!« Ein Hauch von Bestürzung glitt über seine Züge. »Und wieso hast du mir das nicht gesagt?«
    »Das habe ich doch versucht«, seufzte sie verzweifelt, während er sein Pferd zu dem Kutscher lenkte und ihn anhalten ließ.
    Murie war schon aus dem Wagen geklettert, bevor er zum Halten gekommen war. Sie drängte ihre steifen Beine, sie in den Wald zu tragen, und verschwand eilig im Dunkel der Bäume, ohne auf Balan zu warten. Es kümmerte sie nicht, ob er verstimmt war, dass sie auf eigene Faust loszog. Sie musste sich erleichtern und zwar ganz dringend. Außerdem beruhte die Verärgerung auf Gegenseitigkeit, weil er sie dazu angehalten hatte, in dem grässlichen Wagen mitzufahren. Ihretwegen konnte er schwarz werden vor Ärger.
    Sie entleerte eilig ihre Blase und schickte sich an, zu der kleinen Gruppe zurückzukehren. Sie ließ sich viel Zeit, denn es grauste ihr davor, erneut in das unbequeme Gefährt zu steigen. Eigenartig, aber der Rückweg kam ihr bei Weitem länger vor als der Hinweg.
    »Murie!«
    Sie blieb stehen und spähte zurück. Wie kam es, dass ihr Gemahl mit einem Mal hinter ihr war?, überlegte sie verwundert.
    »Murie!« Osgoodes Stimme drang aus derselben Richtung wie

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