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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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erstaunlich erregende Wirkung auf andere Regionen ihres Körpers. Sie entspannte und schmiegte sich an ihn, drehte halb den Kopf und hielt ihm ihr süßes kleines Ohr hin.
    Leise schmunzelnd über ihre Reaktion, umfasste Balan ihr Kinn und drehte ihr Gesicht so, dass er sie küssen konnte. Seine Zunge schob sich gierig zwischen ihre Lippen, wollte sie besitzen.
    Ein Schrei zerriss die Luft, riss die beiden Liebenden auseinander. Muries Kopf wirbelte nach vorn, als sie aus dem Dickicht des Waldes brachen, und sie erhaschte einen ersten Blick auf ihr neues Zuhause.
    Auf den Feldern stand noch die Ernte vom letzten Jahr und verfaulte. Das Dorf, das sich vor ihnen erstreckte, sah seltsam unbewohnt aus. Auf einer Anhöhe thronte groß und imposant das Schloss, das Murie auf Anhieb gefiel.
    »Viele Bewohner wurden von der Pest hinweggerafft«, erklärte er ernst, während sein Blick über die Felder schweifte. »Meine Soldaten haben versucht, die Ernte einzubringen, aber es sind viel zu wenige, und sie sind auch nicht so schnell und geschickt wie die Bauern. Daher ist das meiste Getreide auf den Äckern verrottet.«
    »Dann ist der Boden im nächsten Jahr umso fruchtbarer«, murmelte Murie.
    Er warf ihr einen stummen Blick zu, dann schwenkten seine Augen abrupt zu einem Mann, der ihnen über die Wiese entgegengelaufen kam. Sein Körper war dünn und ausgemergelt, seine Haare waren von grauen Fäden durchzogen. Er musste älter sein, als sein ausgreifender Gang vermuten ließ, das Gesicht war vom Alter und von den Elementen gezeichnet.
    Einer der Überlebenden von Gaynor, vermutete sie, als er vor ihnen stehen blieb und Balan in die Zügel griff. Sie schätzte, dass dieser Mann kurz vorher geschrien hatte, denn außer ihm war auf der einsamen Landstraße weit und breit niemand zu sehen.
    »Mylord, gottlob, Ihr seid zurückgekehrt«, begrüßte er Balan breit grinsend. »Wir haben die Kunde bekommen, dass Ihr auf dem Weg nach Gaynor seid und eine bezaubernde Braut mitgebracht habt.« Er drehte sich strahlend zu Murie. »Wir sind überaus glücklich, dass wir Euch in Gaynor willkommen heißen dürfen, Mylady.«
    »Danke.« Sie schenkte ihm ein Lächeln.
    »Murie«, erklärte ihr Gatte. »Das ist Habbie, unser Stallmeister.«
    Nachdem sie einen leisen Gruß gemurmelt hatte, fragte er den Mann: »Was tust du hier draußen?«
    »Ich habe gehofft, ein bisschen Hafer für die Pferde zu finden«, antwortete Habbie schulterzuckend. »Aber leider ist das Meiste verfault.«
    Muries Augen folgten dem bekümmerten Blick des alten Mannes über die Felder. »Ist die Lage so verzweifelt, Gemahl?« Zwischen ihre Brauen schob sich eine steile Falte.
    »Ja«, seufzte er. »Spring auf den Wagen, Habbie. Wir nehmen dich mit zurück.«
    Der Angesprochene nickte und tat, wie ihm geheißen. Er murmelte einen kurzen Gruß zu Cecily, die auf der Rückbank kauerte, dann setzte er sich neben den Kutscher, und sie fuhren weiter.
    Murie inspizierte die Umgebung. Das Getreide war gut gewachsen und gereift, die Schwierigkeit hatte offensichtlich darin bestanden, die Ernte einzubringen, wie ihr Gatte schon angedeutet hatte. Das Land war fruchtbar, und die Saat würde im nächsten Jahr mindestens ebenso gut gedeihen wie in diesem. Das war das Ausschlaggebende. Sie würden es schaffen, daran hatte sie keinen Zweifel.
    Das Dorf bot einen traurigen Anblick. Schon von der Landstraße aus konnte Murie sehen, dass es kaum bewohnt war. Niemand begrüßte sie, nicht mal gackernde Hühner oder anderes Federvieh. Türen und Fensterläden der niedrigen, schiefergedeckten Hütten standen offen, schlugen bei jedem Windzug auf und zu. Die kleinen Gärten der Häuser, in denen einst Kräuter, Gemüse und Obst wuchsen, waren verwildert und von Unkraut überwuchert.
    Murie wollte schon erleichtert aufatmen, als sie das Dorf passiert hatten, doch dann bemerkte sie die riesigen Hügel, die sich rechts und links der Straße erhoben. Sie wusste auch ohne Balans Erklärung, dass die Toten dort begraben lagen – die Pest hatte sie so schnell und in so großer Zahl hinweggerafft, dass ihren Angehörigen nichts anderes übrig geblieben war, als sie in Massengräbern zu bestatten. Hinzu kam die Furcht vor der Ansteckung. Die Pest hatte in ganz England gewütet, auch in Berkshire, wo Windsor Castle stand. Die panische Angst vor dem Schwarzen Tod hatte die Menschen dazu getrieben, die abwegigsten Dinge zu tun.
    Balans Arme schlossen sich schützend um ihre Taille, rissen Murie aus

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