Eine Braut von stuermischer Natur
die ihres Gatten. Darauf schwenkte sie herum und machte kehrt, allmählich besorgt über das aufgeregte Rufen der beiden.
»Jaaah!«, rief sie und lief schneller. Sie war noch nicht weit gekommen, als Balan und Osgoode aus dem Wald traten. Sobald sie Murie erspähten, zeichnete sich Erleichterung auf ihren Zügen ab.
»Hast du dich verlaufen?« Balan gesellte sich zu ihr und musterte sie von Kopf bis Fuß.
»Nein, wo denkst du hin? Ich war auf dem Rückweg zu euch.«
»Du warst ziemlich lange fort. Wir haben uns schon Sorgen gemacht«, erklärte Osgoode ihr unterwegs.
Reumütig zog Murie die Unterlippe zwischen die Zähne, als ihr klar wurde, dass sie vom Weg abgekommen war und sich von dem wartenden Wagen entfernt hatte. Wie hatte ihr das passieren können? Die Frage schwirrte ihr durch den Kopf, als sie den Ruf eines nahen Kuckucks hörte. Spontan warf sich Murie auf die Erde und begann, sich auf dem Waldboden zu wälzen.
»Eheweib!« Balan kniete sich neben sie und hielt sie fest. »Geht es dir nicht gut?«
»Nein«, fauchte sie und setzte sich auf. »Du hättest mich machen lassen sollen.«
»Wie das?«, fragte er verständnislos.
Murie zog die Stirn in Falten. »Hast du den Ruf des Kuckucks nicht gehört? Nein, vermutlich nicht, ansonsten hättest du dich ebenfalls auf dem Boden gewälzt.«
Nach einer kurzen Pause räusperte sich Osgoode und fragte: »Wieso sollte Balan sich auf dem Boden wälzen?«
»Weil es Glück bringt, wenn man dies beim ersten Ruf des Kuckucks tut«, erklärte sie und räumte dann ein: »Ich würde es für gewöhnlich nicht tun, aus Furcht, dass mein Kleid Schaden nehmen könnte, aber nach dem Giftanschlag auf meinen Gemahl wollte ich nichts unversucht lassen, was uns Glück bringen kann. Ich mag zwar ärgerlich auf ihn sein, aber das geht gewiss vorüber und irgendwann werde ich ihm verzeihen. Ich wünsche ihm weder den Tod noch sonstiges Ungemach.«
»Ah«, murmelte Osgoode. Sein besorgter Blick streifte Balan, der sich in wissendes Schweigen hüllte.
Murie vermochte die rätselhafte Miene ihres Gatten nicht zu deuten. Sie erhob sich vom Boden und setzte den Weg zum Wagen fort. Doch dann schnappte sie Balans gedämpftes Grummeln auf: »Ich habe eine Verrückte geheiratet.«
»Ja, aber wenigstens versucht sie nicht, dich umzubringen«, meinte Osgoode belustigt, worauf Murie empört zu ihnen herumwirbelte.
»Ihr zwei mögt meinetwegen lachen, so viel ihr wollt! Hast du dich unterwegs etwa nach links geschnäuzt, Gemahl? Und prompt wurden wir vom Pech verfolgt. Bist du nicht auf Johanniskraut getreten und anschließend ist dein Pferd mit dir durchgegangen? Haben wir nicht den Brachvogel gehört, bevor man dir mit Gift nach dem Leben trachtete?« Sie schnaubte grimmig. »Meinetwegen kannst du darüber lachen, und dennoch ist jedem Ereignis ein schlechtes Omen vorausgegangen. Bedenke meine Worte, du wirst mir eines Tages noch dankbar sein für meinen vermeintlich törichten Aberglauben.«
Sie machte auf dem Absatz kehrt und floh zurück in den Wagen. Kaum saß sie eingepfercht zwischen Truhen und Kisten, als Balan an ihre Seite ritt, einen Arm ausstreckte und um ihre Taille schlang. Er hob sie aus dem Wagen und auf seinen Schoß.
»Danke, dass du die Mühe auf dich nimmst, dich auf dem Boden zu wälzen – auch wenn dein Kleid dabei Schaden nehmen könnte –, damit mir das Glück wieder hold ist«, flüsterte er an ihrem Ohr, als sie steif wie ein Brett in seinen Armen verharrte.
Bei seinen Worten entwich Muries Lippen ein erleichtertes Seufzen, und sie ließ sich in seine tröstliche Umarmung sinken. So war es entschieden besser, und sie war heilfroh, dem grässlichen Gefährt entronnen zu sein.
»Das habe ich doch gern gemacht, mein Gemahl«, murmelte sie. »Hab Dank, dass du mich von dem entsetzlichen Geschaukel erlöst hast.«
»Offen gestanden konnte ich es nicht mehr mitansehen, wie du mich aus dem Wagen angefunkelt hast. Mit deiner zornigen Miene hättest du mir die wenigen Dienstboten vergrault, die uns in Gaynor noch verblieben sind.« Er grinste, als sie ihn erneut böse anblitzte. »Genau so.«
Murie versteifte sich ein weiteres Mal in seiner Umarmung und versuchte angestrengt, ihn wie Luft zu behandeln. Währenddessen neigte Balan sich zu ihr hinunter und begann, an ihrem Ohrläppchen zu knabbern. »Außerdem kann ich dich so ein bisschen verwöhnen.«
Sie japste verblüfft auf, als er mit seiner Zunge um ihr Ohr kreiste, denn diese Liebkosung hatte eine
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