Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
Vom Netzwerk:
begrüßen dürfen. Ihr bringt uns allen neue Hoffnung. Ich hoffe, dass Ihr hier sehr glücklich werdet«, rief er überschwänglich. Er fasste Muries Finger und drückte ihr galant einen Kuss auf den Handrücken.
    »Und das ist Gatty«, fuhr Balan fort, auf die älteste Frau in der kleinen Runde deutend. »Sie ist das Kindermädchen meiner Schwester, schon von Julianas Geburt an.«
    »Mylady«, murmelte die Frau.
    »Die beiden da sind ihre Töchter, Estrelda und Livith, und Dienstmägde im Schloss.«
    »Mylady«, sagten die beiden dunkelhaarigen Mädchen wie aus einem Munde und machten einen hübschen Hofknicks.
    »Und das ist Gattys Sohn Frederick.« Der Junge nickte und lächelte schüchtern, seine Augen riesig in dem kleinen, koboldhaften Gesicht.
    »Und das ist …«, Balan schwenkte herum und packte den letzten kleinen Burschen am Kragen, als der sich hinter Gatty verstecken wollte. Er zog ihn nach vorn und schob nach: »Das ist Juliana, meine kleine Schwester.«
    Murie musterte das Kind entgeistert von oben bis unten. Julianas Haare waren stümperhaft geschnitten, so als hätte jemand mit einem Kurzschwert daran herumgesäbelt, und hingen ihr in kurzen wirren Strähnen ins Gesicht. Es war so schmutzig wie der gesamte Rest, einschließlich ihrer Kleider, die aus demselben groben Stoff geschneidert zu sein schienen, wie ihn alle hier trugen. Das Kind hatte nichts, aber auch gar nichts Mädchenhaftes an sich, stellte Murie betroffen fest.
    Sie atmete tief durch, rang sich ein Lächeln ab und hielt dem Mädchen ihre Hand hin. »Wie geht es dir, Juliana?«
    Juliana reagierte wie ein in die Falle gegangenes Tier. Das Mädchen spürte ihren Bruder und die anderen im Rücken und wusste, dass es am Weglaufen gehindern werden würde. Angesichts von Murie, die direkt vor ihr stand, blickte sie gehetzt von links nach rechts, bevor sich ihr ängstlicher Blick auf die junge Lady heftete. Dann platzte sie heraus: »Ihr seid dumm und hässlich, und es kümmert mich nicht, ob Ihr mich mögt. Ich hasse Euch!« Mit diesen Worten trat sie Murie kräftig auf den Fuß und wirbelte herum, um über den Schlosshof das Weite zu suchen, so schnell sie ihre kurzen Beine trugen.
    »Juliana!«, brüllte Balan aufgebracht. Er trat zu Murie und hob sie in seine Arme. Nach einem finsteren Blick zu dem flüchtenden Mädchen trug er Murie rasch die Stufen hinauf. »Hast du Schmerzen? Meinst du, sie hat dir den Fuß gebrochen?«
    »Nein, bestimmt nicht«, versicherte Murie und hielt sich krampfhaft an ihm fest, während er mit ihr die bröcklige Schlosstreppe hochjagte. »Du brauchst mich nicht zu tragen, mein Gemahl. Sie hat mir lediglich auf die Zehen getreten.«
    »Ja«, knurrte er. »Und dafür werde ich ihr eine Tracht Prügel verabreichen, sobald sie wieder aufkreuzt.«
    »Nein, das wirst du nicht tun«, sagte Murie scharf und strampelte mit den Füßen, nachdem sie die wackligen Stufen überwunden hatten und er sie über die Schwelle trug. »Bitte, lass mich hinunter.«
    »Erst wenn wir am Tisch sind. Ich möchte mir deinen Fuß einmal genauer ansehen.«
    Murie atmete tief durch. Ihrem Fuß fehlte nichts, er tat ein bisschen weh, aber das war kaum der Rede wert. Das Mädchen hatte nicht wirklich fest zugetreten, und Murie mochte das Ganze nicht unnötig aufbauschen.
    In Windeseile erreichten sie den grob gezimmerten Holztisch, und Balan drückte sie in einen Lehnstuhl. Unversehens kniete er vor ihr, hob ihren Rock ein Stückchen hoch und zog ihr den Schuh aus.
    »Mein Gemahl, bitte, mir fehlt nichts«, beteuerte sie. Mit einem Mal bemerkte sie, dass sie nicht allein waren, und setzte sich kerzengerade auf. Osgoode, Cecily, Habbie, die Dienerschar, die Soldaten und der Kutscher von Reynard standen um das junge Paar geschart, ihre Köpfe über Muries Fuß geneigt, ihre Mienen sorgenvoll. Die Einzige, die im Saal fehlte, war die Missetäterin. Das junge Mädchen hatte sich aus dem Staub gemacht und weinte sich vermutlich im stillen Kämmerlein die Augen aus, vor lauter Eifersucht und Sorge, ihr Bruder könnte sie im Stich lassen.
    Murie merkte, dass eine heiße Röte in ihre Wangen schoss, weil zig neugierige Augen ihren nackten Fuß begutachteten, und blendete die kleine Juliana kurzerhand aus. Sie neigte sich vor und zischte ihrem Gatten zu: »Ist dir klar, dass du gerade allen Leuten meinen entblößten Fuß zeigst?«
    »Was?«, fragte Balan abwesend.
    »Sie meint, dass Ihr allen Myladys entblößten Fuß zeigt«, tat Habbie hilfsbereit

Weitere Kostenlose Bücher