Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
Vom Netzwerk:
scheint den Herren auch leichter zu fallen«, erklärte Murie verschmitzt und fügte hinzu: »Es sind die feinsinnigeren Empfindungen, mit denen sie sich schwertun.«
    »Er hat mich gehasst, weil ich Mama getötet habe«, räumte Juliana ein, ihr Blick plötzlich von Furcht überschattet. Balan spürte, dass sie um den Verlust von Muries Zuneigung fürchtete, sobald jene davon erführe, denn Juliana betrachtete es als eine ungeschriebene Tatsache, dass sie den Tod ihrer Mutter verantwortete. Er merkte, wie fest er seine Finger in den Teller grub: der harte alte Kanten Brot, der am Rand lag, zerbarst in grobe Krümel.
    »Du hast keine Schuld am Tod deiner Mutter, Juliana«, sagte Murie, und der Nachdruck in ihrer Stimme duldete keinen Zweifel. »Sie erkrankte schwer, nachdem sie dir das Leben geschenkt hatte. Dich trifft wahrhaftig keine Schuld. So etwas geschieht zuweilen und niemand kann sagen, warum. Ansonsten könnten wir es gewiss ändern. Es könnte ebenso gut mit mir geschehen, und mein Kind trüge keine Schuld«, setzte sie hinzu. Balan fühlte, wie sich seine Augen ob der entsetzlichen Vorstellung weiteten. Murie fuhr fort: »Und ich hoffe inständig, dass du mein Kind an meiner statt lieben und trösten würdest, wenn dieser Fall eintreten sollte, und dass du es nicht strafen würdest, denn es hätte keine Schuld.«
    »Ganz gewiss«, versprach Juliana feierlich.
    »Schön.« Murie schenkte der Kleinen ein Lächeln und trat einen Schritt zurück. »Ich finde, du siehst ganz entzückend aus in dem Gewand. Aber vielleicht solltest du es besser ausziehen, bis ich den Saum gekürzt habe. Wir wollen doch nicht, dass du stolperst und womöglich auf der Treppe zu Schaden kommst.«
    Juliana nickte und ließ sich von Murie bereitwillig das Kleid aufschnüren und ausziehen.
    »Kann ich in diesem Gewand denn noch mit Frederick spielen?«, fragte sie besorgt, als sie die Beinkleider und die Tunika überstreifte, die sie für gewöhnlich trug.
    »Hmmm …« Murie legte die Stirn in Falten, ehe sie dem Mädchen vorschlug: »Du könntest tagsüber deine Tunika zum Spielen anziehen und das neue Kleid abends zum Nachtmahl.«
    »Oh!« Juliana grinste schelmisch. »Damit ich mir so vorkomme, als wäre ich am Tag ein Junge wie Frederick und abends ein Mädchen wie du!«
    Murie lachte glockenhell und faltete sorgfältig das Gewand. »Ganz recht.«
    Fertig angekleidet, sagte Juliana zögerlich: »Ich danke dir, Murie. Es ist ein zauberhaftes Gewand. Etwas so Schönes habe ich noch nie besessen.«
    Murie lächelte und zuckte mit den Schultern. »Ich hielt es für eine nette Geste, wenn ich meiner neuen Schwester ein Geschenk mitbringe, um dir zu zeigen, wie froh ich bin, zu eurer Familie zu gehören.«
    »Wir sind Schwestern, nicht wahr?«, rief das Mädchen glücklich und fügte hinzu: »Ich glaube, es wird mir gefallen, dich als Schwester zu haben. Ich bin froh, dass Balan dich geheiratet hat.«
    Juliana umarmte sie hastig, wirbelte mit fliegenden Kittelschößen herum, um aus dem Zimmer zu stürmen, und blieb unvermittelt stehen, als sie ihren Bruder bemerkte.
    »Guten Abend, Balan. Murie ist wundervoll«, verkündete sie aus vollem Herzen und stob an ihm vorbei zur Tür. »Ich muss Gatty rasch von meinem neuen Gewand erzählen.«
    Balan sah ihr nach, als sie den Flur hinunterlief, ihre Schritte anmutig leicht. So ausgelassen hatte er das Mädchen seit seiner Rückkehr aus Frankreich nicht mehr erlebt. Kaum war sie auf der Treppe verschwunden, schob er die Holzteller auf einen Arm und schloss mit der anderen Hand die Tür, dann wandte er sich seiner Gemahlin zu. Zu seinem Erstaunen beobachtete sie ihn beinahe reumütig. Als sie sprach, schwante ihm auch, warum.
    »Ich habe sie bestraft. Sie hat mir geholfen, das Bett herzurichten, die Felle vor die Läden zu hängen und Kräuter für das Feuer zu besorgen«, sagte sie eilig. »Mit dem Gewand wollte ich sie für ihre Hilfe belohnen.«
    Ein mildes Lächeln schob sich in Balans Mundwinkel. Er trat näher zu ihr und meinte: »Du hast das Gewand für sie schneidern lassen, obwohl du sie nicht kanntest, mit dem Ansinnen, es ihr zur Belohnung zu schenken?«
    »Ganz recht, ich dachte, es könnte ihr gefallen.«
    Balan blieb vor ihr stehen, beseelt von dem Wunsch, sie in seine Arme zu schließen, doch dann besann er sich auf die Teller in seinen Händen. Er legte die Stirn in Falten, spähte auf den gesottenen Fisch und dann zu Murie. »Ich habe dir etwas zu essen

Weitere Kostenlose Bücher