Eine Braut von stuermischer Natur
mitgebracht.«
»Eigentlich bin ich noch gar nicht hungrig, ich …« Ihre Worte endeten mit einem erstaunten Seufzen, da er rasch die Teller auf dem Fell neben ihnen abstellte und Murie in seine Arme schloss, sein Mund bedeckte ihren, feurig und verlangend.
Ihre Freundlichkeit und Güte, die sie Juliana entgegenbrachte, hatten ihn tief berührt. Während er die beiden betrachtete, konnte er sich bildlich vorstellen, wie es wäre, wenn sie eigene Kinder hätte; wie sie sie bemutterte, tröstete, verwöhnte. Die Vorstellung erfüllte sein Herz mit einer beinahe schmerzvollen Sehnsucht, die er sich selbst nicht erklären konnte. Wie sollte er es anstellen, ihr seine Empfindungen mitzuteilen? Am liebsten hätte er sie mit Haut und Haaren verschlungen, sie so fest an sich geschmiegt, dass sie mit ihm verschmolzen und sie eins geworden wären.
Hätte er seine Empfindungen in Worte gekleidet, hätte er Murie gewiss verschreckt, folglich erklärte er sich ihr auf die einzige Weise, die ihm einfiel. Er eroberte ihre Lippen mit seinen, herzte und küsste sie, streichelte mit seinen Händen über ihren Körper, schmiegte sie so eng an sich, wie es in Kleidern möglich war. Letztlich war ihm das nicht genug, und er nahm sie in seine starken Arme und trug sie zum Bett. Nicht gewillt, auch nur einen Augenblick von ihr getrennt zu sein, gab er ihre Füße frei, sodass sie mit den Händen Halt suchend seinen Nacken umschlang, dann sanken sie zärtlich umschlungen auf Felle und Laken, wo sein Mund sich mit einem erschrockenen Aufschrei von ihrem löste, da das Bett mit einem Mal unter ihnen zusammenkrachte.
Mit fassungslosem Blick begutachtete er den verzogenen Bettrahmen, ehe er leicht befremdet zu seiner Ehefrau spähte, die krampfhaft versuchte, ein Lachen zu unterdrücken.
Als sein Blick ihren fand, murmelte sie: »Ich denke, wir brauchen ein neues Bett, Mylord Gemahl.«
»Das denke ich auch«, bestätigte er in kehlig rauem Ton, ehe beider Lippen abermals zu einem Kuss verschmolzen und seine Hände begannen, an Muries Gewand herumzunesteln. Die Erwägungen, was das neue Bett anbelangte, ließen sich auf morgen vertagen. Für heute Nacht hatte er sich andere Dinge vorgenommen.
13
Murie schlug die Augen auf und registrierte die leere Betthälfte neben ihr. Sie setzte sich auf und ließ ihren Blick durch das Schlafgemach gleiten. Ihr Gemahl war bereits aufgestanden und hatte den Tag begonnen, ohne sie aufzuwecken.
Mit umwölkter Miene schob sie Laken und Felle beiseite, krabbelte behutsam über den eingestürzten Rahmen und schwang sich aus dem Bett. Sie hatte auf eine klärende Unterredung mit Balan gehofft, darüber, wie sich neues Vieh oder zusätzliche Dienstboten für das Schloss erwerben ließen. Letzte Nacht hatte er sie davon abgelenkt und stahl sich jetzt davon wie ein Dieb, während sie noch schlief. Das war kein guter Beginn für diesen Tag.
Leise seufzend beugte sie sich über eine ihrer Truhen und fing an, Untergewänder und Tuniken herauszuziehen, bis sie etwas fand, das ihr gefiel. Dank ihrer Jahre am Königshof besaß Murie eine recht umfangreiche Garderobe – dort war Mode einer Offenbarung gleichgekommen, was sich mit Ausbruch der Pest zusätzlich verstärkt hatte. Es schien beinahe so, als würden Farben und Vielfalt das Ungemach zerstreuen, das die Menschen in Angst und Schrecken versetzte.
Sie entschied sich für ein dunkelrotes Unterkleid und ein schwarzes Übergewand, die richtige Wahl für den vor ihr liegenden Reinmachetag, und zog sich an. Als die Tür aufging und Cecily den Kopf ins Zimmer steckte, hielt sie inne.
»Oh, Ihr seid auf.« Die Zofe lächelte, hob jedoch missbilligend die Brauen, da ihre Herrin fast fertig angekleidet war. »Mögt Ihr Euch nicht erst waschen, Mylady? Ihr wascht Euch doch sonst auch am Morgen.«
Murie setzte zu einer Erwiderung an, verzichtete dann aber darauf. Da sie sich nachher durch Berge von Schmutz, Staub und Spinnweben würde kämpfen müssen, hielt sie es für zweckmäßiger, am Abend ein Bad zu nehmen, doch Cecily hatte bereits mit der gefüllten Waschschüssel die Kammer betreten.
»Meinetwegen!« Sie streifte sich das Kleid über den Kopf, das sie eben erst angezogen hatte, und stapfte zu der Waschschüssel. »Wo ist mein Gemahl?«
»Er ist schon vor Stunden gemeinsam mit Osgoode ausgeritten«, berichtete Cecily. »Ich weiß nicht, wohin die beiden wollten. Er wies mich lediglich an, Euch ausschlafen zu lassen, da Ihr Euch von der Vergiftung erholen
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