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Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Titel: Eine Braut zu viel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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Vielleicht sollte ich mich eiligst zurückziehen, solange noch Zeit dazu ist.
    Sally hat James neben Erica aufs Sofa gedrückt. Es ist ein langes schwarzes Ledersofa, das ich quietschen hören kann, als er sich verstohlen bemüht, so weit wie möglich von ihr fortzurobben.
    Ich folge Sally zum Schrank mit den Getränken, wo sie James einen extragroßen Whisky eingießt.
    »Äh, Sally, erinnerst du dich daran, dass du mir versprochen hast, einen netten Tischpartner für mich zu finden? Das war ein Scherz, oder?«
    »Na ja, wir mussten jemanden finden, damit es eine gerade Zahl ergibt, Fliss«, murmelt sie ausweichend.
    »Und wer genau sorgt für diese gerade Zahl?«, hake ich nach.
    Sally reicht James sein Glas und lächelt nervös.
    »Äh, ich seh nur mal nach, ob der Hummer auch wirklich tot ist …« Sie will sich verdrücken, doch ich packe sie am Arm.
    »Ihm sind die Augen ausgefallen, Sally«, zische ich mit zusammengepressten Lippen, »und er hat sich seit zehn Minuten nicht mehr bewegt. Wahrscheinlich hat schon die Leichenstarre eingesetzt. Wenn der nicht tot ist, fresse ich einen Besen. Apropos tot, auch du wirst es sein, wenn du nicht sofort meine Frage beantwortest.«
    Wieder geht die Türklingel.
    »Gerettet«, murmelt Sal. »Wahrscheinlich ist er es sowieso. Warum siehst du nicht selber nach?« Hastig entwindet sie sich meinem Griff.
    Zögernd nähere ich mich der Tür. Als ich sie öffne, überkommt mich plötzlich das Verlangen, mir die Augen zuzuhalten.
    »Feliiiicity …«, grollt eine tiefe Stimme, und die Zunge gleitet lüstern über die Konsonanten in meinem Namen, wie bei einem Kind, das ein Eis leckt.
    Ich bin tot und in der Hölle. Das muss die Strafe für meinen Anteil am Mord eines unschuldigen, obgleich übellaunigen Hummers sein. Im Türrahmen lehnt Ollie Barton-Davis.
    Ollie, die Krake. Ein Mitglied des Meeresdezernats, gekommen, um Rache zu nehmen für Ethelred, den Ungekochten.
    Glatzköpfig, fett und fünfzig, das ist Ollie, Richards Kanzleichef.
    Er hält sich für Gottes Geschenk an die Frauen.
    Ich halte ihn für Gottes Mahnung an die Frauen, anständige Männer zu würdigen.
    Ollie ist nicht anständig. Er ist ein geiler, alter Sack – die Art, die schon als Kind den Mädchen die Röcke hochgerissen und am Gummibund ihrer Höschen gezupft hat, um sich aufzugeilen. Apropos: Er ist einer von denen, die als Mann den Frauen die Röcke hochreißen und am Gummibund ihrer Höschen zupfen, um sich aufzugeilen.
    Ich kann nicht den ganzen Abend neben ihm sitzen. Das ist nicht nett, und ganz bestimmt nicht sicher. Es sei denn, ich verstecke eine Mausefalle in meinem Slip.
    »Du siehst mal wieder au-ßer-ge-wöhn-lich gut aus, meine Liebe. Als Richard mir erzählt hat, du bräuchtest für das heutige Essen noch einen Begleiter, habe ich mich sofort aufs Ross geschwungen und bin hergaloppiert. Ha, ha, ha! Na ja, genau genommen habe ich mich in Richards BMW geschwungen, er parkt gerade. Er hat mich vor der Tür abgesetzt, weil ich es nicht erwarten konnte, dich zu sehen … Jetzt, wo wir beide jung, frei und Single sind, wie?« Er zwinkert mir zu.
    Vergessen Sie den Hummer, in Wirklichkeit werde ich auf einem Tablett serviert. Typisch Richard, sich beim Chef einzuschleimen, indem er mich als Bonus anbietet. Sein Kopf steckt so tief in Ollies Hintern, dass er vielleicht nie mehr das Tageslicht erblickt, sondern nur noch die Rückseite zweier Reihen perfekter Jacketkronen.
    Ollie beugt sich vor und ergreift meine Hand. Mein Arm ist so steif wie der eines einarmigen Banditen, als er meine Hand an seinen Mund zieht und sie küsst. Ich unterdrücke ein Schaudern, wenn auch mit Mühe. Als er sich vorbeugt, kann ich sehen, dass seine Glatze schweißbedeckt ist.
    Ich habe nichts gegen Glatzköpfe im Allgemeinen, nur gegen diesen Glatzkopf im Besonderen.
    Außerdem hat er Schlabberlippen. Nicht wie ein Mick Jagger, eher im Stil von Planet der Affen – blass und welk und schwabbelig. Das Gefühl, wie sie meine Hand berühren und sich dann langsam über meinen Arm tasten, erinnert mich spontan an Nacktschnecken, die eine Schleimspur auf der Haut ziehen.
    Seine Lippen von mir zu lösen, ist so, als würde man einen übereifrigen Blutegel losschweißen. Doch es gelingt mir, und ich bugsiere ihn widerstrebend ins Wohnzimmer, wo ich ihn auf den freien Platz drücke, den James irgendwie zwischen sich und der verstimmten Erica hat entstehen lassen.
    Fünf Minuten nach Ollies unwillkommenem Auftauchen

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