Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
Bauches, um seine Berührungen noch einmal zu erleben. Benommen vor Freude komme ich mir fast ätherisch vor, als würde ich träumen, obwohl ich wach bin.
Diese erfreulichen Gedanken werden auf unerfreuliche Art gestört.
Es klingelt wie wild. Seufzend, doch immer noch dümmlich grinsend, schlüpfe ich in mein Kleid und tappe barfuß hinaus in die Diele. Der gebohnerte Holzboden fühlt sich unter meinen Fußsohlen kalt an, doch ich werde immer noch von der brennenden, feurigen Wärme geschützt, die durch meinen Körper pulsiert wie ein Stromschlag.
Ohne nachzufragen, wer da ist, drücke ich auf den Türöffner, und als ich Fußtritte oben auf dem Treppenabsatz höre, öffne ich meine Wohnungstür. Davor steht eine kleine, zitternde Gestalt mit weißem Gesicht und tränenverquollenen Augen, deren Haar klatschnass ist vom Regen.
»O Fliss«, schluchzt Sally, taumelt herein und vergräbt ihr schmerzverzerrtes Gesicht an meiner Schulter, »er wird mich verlassen. Das ertrage ich nicht.«
Ich setze die zitternde, schluchzende Sally-Anne auf das Sofa und hole erst einmal den Brandy.
»Was ist passiert?«, forsche ich sanft, schenke mir zwei Finger breit ein, für Sally jedoch eine ganze Hand breit.
Sally nimmt einen Schluck, verzieht das Gesicht, putzt sich die Nase mit einem Kleenex von mir und unterbricht ihr Schniefen lange genug, um etwas sagen zu können.
»Nachdem du gestern Abend gegangen bist, Fliss, war es furchtbar, einfach furchtbar. Kurz nachdem Alex und du aufgebrochen wart, haben sich Ollie und Erica zusammen ein Taxi genommen. Richard hat nicht einmal auf Wiedersehen gesagt, er hat Nase an Nase mit ihr auf dem Sofa gesessen. Als James um zwei gegangen ist, haben sie immer noch in Erinnerungen geschwelgt, gelacht und sich ständig betatscht. Sie haben sogar aus demselben Weinglas getrunken. Stell dir vor, ich kam mir wie das fünfte Rad am Wagen vor. Ich kam mir so vor, seine Frau!« Ungläubig schüttelt sie den Kopf. »Sie ist noch ewig geblieben, nachdem du weg warst. Stundenlang!«
»Stundenlang?«, hake ich nach und schäme mich gleichzeitig, weil mich die Erkenntnis erleichtert, dass Alex vor Kat nach Hause gekommen sein muss, da er meine Wohnung kurz nach eins verlassen hat.
»Und natürlich musste Richard sie nach Hause bringen«, faucht Sally. »Obwohl er viel zu viel getrunken hatte. Er wollte nicht, dass ich ein Taxi rufe. Es war vier, als er endlich ins Bett kam. Man braucht doch keine ganze Stunde, um einmal durch die Stadt zu fahren, oder? Und heute Morgen hat er sich mit einer lahmen Ausrede verdrückt.«
»Hat er gesagt, wohin er wollte?«
»Er hat behauptet, er müsse wegen irgendeiner Angelegenheit ins Büro. Er arbeitet Sonntags nie, Fliss, nie, aber als ich ihm das vorgehalten habe, ist er echt wütend geworden. Er hat gesagt, er hätte einen wichtigen Fall und müsste ein paar Recherchen anstellen, solange es im Büro ruhig sei, und wenn ich ihm nicht glaubte, sollte ich Ollie anrufen.«
»Und hast du Ollie angerufen?«
»Wozu?« Sally dreht mit zitternden Händen ihr Glas. »Ollie würde Richard immer decken, und ich würde dastehen wie die dämliche, eifersüchtige Ehefrau. Andererseits, was macht das schon, denn genau das bin ich ja, oder? Die dumme, eifersüchtige Ehefrau.« Ihre Nasenflügel blähen sich vor Entrüstung, während sie spricht. Sie fährt sich mit der Hand über die Augen und kneift sie gequält zusammen.
»Ich weiß, er liebt mich, Fliss, wir brauchen einfach mehr Zeit. Wenn uns die anderen doch nur in Ruhe lassen würden!«
Sie kippt den Brandy hinunter, stellt das Glas auf den Couchtisch und fängt an, aufgebracht an ihrem Ehering zu drehen. Sie sind erst seit acht Wochen verheiratet, doch er ist ihr bereits viel zu groß.
»Diese verfluchte Katherine Christian! Noch nie habe ich jemanden gehasst, Fliss, aber sie hasse ich. Du ahnst gar nicht, wie sehr ich diese Frau verabscheue. Es ging uns gut, bis sie aufgetaucht ist. Wir waren glücklich, wirklich glücklich. Aber jetzt warte ich nur darauf, dass er geht, und nur wegen ihr . Ihm wäre jede Ausrede recht, um zu ihr zu laufen, Fliss, ich weiß es. Wäre sie frei, schwups, weg wäre er.« Sie schnippt mit den Fingern. »Wenn Alex eine andere findet …« Sie bricht ab und sieht mich an.
Sie muss nicht weitersprechen. Ich verstehe, worauf sie hinaus will.
Als Sally geht, klingelt das Telefon. Alex. Ich schäme mich dafür, dass ich so glücklich bin, seine Stimme zu hören, denn mein Glück
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