Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
ehrlich beunruhigt.
Ich bedeute ihm, leiser zu sprechen und lenke seinen Blick auf das Objekt meiner Besorgnis.
Alex dreht sich um. Es ist schummrig im Restaurant, doch die lange, glänzende Mähne und der schmale Rücken von Kat Christian sind unverwechselbar. Sie trägt einen kirschroten Blazer mit Gürtel und einen kurzen Rock, der nur bis zur Hälfte ihrer Oberschenkel reicht und ein Übermaß an langen, gebräunten Beinen enthüllt, an deren Ende sich Bally-Pumps befinden, mit denen sie gereizt auf den Boden trommelt.
Sie sitzt mit dem Rücken zu uns in der gleichen Position wie Alex da, doch jedes Mal, wenn die Tür aufgeht, dreht sie sich um. Offensichtlich wartet sie auf jemanden.
Meine Stimme kehrt zurück, hört sich jedoch dünn und erstickt an.
»Glaubst du, sie hat uns hereinkommen sehen?«, flüstere ich.
Alex schüttelt den Kopf.
»Würde sie noch dasitzen, wenn es so wäre? Sie muss kurz nach uns gekommen sein.«
»Was machen wir jetzt?«
Er schiebt sich von seinem Platz neben mich auf die Bank, so dass ich die beruhigende Wärme seines Oberschenkels an meinem spüren kann. Sofort überkommt mich der Drang, meine Hand an seiner Innenseite entlanggleiten zu lassen. Begierde kennt kein Anstandsgefühl.
»Nicht zu fassen, von allen Kaschemmen der Welt …«, hebt Alex in Humphrey-Bogart-Manier an und grinst mich trocken an. Doch mir ist nicht nach Lachen zumute. Ebenso wie Kat starre ich zur Tür und auf die Person, die hereinkommt. Sie drückt ihre Zigarette aus und steht auf, als er neben ihr stehen bleibt. Er ergreift ihre Hand und küsst sie flüchtig auf die Wange, hält dann inne, sieht ihr tief in die Augen und beugt sich vor, um sie auf die Lippen zu küssen.
Sie schlingt einen Arm um seinen Nacken und zieht ihn enger an sich. Verlegen lassen sie voneinander ab, und gemeinsam gleiten Richard und Kat in den Schatten ihrer Nische.
Auch Alex hat Richards Auftritt beobachtet. Seine Augen verengen sich wie die einer Kobra vor dem Angriff.
»Was zum Teufel macht der hier!«, knurrt er und schüttelt den Kopf. »Das hätte ich mir denken können.« Der Ober, der unsere Flasche Wein geöffnet hat, schenkt Alex einen Schluck ein und wartet auf seine Zustimmung. Er wirkt reichlich verdutzt, als ich mir das Glas packe und den Inhalt in einem Schluck hinunterstürze, als handele es sich um Wasser.
»In Ordnung, danke«, entlässt Alex ihn und sieht wieder zu seiner Frau und ihrem Liebhaber hinüber, die eng umschlungen im Halbdunkel sitzen. Richard und Kat schmusen jetzt ganz unverhohlen. Entsetzt und fasziniert zugleich beobachte ich, wie seine Hand in ihre Bluse gleitet und anfängt, ihre vollen Brüste wie Teig zu kneten.
Ich kann nicht fassen, was ich da sehe. Es mag ja dämmrig und abgeschirmt sein, doch es ist immer noch geradezu lächerlich eindeutig, was sie da treiben. Vermutlich haben sie nicht damit gerechnet, so genau beobachtet zu werden. Ich komme mir wie ein schäbiger kleiner Voyeur vor, der Zeuge einer Live-Peepshow wird.
»Glauben sie denn wirklich, dass keiner sie sehen kann?«, hauche ich ungläubig, als Richards Hand zwischen Kats Beinen verschwindet.
»Das kümmert sie vermutlich wenig.«
»Hätte ich gewusst, dass er so ein Draufgänger ist, hätte ich ihn vielleicht aufregender gefunden.« Ich lache verlegen.
Alex bedenkt mich mit einem finsteren Blick.
»Komm, wir gehen.« Er springt auf und wirft ein Bündel Geldscheine auf den Tisch, ohne sie zu zählen.
»Das geht nicht! Was ist, wenn sie uns entdecken?«, stoße ich panisch hervor.
»Glaubst du wirklich, die nehmen irgendetwas um sich herum wahr?«, grollt er.
Er packt meine Hand und zieht mich hastig hinter sich her zum Notausgang, der näher liegt als der Haupteingang und von einer weiteren gigantischen Palme sowie einem zwei Meter hohen Blumengitter verdeckt wird, über das sich üppige, blassrote Passionsblumen ranken. Wie im Treibhaus. Als wir gehen, erhitzen sich hinter uns erst recht die Gemüter.
Die schwere Tür fällt leise ins Schloss. Wir befinden uns in einer schmalen Gasse an der Seite des Restaurants, und ich kann hören, wie am einen Ende mit Töpfen hantiert und laut gesprochen wird, während am anderen Ende der Verkehr rauscht.
Es regnet stark. Das Stück Himmel über uns, das durch eine zwei Meter breite Lücke zwischen den Gebäuden zu sehen ist, ist schmutziggrau. Alex umklammert noch immer meine Hand. Sein Griff ist so fest, dass es fast schmerzt.
Es ist schwer, die Gefühle zu
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