Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
steht in scharfem Kontrast zu Sallys Elend.
»Ich muss dich sprechen. In einer halben Stunde hole ich dich ab.«
Allein der Klang seiner Stimme lässt meinen Magen vor Verlangen Purzelbäume schlagen.
Eine verbotene Frucht. Man verschlingt das weiche, süße Fruchtfleisch eines reifen Pfirsichs, spürt, wie der Saft einem über Lippen und Zunge rinnt, genießt den Geschmack und die Berührung – doch man sollte darauf achten, sich nicht an dem scharfen Kern zu verletzen, denn wenn das Fruchtfleisch weg ist, bleibt nur er übrig.
Er kommt, als ich noch unter der Dusche bin. Er zieht mich an sich und küsst mich zärtlich. Seine Hände stehlen sich in meinen Bademantel, umfassen meine feuchten Pobacken und ziehen mich näher heran.
Hungrig erwidere ich seine Liebkosungen, doch Alex weicht zurück.
»Zieh dich an«, sagt er lachend. »Ich führe dich zum Mittagessen aus.«
»Ich würde lieber hier bleiben«, murmele ich enttäuscht.
»Und was ist mit besagtem ersten Date?« Er lächelt. »Ich möchte doch nicht, dass du dich darum betrogen fühlst.«
Trotz des starken Verlangens, ihn gleich wieder ins Bett zu ziehen, lächele ich, da mich seine Worte rühren.
»Wohin gehen wir? Irgendwohin, wo es dunkel ist und uns niemand erkennt?«, scherze ich und wühle in meinem Kleiderschrank. »Wo wir uns in einer Nische verstecken oder durch die Hintertür flüchten können, falls jemand hereinkommt, den wir kennen?«
Wir fahren zu einem alten Hotel am anderen Ende der Stadt, das »Zu den drei Schwänen« heißt. Die alte Herberge liegt am Stadtrand und hat noch immer einen hohen Torbogen, der zu den früheren Ställen führt, die inzwischen allerdings zu einem sehr guten, sehr exklusiven und sehr intimen Restaurant umgebaut worden sind. Es besteht aus einem Mittelteil, der Platz für ungefähr zwölf kleine runde Tische und einen Dschungel exotischer Pflanzen bietet. Außerdem sind die Holzboxen mit Eisengittern entlang der Wände, in denen einst die Pferde standen, inzwischen in diskrete Nischen umfunktioniert worden.
Wir werden über den federnden, gebohnerten Holzboden zu einer dieser Nischen geführt. Vor dem Tisch stehen zwei Rattanstühle, während an der Wand entlang eine Holzbank verläuft. Es ist für zwei Personen gedeckt.
»Das ist aber sehr zurückgezogen für jemanden, der mich nicht verstecken wollte«, ziehe ich Alex auf.
Er lächelt und streicht mit dem Daumen über meine Hand, die er zugegebenermaßen ganz offen gehalten hat.
»Ich will dich nicht verstecken. Ich will mit dir allein sein«, antwortet er. »Außerdem gefällt mir die Ecke, und ich wollte sie mit dir teilen.«
Ich setze mich auf die Bank hinten in der Nische. Alex nimmt mir gegenüber mit dem Rücken zum Restaurant Platz. Die größte Zimmerpalme, die je aus dem Boden geschossen ist, schirmt ihn teilweise vor neugierigen Blicken ab. Der lächelnde Ober reicht uns die riesigen Speisekarten aus blauem Leder, wobei mir auffällt, dass auf meiner keine Preise stehen. Alex bestellt eine Flasche Pouilly Fuissé.
Der Ober verschwindet. Ich beobachte, wie er unterwürfig rückwärts geht, als würde er eine Audienz der Königin verlassen. Mein Blick wandert zu Alex, den ich gierig mit den Augen verschlinge. Ich sehne mich danach, ihn zu berühren. Er erwidert meinen Blick. Die Intensität meines Verlangens muss geradezu lächerlich deutlich sein. Peinlich berührt sehe ich weg und betrachte die Umgebung. Alles ist besser als dieser durchdringende Blick.
Unser Ober kehrt mit einem silbernen Kübel und zwei Gläsern zurück. Als er an einer der anderen Nischen vorbeikommt, ruft ein Gast nach ihm, der dort sitzt. Er bleibt stehen, legt die zwei Gläser auf das Eis im Kübel und zieht ein Päckchen Streichhölzer aus der Tasche. Als eines davon aufflammt, greift die junge Frau nach seinem Handgelenk, um es still zu halten, während sie ihre Zigarette anzündet. Das orange Glühen erhellt ihr Gesicht.
»Ich fasse es nicht!« Meine Kinnlade fällt herunter. Ein Gefühl der Panik steigt von meinem Magen in meine Kehle auf, die reagiert, indem sie den Kontakt zu meinen Stimmbändern abbricht.
»Was ist los?«, fragt Alex besorgt und lässt die Karte sinken. »Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.«
Meine Antwort besteht darin, dass ich mich auf meinem Sitz tiefer gleiten lasse, mit einer Hand mein Gesicht abschirme und mit der anderen zu dem Tisch in der anderen Nische deute.
»Was denn, Fliss?«, bedrängt Alex mich, nun
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