Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
zu einem bedrohlichen Schwarz übergeht.
Gefährlich und Unheil verkündend.
Doch immer noch schön.
Erst jetzt, da es zu spät ist, wird mir klar, was genau ich fühle.
»Ich liebe dich, Alex«, flüstere ich gen Himmel, und wie zur Antwort beginnt er für mich zu weinen, und der Regen klatscht auf den Boden wie Tausende von Peitschenhieben.
Am nächsten Tag fühle ich mich beim Aufwachen furchtbar leer. Der Regen hat aufgehört, und eine blassgelbe Sonne lächelt schwach von einem azurblauen Himmel, wie ein Patient auf dem Wege der Besserung. Ich bedenke die Sonne mit einer obszönen Geste, weil sie so glücklich aussieht. Ich will die düsteren Wolken zurückhaben, sie passen zu meiner Stimmung. Ich will, dass der Regen gegen meine Fenster prasselt.
Als das Telefon klingelt, stürze ich mich darauf wie ein Verhungernder auf eine Brotkruste.
Es ist Dad.
Er ist glücklich, entspannt und genießt das Leben. Er will mich daran teilhaben lassen, umso mehr, als er merkt, dass ich mich im Augenblick genau in der gegenteiligen Geisteshaltung befinde.
»Diese Woche sind doch Herbstferien, oder? Warum kommst du uns nicht besuchen, Fliss? Du fehlst mir, und es würde dir gut tun, für ein paar Tage rauszukommen. Außerdem fände ich es schön, wenn du Florrie kennen lernst.«
Sicher, aber will auch Florrie mich kennen lernen? Schließlich gebe ich nach und verspreche, sie zu besuchen. Wie üblich laufe ich weg. Ich fahre in die Stadt, um mir einen Koffer zu kaufen – mein einziger anständiger ist noch immer bei Caroline, zusammen mit der Hälfte meiner Klamotten. Wahrscheinlich behält sie ihn, um mich zu einem Besuch zu zwingen.
Als ich zurückkomme, blinkt das Lämpchen an meinem Anrufbeantworter wie verrückt. Ein Hoffnungsschimmer, doch es ist nur Wiggy, die sich aus irgendeiner Strandbar meldet, um Hallo zu sagen. Im Hintergrund kann ich Musik und Gelächter hören. Sie klingt glücklich, entspannt und reichlich betrunken. Einen Moment lang wünsche ich, ich hätte meinen Plan in die Tat umgesetzt und wäre ihr gefolgt.
Als ich halb mit dem Packen fertig bin, klingelt das Telefon erneut. Ich stürze mich darauf wie ein aufgeregter Hund, der darauf wartet, den Schlüssel seines Herrchens im Schloss zu hören. Werde ich jetzt immer so nervös sein, wenn das Telefon klingelt?
Doch wieder ist es nicht Alex.
Aber warum sollte er mich auch anrufen, wo doch ich diejenige war, die ihn in die Wüste geschickt hat? Ich habe ihn ab- und aufgespult wie ein Jo-Jo, das man um den Finger wickelt, habe ihn auf – und abtanzen lassen wie die Pferdchen in einem Kinderkarussell.
Dieses Mal ist es Sash.
»Hi!« Ihre fröhliche Stimme dröhnt schmerzhaft in meinem unglücklichen Ohr. »Was treibst du so, du alte Nuss?«
Natürlich strömt alles aus mir heraus, klar, oder? Fragen Sie nie einen unglücklichen Menschen, wie es ihm geht, es sei denn, Sie wollen einen detaillierten Bericht über den Kummer, der ihn gerade zufällig befallen hat.
Natürlich wusste Sash nicht, dass ich unglücklich bin, als sie anrief. Also war sie nicht vorgewarnt und darf nun ihre ganze Kaffeepause, die eine Viertelstunde dauert, einer Heulsuse zuhören, obwohl sie eigentlich nur ein bisschen quatschen wollte. Doch als verdammt gute Freundin hört sie geduldig zu, bis ich ihr mein Herz ausgeschüttet habe, und verkündet dann, dass sie vorbeikommt.
»Aber du musst doch arbeiten«, schniefe ich.
»Nun, ich leide ganz plötzlich ernsthaft an PMS . Mein Chef hat furchtbare Angst vor PMS , der schickt mich bestimmt sofort nach Hause.«
Eine halbe Stunde später steht Sash vor meiner Tür, eine Flasche Brandy und eine Schachtel Pralinen im Arm.
»Die blutigen Details will ich zuerst«, verlangt sie, während sie Kaffee für uns macht und in jede Tasse einen großzügigen Schluck von Napoleons Bestem gibt. Meinen Einwand, dass es erst drei Uhr nachmittags ist, ignoriert sie.
»Du meinst den Sex, oder?«
»Na klar. Komm schon, Fliss, wir hatten beide so lange keinen, dass darüber zu reden beinahe so gut ist wie ihn zu haben.«
Ich schüttele den Kopf.
Ich kann nicht verhindern, dass sich ein etwas selbstgefälliges Lächeln langsam auf meinem Gesicht ausbreitet.
»Na ja, sagen wir mal, bis Samstagnacht … Sonntagmorgen, um genau zu sein … hätte ich dir vielleicht zugestimmt. Ich wäre vielleicht sogar soweit gewesen zu behaupten, darüber zu reden wäre besser als ihn zu haben …«
»Aber jetzt nicht mehr?«, hakt sie
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