Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
habe mich immer gefragt, wie sie es schafft, ihr Auto so sauber zu halten, obwohl sie auf dem Land lebt. Aber sie hatte auch immer mehr von einer Gutsbesitzerin als von einer Bäuerin.
Oder sollte sie eine zweite Lady Chatterley sein? Doch Lady Chatterley beschränkte ihre außerehelichen Aktivitäten immer auf den Jagdaufseher, nicht wahr? Vermutlich sollten sie auch Angus Macready umbenennen. Sexverwalter wäre wesentlich passender als Hofverwalter.
Als ich einen Blick in den Rückspiegel werfe, stelle ich überrascht fest, dass ich grinse.
Der frühe Morgen, der erstaunlicherweise nach Sonnenschein aussah, hat sein Versprechen mehr als gehalten. Als ich aussteige, brennt mir die Sonne auf den Kopf. Eine einsame Biene summt in den dichten Gruppen von Buddleia und Rosen auf dem vorderen Rasen, und zwei Blaumeisen sausen vorbei, um sich im kühlen, grünen Schatten einer Stechpalme niederzulassen. Der Altweibersommer ist eingekehrt und lässt das feuchte Gras so schnell trocknen wie Löschpapier verschüttete Tinte aufsaugt.
Ich zögere, bevor ich auf die Klingel drücke, die wie eine Brustwarze aus Messing in der Wand sitzt. Warum kommt sie mir nur plötzlich so verdammt phallisch vor? Ich reiße mich zusammen, und schließlich gelingt es mir, sie zu betätigen.
Die alte Klingel hallt melodiös im ganzen Haus wider. Ich höre das Tappen von Füßen auf der Holztreppe und das Schleifen von Metall gegen Metall, als die dicken Bolzen zurückgeschoben werden. Caro reißt die Tür auf. Sie trägt ein altes Hemd von David, das mit gelber Farbe bekleckert ist, abgeschnittene Jeans und verblichene Espadrillos. Ihr goldenes Haar ist locker mit einem alten Hermès-Schal im Nacken zusammengebunden, und ihr Gesicht ist ungeschminkt. Wie üblich sieht sie einfach umwerfend aus.
»Hi.« Ich lächele unsicher.
Die Überraschung auf ihrem Gesicht weicht augenblicklich Entzücken.
»Fliss! Wie schön!«
Sie will mich umarmen, zögert aber und ergreift stattdessen meine Hand, um mich ins Haus zu ziehen.
»Hannah ist unterwegs. Sie wird traurig sein, dass sie dich verpasst hat.«
»Ich kann nicht lange bleiben.« Ich deute auf Eric, der hechelnd aus dem Rückfenster meines Autos sieht. »Bei diesem Wetter kann ich ihn nicht da drin lassen. Ich bin auf dem Weg, um Dad zu besuchen. Da habe ich mir gedacht, ich halte kurz an, um zu sehen, wie es euch geht.«
Eric erweist sich bereits als nützlich für Ausreden.
»Du hast einen Hund? Seit wann denn das?«, fragt Caroline.
»Seit etwa einer Stunde.«
»Aber warum hast du einen Hund? Was hast du denn mit ihm vor?«
»Nun … das Übliche, Gassi gehen und so was.«
»Du weißt genau, dass ich das nicht meine. Du hast nicht mal einen Garten, Fliss.«
»Ich weiß. Keine Sorge, es wird sich schon eine Möglichkeit finden. Außerdem würde ich sowieso gerne irgendwo hinziehen, wo ich etwas mehr Platz habe. Und Edwin, der Hausmeister an unserer Schule, nimmt seinen Hund jeden Tag mit. So könnte ich es doch auch machen.«
»Schon, aber das ist etwas anderes. Er verbringt viel Zeit im Freien, aber du bist ständig in einem Klassenzimmer.«
»Na ja, Eric gelingt es sehr gut, aufmerksam auszusehen. Ich könnte ihn der Klasse als gutes Beispiel vorführen und ihm Shakespeare beibringen. Wahrscheinlich würde er mehr verstehen als die meisten meiner Schüler.«
»Was ist mit der Katze?«
»Wir haben uns in aller Freundschaft getrennt«, antworte ich.
Caro lacht laut auf und schlägt sich die Hand vor den Mund, während sich ihre blassen Wangen vor Vergnügen röten.
»Du bist verrückt, Fliss.«
»Ich weiß«, murmele ich. Doch ich denke dabei nicht an Eric oder Hastings, die sich mit dem größten Vergnügen aus meinem Leben verabschiedet hat, sondern an Alex, Sally, Richard, Kat und all die anderen, die in dieses ganze Fiasko verwickelt sind.
»Komm, sieh dir das Kinderzimmer an. Ich habe mich so danach gesehnt, es endlich jemandem zu zeigen.«
Sie führt mich nach oben zu dem Zimmer neben ihrem.
»Ich weiß ja, dass ich ein bisschen früh dran bin, es sind ja erst wenige Monate, und man kann noch nicht einmal sehen, dass Hannah schwanger ist, worüber sie höchst erfreut ist, das darfst du mir glauben. Trotzdem dachte ich, ich fange schon einmal an.«
»Von wegen anfangen, es sieht aus, als wärest du fast fertig.«
Das freie Zimmer ist in eine Kinderstube verwandelt worden, mit zitronengelben Wänden, genug Spielzeug, um eine Krippe zu eröffnen, Mobiles aus
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