Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
nach.
»Ganz sicher nicht.«
»So gut war es?«
»Noch besser. In gewisser Weise wäre es besser gewesen, wenn es nicht so gut gewesen wäre, dann würde es mir leichter fallen, jetzt darauf zu verzichten. Ach, Sash, es ist ja alles so furchtbar.«
»Du könntest versuchen, es von der positiven Seite zu sehen …«
»Gibt es die deiner Meinung nach?«
»Na ja, ich reite ja nur ungern darauf herum, aber jetzt weißt du wenigstens, wie es ist, tollen Sex zu haben.«
»Stimmt, aber das macht es eindeutig schlimmer. Ich habe vielleicht nie wieder umwerfenden, alles andere vergessen machenden, hinreißend tollen Sex.«
»Das kann ich gut nachvollziehen.« Sie prostet mir mit der Tasse zu.
»Ach, Sash, es tut mir Leid. Ich habe wirklich ein schlechtes Gewissen, weil ich die ganze Zeit nur über mein trauriges Leben jammere, und dabei hast du selbst genug Probleme. Ich habe dich noch nicht mal gefragt, wie es dir geht.«
Sie schüttelt den Kopf.
»Zerbrich dir nicht den Kopf. Eigentlich müsste ich dir sogar dankbar sein.«
»Wofür?«
»Na ja, einer der Gründe, warum ich dich heute angerufen habe, ist der Gefallen, um den ich dich gebeten hatte.«
Ich beiße mir auf die Lippe.
»Verstehe. Du wolltest, dass ich dir ein Alibi verschaffe, stimmt’s?«
»Stimmt, aber ich habe meine Meinung geändert.«
»Ich kann nicht behaupten, ich sei enttäuscht. Ich hätte Niall nur ungern angelogen. Aber warum? Was ist in der letzten halben Stunde vorgefallen, das dich zu dem Entschluss gebracht hat, es nicht durchzuziehen?«
»Du bist vorgefallen.« Sash lacht. »Oder sollte ich sagen, dein Liebesleben? Ich sollte dir wirklich dankbar sein, weil du mir bewusst gemacht hast, was für ein Glück ich habe. Mein Leben ist mir in letzter Zeit so banal vorgekommen. Immer nur Kinder, Arbeit, Hypotheken und Rechnungen, und dazu ein Mann, den ich zwar liebe, aber im Augenblick ein bisschen satt habe. Ich habe mich nach Abwechslung gesehnt wie jemand, der ständig auf Diät ist, sich nach einem Stück Torte sehnt.«
»Und jetzt?«
»Na ja, du hast mir bewusst gemacht, dass man manchmal auch zu viel Abwechslung haben kann. Was die Sache verkompliziert. Und ich will nicht verlieren, was ich habe. Wenn ich aber anfange herumzuspinnen, ist das Risiko groß, dass genau das passiert, am Ende bin ich unglücklich statt frustriert oder sogar beides. Mein Gott, stell dir das nur mal vor! Nein, wenn ich mein eigenes Leben ein bisschen aufpeppe, kann ich, glaube ich, sehr glücklich werden.«
»Dann kannst du ja von Glück sagen, dass du es nicht getan hast.«
»Eigentlich schon, ja. Vergiss den Zweiundzwanzigjährigen, ich glaube, ein Ausflug in den Sexshop und eine Gehaltserhöhung für die Babysitterin sind gar kein schlechter Anfang.«
»Statt einer heißen Affäre mit einem jungen Draufgänger?«
»Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen.«
»Es freut mich, wenn ich dir geholfen habe.«
»Ist es nicht schön zu wissen, dass die eigenen schrecklichen Fehler etwas Gutes für jemand anderen haben können?«
»Du machst dich über mich lustig, oder?«
»Wer, ich?«
»Ja, gib’s zu.«
»Ein klitzekleines bisschen. Aber dafür sind Freunde schließlich da, oder?«
Am nächsten Morgen mache ich mich auf den Weg nach Kent zu meinem Vater. Für Notfälle hinterlasse ich zur Sicherheit eine Nachricht auf meinem Anrufbeantworter, sodass der Rest der Welt meine Handynummer hat.
Als ich die Katze über die schmale Treppe zu meiner Nachbarin trage, beginnt sie zum ersten Mal seit Wochen wieder zu schnurren. Als ich sie ihr überreiche, wird das Schnurren noch lauter.
»Am besten behältst du sie, ihr seid anscheinend füreinander geschaffen«, sage ich reumütig.
Beide sehen hocherfreut aus.
»Ich konnte Katzen sowieso noch nie leiden«, murmele ich, als ich, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe in einem Anfall von Leichtsinn hinunterhopse. »Ich glaube, es wird Zeit, dass ich mir einen Hund zulege – einen dummen, liebenswerten, putzigen Köter.«
Eine halbe Stunde später kann ich zwar immer noch nicht glauben, dass ich es wirklich tue, bemühe mich aber zu ignorieren, dass ich eine Etagenwohnung habe und Vollzeit arbeite, was dem Thema Hundehaltung eher widerspricht, und durchstreife den Block H des örtlichen Tierheimes, in dem Zwinger an Zwinger ungewollte, ungeliebte, traurige, aufgeregte Hunde untergebracht sind.
»Kann ich sie alle haben?«, frage ich die Pflegerin, die mich herumführt. Ich habe Tränen in
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