Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
seltsamen, mythischen Figuren, die in der Brise tanzen, die durch das offene Fenster hereinweht, und einem pastellgelben Gitterbettchen und einem passenden Schrank.
»Du kennst mich doch. Sobald ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe … Mir ist klar, dass Hannahs Schwangerschaft noch nicht weit fortgeschritten ist und dass alles Mögliche passieren könnte.«
Abergläubisch pocht sie auf die hölzerne Ecke des Bettchens, wobei noch ein wenig von der gelben Farbe, die noch nicht ganz trocken ist, an ihren Händen kleben bleibt.
»Aber David und ich haben beschlossen, dass wir versuchen wollen, selber ein Baby zu bekommen, falls es mit diesem nichts wird.«
»Aber ich dachte …«
»Künstliche Befruchtung, Adoption, egal was. Bis jetzt war mir gar nicht bewusst, wie sehr ich mir ein Kind gewünscht habe«, sagt sie wehmütig, ehe sie sich ein Lächeln abringt und sich stolz umsieht.
»Das habe ich alles ganz allein gemacht. Ich glaube, für so etwas habe ich eine Ader.«
»Toll«, stimme ich zu, »es sieht echt professionell aus.«
»Könnte zu einem guten Nebenverdienst werden, wenn ich mal nicht gerade Windeln wechsle, was meinst du? Caroline Hunter Interieurs hört sich doch gut an, oder?«
»Und was ist mit der Schule?«
»Darüber wollte ich eigentlich längst mit dir reden, aber du hast mir ja keine Gelegenheit gegeben.«
Zerknirscht schüttele ich den Kopf.
»Ich habe mehr als dreißig Jahre meines Lebens in der Schule verbracht, deshalb ist es, finde ich, an der Zeit, etwas anderes zu tun«, erklärt Caro. »Also habe ich beschlossen aufzuhören.«
»Das habe ich mir fast gedacht«, entgegne ich. »Ich werde dich vermissen.«
»Ja?« Sie sieht mich von der Seite an.
»Natürlich.«
»Gut«, sagt Caro. »Aber du kommst uns doch oft besuchen, oder?«
Sie neigt den Kopf und sieht mich fragend an.
»Natürlich«, willige ich ein, worauf sie erleichtert lächelt.
Wie es aussieht, leidet Hannah an all den unangenehmen Begleiterscheinungen der Schwangerschaft wie morgendlicher Übelkeit, während die strahlende Caroline sich über die Ausstrahlung und wunderschönes, schimmerndes Haar freuen kann, die sonst mit einer Schwangerschaft einhergehen. Sie kommt mir so aufgeregt vor und weit entfernt von der Caro, die immer geschworen hat, sie wolle nie im Leben Kinder.
»Warum hast du mir nie erzählt, dass du keine Kinder bekommen kannst?«, frage ich neugierig und lehne mich gegen die Fensterbank, um hinaus in den Garten zu sehen, ehe ich feststelle, dass auch dort die Farbe noch feucht ist.
»Wahrscheinlich, weil ich es mir selbst nicht eingestehen wollte, ganz zu schweigen von anderen.« Lächelnd reicht sie mir einen Lappen für die Hände. »Aber schließlich gibt es so einiges über mich, was du nicht weißt«, neckt sie.
»Ich dachte, inzwischen wüsste ich alles«, erwidere ich in gespieltem Entsetzen. »Was für schreckliche Geheimnisse lauern denn noch in deinen pastellgelben Wandschränken?«
Sie grinst.
»Keine Sorge, da ist weiter nichts. Du weißt und kennst alles, bis hin zur kleinsten Falte.«
Einen Moment lang herrscht Schweigen.
»Du siehst großartig aus«, sage ich schließlich. »Hannahs Schwangerschaft steht dir.«
»Ich kann es selbst kaum glauben, wie aufgeregt ich deswegen bin.« Sie lächelt, ehe sie mit besorgter Miene die dunklen Ringe unter meinen Augen betrachtet.
»Und du, Fliss? Ich muss sagen, du siehst müde aus.«
In der Schule hängt ein Aushang. »Kennen Sie die folgenden Symptome?«, heißt es da. Ich habe sie der Reihe nach abgehakt.
Antriebslosigkeit? Ja.
Weinkrämpfe? Ja.
Schuldbewusstsein? Ja.
»Sie könnten depressiv sein«, lautet die zufriedene Schlussfolgerung.
»Mein Leben ist im Moment ziemlich durcheinander«, sage ich ausweichend. Ich bin nicht in der Stimmung, ihr mein Herz auszuschütten, und Caro ist viel zu einfühlsam, um im falschen Moment etwas aus mir herauszukitzeln. Doch ich fühle mich wohl genug hier, um die Ausrede zu vergessen, ich hätte es eilig. Also geben wir einen Schuss Pimm’s in einen Krug voll Saft, gehen nach draußen und setzen uns auf die verschnörkelten Eisenstühle mit den blassgelben Kissen unter den knorrigen, alten Apfelbäumen, wie zu Beginn des Sommers.
Wie lange das her ist.
Eric, befreit und mit Wasser versorgt, streift über den Rasen und schnüffelt ungläubig herum, als hätte er nie zuvor so aufregende Dinge wie Bäume oder Gras gesehen. Schwankend hebt er das Beinchen an allem, was aufrecht
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