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Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Titel: Eine Braut zu viel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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und nickt dann zustimmend. »Mag sein. Ich meine, im Moment geht mir Charlie so was von auf den Keks, aber ich glaube, ich liebe ihn trotzdem.« Sie fährt herum und droht mir mit erhobenem Zeigefinger. »Aber wehe, du verrätst es ihm. Kein Wort, versprochen? Sonst macht er sich nur über mich lustig.«
    »Ich denke, er weiß es sowieso.« Ich lächele. »Aber du kannst dich auf mich verlassen. Von mir erfährt er kein Wort.«
    Eine Weile gehen wir schweigend den abschüssigen Weg entlang und konzentrieren uns auf den Abstieg. Am Fuß der Böschung liegt der Fluss, der Davids Felder bewässert. Im Wald ist sein Bett ziemlich eng, kaum mehr als ein Bach, der fast vollkommen mit Schilf und grünen Algen zugewachsen ist, die in der Sonne gedeihen.
    »Ich frage mich, wie dein nächster Freund wohl wird«, sinniert Hannah und lächelt mir geheimnisvoll zu. »Das heißt, falls du noch mal einen abbekommst«, zieht sie mich auf. »Schließlich bist du nicht mehr die Jüngste, was?« Sie läuft den Rest der Böschung hinunter. Als ich eine Handvoll Blätter nach ihr werfe, bricht sie kichernd zusammen und rutscht über das hohe Gras am Flussufer.
    »Vielleicht ist der Typ, den Caro ausgesucht hat, ja dein Traummann«, murmelt sie mit vor Aufregung glänzenden Augen. »Wäre das nicht romantisch? Eure Blicke treffen sich in einem überfüllten Raum, er tritt neben dich, bietet dir etwas zu trinken an …«
    »Bitte!« Abwehrend hebe ich die Hände. »Caro musste mir versprechen, dass sie nicht kuppelt.«
    Vorsichtig gehe ich den Abhang hinunter und atme erleichtert auf, als ich wieder ebenen Grund unter den Füßen habe. Dann setze ich mich neben Hannah, die ein Schilfrohr pellt.
    »Wahrscheinlich hat sie die Finger gekreuzt«, bemerkt sie, ohne den Blick von ihrer Tätigkeit abzuwenden.
    »Wie bitte?«
    »Hast du ihre Hände gesehen, als sie es dir versprochen hat?«
    »Nein. Ich hatte die Augen geschlossen, wegen der Sonne.«
    »Dann hat sie wahrscheinlich die Finger gekreuzt.«
    »Sie hat gelogen, meinst du wohl?«
    »Ganz und gar nicht. Es ist völlig legitim, die Finger zu kreuzen, wenn man zu einem Versprechen gezwungen wird. Das bedeutet nur, dass man nicht daran gebunden ist.«
    »Es wäre besser für sie, es nicht zu tun«, entgegne ich mürrisch. »Als ich sagte, keine Männer, habe ich das auch so gemeint.«
    »Aber warum denn?«
    »Weil sie eine Komplikation sind, die ich im Augenblick wirklich nicht gebrauchen kann.«
    »Diese Bezeichnung habe ich für Männer noch nie gehört.« Hannah lacht. »Eine Menge anderer, weit weit schlimmerer, aber Komplikation? Nie.«
    »Wart’s ab. In ein paar Jahren verstehst du, was ich meine«, verspreche ich ihr.
    Hannah legt das geschälte Schilfrohr zwischen die Daumen und bläst hinein. Ein kleines schwarzes Moorhuhn flattert vor uns auf, aufgescheucht von dem hohen Pfeifton. Hannah lacht.
    »Hört sich an wie Charlie nach einem von Mauras Currygerichten!« Sie dreht sich zu mir um. »Was ist das Geheimnis einer guten Beziehung, Fliss?«
    »Das fragst du mich?«, sage ich ungläubig.
    »H-hm.« Hannah nickt nachdrücklich.
    »Ich habe keinen blassen Schimmer.« Ich lehne mich gegen die Böschung und spüre, wie die Sonne mein Gesicht und meine Haare wärmt, während die langen Gräser über meine nackten Beine streichen. »Ich bin die Letzte, die du fragen solltest. Die Antwort auf diese Frage wüsste ich selber gern. Warum fragst du nicht Caro oder deinen Vater? Sie haben eine wirklich gute Beziehung.«
    »Dad muss sich beim zweiten Anlauf gebessert haben. Wie heißt es so schön? Übung macht den Meister. Mum behauptet nämlich, er wäre ein mieser Ehemann gewesen.«
    Tja, und ich habe gehört, dass es die Hölle war, mit deiner Mutter verheiratet zu sein, denke ich, sage es aber nicht.
    »Oh, mir scheint, sie kommen ziemlich gut klar. Es kann nicht schaden, sie zu beobachten und von ihrem Beispiel zu lernen«, sage ich stattdessen.
    »Ich soll meinen eigenen Vater beobachten, wie er versucht, romantisch zu sein? Brrg!« Hannah schaudert. »Das ist doch pervers.«
    Auf dem Rückweg kommen wir an den Stallungen vorbei. Die Sonne ist hinter dem Horizont versunken, lässt ihn aber noch in warmen Farben erglühen.
    Jake, der Sohn des Verwalters Angus Macready, schwingt im Stall die Mistgabel. Sein nackter muskulöser Oberkörper ist von der Sonne gebräunt und schweißbedeckt. Als wir lautstark über den gepflasterten Hof gehen, hält er inne und sieht auf. Sein Blick streift

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