Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
mich, er lächelt grüßend, und dann sieht er zu Hannah.
Sie sind sich noch nie begegnet. Jake ist erst vor kurzem nach seinem Studium in Oxford hierher gekommen, das er begonnen hatte, bevor sein geschiedener Vater in Angels Court eintraf. Seine kurzen Besuche haben sich seltsamerweise nie mit denen Hannahs überschnitten.
Das muss Zufall gewesen sein. Seine großen dunklen Augen blitzen äußerst interessiert auf. Sie lächelt kokett, sieht ihn aus ihren eigenwillig grauen Augen an und klimpert mit den Lidern, als er fasziniert ihren gertenschlanken Körper, das hübsche Gesicht und die umwerfenden, seidigen, blonden Haare betrachtet. Als sie sich seiner Aufmerksamkeit sicher ist, wendet sie sich abrupt ab und geht verführerisch mit wiegenden Hüften hinüber zu einer der Boxen, ohne Notiz von ihm zu nehmen.
Mac, Davids edler Vollblüter, streckt den Kopf über die Tür, erkennt seine Freundin und schnaubt zärtlich in ihr Haar. Sie greift in die Tasche ihrer verblichenen, abgeschnittenen Jeans und zieht ein paar Leckereien hervor. Seine dicken, bärtigen Lippen fahren über ihre Handfläche, als er sie vorsichtig entgegennimmt.
Ungeduldig und hungrig sehen die anderen Pferde herüber, genau wie Jake. Ich habe das Gefühl, er würde ihr genauso gern aus der Hand fressen wie Mac.
Caroline und David sind in der Küche und sitzen auf dem verschlissenen alten Sofa, das in der Ecke neben dem Büffet voller Töpferwaren steht. Sie haben die Flasche Wein ausgetrunken, die wir zum Essen geöffnet hatten, und eine zweite bereits zur Hälfte geleert. Caros Kopf ruht auf Davids Schulter, und sie tuscheln miteinander. Caro lächelt, als David ihr etwas ins Ohr flüstert und die Gelegenheit nutzt, um sie zärtlich direkt dahinter zu küssen – auf den empfindlichen Teil des Nackens, der ein Kribbeln im ganzen Körper auslöst, wenn ein Mann ihn auf die richtige Weise liebkost.
Es ist schön, Caro wieder lächeln zu sehen. Der Austausch vorhin beim Essen war nicht nur verbaler Natur. Ich nehme mir vor, sie danach zu fragen, wenn sich die Möglichkeit ergibt. Ich will nicht aufdringlich sein, sondern bin nur besorgt. Caro ist meine Freundin, und eine von Hannahs Bemerkungen hat sie verletzt, das konnte ich an ihrem Gesichtsausdruck sehen. Außerdem nehme ich mir vor, noch einmal allein mit Hannah zu reden. Sie ist in ihrer Neugier zur Zeit so leichtsinnig, dass sie leicht Ärger bekommen könnte. Ich weiß, dass ich nicht für sie verantwortlich bin, doch die Tatsache, dass sie sich mir anvertraut hat, lässt es so erscheinen.
Zwei Abende später beschließt Hannah von sich aus, unser Gespräch fortzusetzen. Caro und David sind bei einem Essen, zu dem sie schon vor Monaten eingeladen wurden. Ich hüte die Kinder.
Es ist einer dieser zähen, ruhigen Abende, an denen die Langeweile in jeder Ecke des Zimmer lauert wie ein Fuchs auf die Hühner. Hannah ist launisch. Charlie verleiht dem Wort Apathie eine ganz neue Dimension. Das Video, das ich im Ort ausgeliehen habe, wird als Schrott abgetan, weil längst gesehen. Im Fernsehen läuft nichts Interessantes, und ein Kartenspiel ist innerhalb kürzester Zeit in geschwisterliches Gebrüll ausgeartet.
Ich habe es aufgegeben, den Alleinunterhalter und Schiedsrichter zu spielen und mich mit der letzten Ausgabe der Cosmopolitan in eine Ecke verkrümelt. Charlie versucht, eine Zigarette direkt aus der Packung in seinen Mund zu befördern, was ihm jedoch nicht gelingt. Hannah wandert rastlos im Zimmer auf und ab, nachdem sie sowohl den Batterien der Fernbedienung als auch meinen Augen mit ihrem endlosen Zappen den Rest gegeben hat.
»Was liest du da?«, fragt sie und starrt auf die Schlagzeilen auf dem Cover. »Sex und immer wieder Sex? Die richtige Sommerdiät? Steht zufällig auch ein Artikel über die Bekämpfung extremer Langeweile drin?«
»Ich lese einen Artikel darüber, wie ich den perfekten Mann finde«, entgegne ich, ohne nachzudenken.
»Ich dachte, du willst im Moment keinen?« Sie hört sich an, als rede sie von einem Riegel Schokolade.
»Nicht besonders.« Ich lege die Zeitschrift zur Seite. »Aber ganz besonders nicht einen speziellen nicht perfekten Mann. Ich dachte, ich könnte mir ein paar Tipps holen für die Zeit, wenn ich wieder einsatzfähig bin.«
»Einsatzfähig! Wie hört sich denn das an«, schnaubt Charlie.
»Beschreib mir deinen Traummann, Fliss«, drängt Hannah, ohne ihren Bruder zu beachten.
»Tja, ich bin mir immer noch nicht sicher, ob die
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