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Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Titel: Eine Braut zu viel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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»Ich hoffe, es war nicht zu schlimm ohne mich. Die Provinz kann ja so erdrückend sein. Ihr müsst euch in diesem kleinen Nest sehr gelangweilt haben.«
    Caro zieht die Brauen hoch und blickt zu mir herüber.
    »Das ist eine Freundin von uns, Fliss. Sie hat uns geholfen, die Kinder zu unterhalten, das heißt, sie hat mir bei dem Versuch beigestanden zu verhindern, dass sie vor lauter Langeweile in diesem öden, kleinen Nest sterben.« Der nicht zu überhörende Sarkasmus scheint an der Besucherin abzuprallen.
    Maura sieht mich an. Ihr Blick irritiert mich: Sie hat riesige Rehaugen in der Farbe einer reifen Avocado. Und statt mich anzuschauen, scheint sie in mich hineinzublicken.
    »Deine Aura ist zerbrochen«, verkündet Maura.
    »Das ist nicht das Einzige, was zerbrochen ist«, murmelt Caro. Ich versuche, ein nervöses Kichern zu unterdrücken.
    »In Craignathie gab es fabelhafte Heilungs-Workshops. Ich könnte mir vorstellen, selber Heilungs-Workshops zu veranstalten. Du solltest auch kommen, ich spüre, dass du spirituelle Führung brauchst. Hast du einen spirituellen Führer?«
    »Äh, ich habe diverse Reiseführer«, biete ich an, »zählen die auch?«
    Um sieben sitze ich angezogen und frisiert am Schminktisch und male mir das Gesicht an. In der glückseligen Isolation von Angels Court reicht die Freiheit so weit, dass ich drei Wochen lang kein Make-up getragen habe. Ich brauche drei Versuche, um den Lipliner ordentlich aufzutragen, doch nicht nur, weil ich aus der Übung bin, sondern auch, weil meine Hand vor Aufregung zittert.
    Ich höre, wie die Gäste eintreffen. Autos kommen langsam über die geschotterte Auffahrt heran. Türen schlagen, Stimmen rufen und lachen und David spielt souverän Gastgeber und Butler in einer Person, sammelt Mäntel ein und verteilt Getränke. Puccini dringt die Treppe herauf.
    Es scheinen furchtbar viele Gäste einzutreffen. An den langen Tisch im Esszimmer passen locker zwanzig Leute, aber sie haben doch sicher nicht so viele eingeladen? Ich möchte nicht, dass mein erster Gesellschaftsausflug als frisch gebackener Single zu Nerven aufreibend wird.
    Ich zwinge mich, nach unten zu gehen, auch wenn es mir schwer fällt, den Schutz meines Zimmers zu verlassen. In den letzten Wochen habe ich mich zu einem ziemlich introvertierten Menschen entwickelt. Es ist sehr leicht, keine Kontakte zu knüpfen. Mehr denn je kann ich nachvollziehen, warum Menschen Mönche werden und sich für Jahre hinter Klostermauern zurückziehen. Es heißt zwar immer, Einsamkeit sei schwer zu ertragen, aber in Wahrheit ist es eine viel größere Anstrengung, unter Leute zu gehen.
    Ich werfe einen Blick durch die Doppeltür in das zitronengelbe Wohnzimmer. Mondäne Leute stehen in Grüppchen beieinander und plaudern. Das Stimmengewirr klingt wie das Geschnatter von Gänsen auf dem Feld.
    Die Anzahl lässt mich zurückschrecken. Es sind tatsächlich mehr als zwanzig Menschen im Raum. Vielleicht sollte ich Kopfschmerzen vortäuschen und in den sicheren Hafen meines Zimmers zurückkehren. Andererseits bin ich so verspannt, dass ich die Kopfschmerzen nicht einmal vorzutäuschen brauche, ich spüre, dass sie bereits im Anzug sind.
    Gerade weiche ich aus der Tür zurück, als David neben mir auftaucht, mir aufmunternd zuflüstert, dass ich »einfach hinreißend« aussehe und mich mitten ins Zimmer führt.
    Einige aus der Gruppe, der er mich vorstellt, kenne ich bereits von früheren Besuchen in Angels Court. Caro und David sind sehr gesellig und geben häufig Partys, obwohl ich noch nie bei einer von dieser Art je war. Ich finde sie ziemlich grausam. Ich hätte es vorgezogen, allmählich wieder Kontakte zu knüpfen, statt bei einer groß angelegten Party ins kalte Wasser geschubst zu werden.
    Ich hatte bereits das Vergnügen mit der ach-so-chicen blonden Sexbombe Eloise, die sich gerade mit Caroline unterhält. Es war nicht gerade Liebe auf den ersten Blick. Sie hat etwas von einer Eiskönigin, Sie wissen schon, was ich meine. Außerdem ist sie seltsam besitzergreifend gegenüber Caroline, als dürfte sie keine anderen Freunde haben. Deshalb gehöre ich nicht gerade zu Eloises Lieblingen.
    Als Nächstes stellt David mich einer unglaublich zarten, zierlichen Frau vor. Mit ihren bezaubernden Augen, dem süßen Schmollmund und der kleinen Stupsnase erinnert sie an ein Püppchen.
    Was ihre Figur betrifft, so mag sie zwar in Sachen Körpergröße etwas zu kurz gekommen sein, doch bei anderen Details ist sie umso üppiger

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