Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Titel: Eine Braut zu viel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
Vom Netzwerk:
gewesen sein.
    »Nach außen hast du das nie gezeigt«, sage ich vorwurfsvoll.
    »Wie hätte ich? Du bist meine Schwester. Ich hätte nie etwas getan, was dich verletzen könnte.«
    Sie bricht ab, als der Ober uns die Speisekarte reicht, beugt sich dann vor und flüstert mir zu: »Weißt du was? Ich wollte meinen Ohren nicht trauen, als du sagtest, du willst ihn nicht heiraten.«
    »Das habe ich bemerkt«, sage ich im Gedenken an Sallys ziemlich unmissverständliche und lästige Ungläubigkeit.
    Sie lacht.
    »Und dann, als er anfing, sich für mich zu interessieren … Versteh mich nicht falsch, es ist nichts gelaufen, als ihr noch zusammen wart, das schwöre ich dir. Ich meine, er war immer süß, aber …«
    »Kriecherisch«, platze ich heraus und sehe förmlich vor mir, wie Richard die weiblichen Mitglieder meiner Familie immer umschleimt hat.
    »Nein, süß «, beharrt sie. »Es mag ein bisschen suspekt wirken, weil alles so schnell gegangen ist, aber glaub mir, es ist wirklich nichts gelaufen, als ihr noch zusammen wart. Ich fand es wichtig, dass du das weißt.«
    »Es ist wirklich nichts gelaufen?«, necke ich sie. »Wenn es heißt, es wäre wirklich nichts gelaufen, ist meistens etwas im Busch.«
    »Wir haben immer miteinander verkehrt wie …«
    »Das ist doch ein guter Anfang«, falle ich ihr ins Wort. »Verkehr mit ihm ist mehr, als ich hatte!«
    Sie schneidet eine Grimasse, leert ihr Glas und wirft mir unter ihren langen Wimpern hervor einen schüchternen Blick zu.
    »Ich erinnere mich noch an seinen ersten Kuss«, sagt sie verträumt.
    »Hast du gekotzt?« Ich grinse teuflisch.
    »Fliss!«
    »Tut mir Leid. Ich habe dich unterbrochen.«
    »Wie ich bereits sagte, ich erinnere mich noch an seinen ersten Kuss.«
    »Das solltest du auch, so lange kann es schließlich noch nicht her sein.«
    »Lenk nicht ab, Fliss, ich versuche, dich zu überzeugen.«
    »Du solltest nicht versuchen, mich zu überzeugen, ich sollte längst überzeugt sein«, knurre ich.
    »Stimmt, aber du bist es nicht, oder? Also halt die Klappe und hör zu.«
    Ich seufze schwer.
    »Also gut, euer erster Kuss, und weiter?«
    »Mir wurde ganz komisch im Magen …«
    »O ja, die Wirkung hatte er auf mich auch«, spotte ich.
    »Ich meine das positiv!«, sagt sie beleidigt. »Weißt du, wovon ich rede – Schmetterlinge im Bauch, weiche Knie, Schwindelgefühl?«
    »Das heißt noch lange nicht, dass du verliebt bist. Das könnten auch die ersten Anzeichen einer Grippe sein.«
    »Ach, Fliss, hör auf damit. Bitte.«
    »Entschuldige.« Ich lächele matt. »Die letzten Wochen waren einfach etwas viel, das ist alles.«
    Schweigend sehe ich meine Schwester an. Sie ist noch so jung, erst einundzwanzig. Sie braucht noch nicht zu heiraten.
    »Bitte, Sal, sag mir einfach, dass du das Richtige tust.«
    »Ich tue das Richtige«, antwortet sie ohne Umschweife.
    »Und dass Richard dich liebt.«
    »Natürlich liebt er mich. Glaubst du denn, er würde mich sonst heiraten?«
    »Das ist eine gute Frage – eine sehr gute sogar.« Nachdenklich sehe ich sie an. »Ich kann mir nicht helfen, aber ich denke immer, er will sich nur an mir rächen, Sally-Anne. Es tut mir Leid, aber das musste gesagt werden.«
    »Herzlichen Dank!«, faucht sie. Zum ersten Mal heute Abend wirkt sie ernsthaft verärgert. »Es ist wohl nicht vorstellbar, dass er in mich verliebt sein könnte, was? Es kann nur Rache sein! Im Leben dreht sich nicht alles um dich, Fliss. Kannst du nicht einfach akzeptieren, dass Richard und ich uns lieben?« Sie bricht ab und legt die Gabel beiseite, mit der sie wütend in der Luft herumgefuchtelt hatte. Dann atmet sie tief durch.
    »Entschuldige, ich sollte nicht so schroff zu dir sein. Ich will wirklich nicht, dass Richard zwischen uns steht, Fliss.«
    »Dann heirate ihn nicht!«
    »Aber ich heirate ihn nun mal.« Flehend sieht sie mich an. »Ich bitte dich ja nicht um deinen Segen … na ja, anscheinend tue ich das doch.«
    »Ich weiß nicht, ob ich dir den geben kann«, entgegne ich verzagt und schlage meine Karte auf – vorgeblich, um darin zu blättern, in Wahrheit jedoch, um mich dahinter zu verstecken.
    »Bitte, Fliss …«, bettelt Sally, wird aber erneut vom Ober unterbrochen, der kommt, um unsere Bestellung entgegenzunehmen. Plötzlich stelle ich fest, dass ich alles andere als hungrig bin. Wieder überfliege ich die Karte und zögere. Eines ist sicher: Ein Pfeffersteak werde ich nicht noch einmal essen.
    Sally bestellt Tomatensalat und

Weitere Kostenlose Bücher