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Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Titel: Eine Braut zu viel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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machen konnte? Wie fändest du es, wenn er dasselbe von dir behaupten würde?«
    Ich verdaue die Logik ihrer Worte.
    »Vermutlich hast du Recht«, sage ich langsam.
    Ich könnte Sally widersprechen und versuchen, ihr klarzumachen, dass Richard nur einen Mensch glücklich machen kann.
    Sich selbst.
    Doch wozu? Ich sehe ja, dass sie entschlossen ist, ihn zu heiraten. Ich werde alles nur noch schlimmer machen, wenn ich ihrer Entscheidung im Weg stehe. Und außerdem will ich nicht, dass die Leute mich wegen einer einzigen gescheiterten Beziehung abschreiben, wie Sally es formuliert hat. Also wäre es ungerecht, Richard dasselbe nachzusagen. Vielleicht kann er sie ja glücklich machen. Natürlich ist es schwer vorstellbar, doch es ist immerhin möglich. Und wie die Dinge stehen, ist das mein einziger legitimer Einspruch gegen das Ganze …
    Ich gebe mich geschlagen. Ich habe keine weiße Flagge zur Verfügung, also nehme ich die Serviette.
    »Frieden?«, frage ich verlegen.
    Sally lacht erleichtert. Eine ihrer zahlreichen guten Eigenschaften ist, dass sie einem nie lange böse sein kann. Meine Schwester ist wirklich ein wundervoller Mensch, nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich. Aus diesem Grund will ich sie auch beschützen, sie ist so naiv.
    Sie hat den Charakter einer Heiligen, weil sie so souverän mit unserer mürrischen Mutter zurechtkommt. Warum fällt es mir so schwer zu glauben, dass Richard sie einfach heiraten will, weil sie hinreißend ist, und nicht, weil er sich an mir rächen will? Vielleicht bin ich eifersüchtig. Vielleicht will ich nicht, dass sie Erfolg hat, wo ich kläglich versagt habe. Vielleicht habe ich Sally immer um ihre Fähigkeit beneidet, in allen Menschen das Gute zu entdecken.
    Ich sollte großmütiger werden, weniger egozentrisch.
    »Wenn es das ist, was du wirklich willst, dann wünsche ich dir nur das Beste.«
    »Meinst du das ernst, Fliss?« Sally sieht mich mit aufgerissenen Augen an, ein zaghaftes Lächeln spielt um ihre hübschen Lippen. »Können wir aufhören, uns zu streiten? Gibst du mir deinen Segen?«
    Ich nicke bedächtig, da ich mir nicht sicher bin, ob ich ein Wort über die Lippen bringen würde.
    »Wie wunderbar!« Das Lächeln breitet sich über ihr Gesicht aus. »Wenn das kein Grund zum Feiern ist! Und zum Feiern braucht man … Champagner!«
    Sie winkt einen Kellner herbei, der davoneilt und mit einer verstaubten Flasche zurückkommt. Er lässt sich von Sallys Erregung anstecken und öffnet sie wie ein Rennfahrer, der seinen Sieg feiert. Der Korken schießt an die Decke und schrammt nur haarscharf an der zerbrechlichen Lampe vorbei. Glücklicherweise bespritzt er uns nicht à la Damon Hill, sondern trifft unsere Gläser, ohne einen Tropfen der kostbaren Flüssigkeit zu vergeuden.
    »Prost!« Sally hebt ihr Glas.
    »Auf eine glückliche Zukunft«, sage ich und leere mein Glas in einem Zug. Ich lege meine Hand darüber, als der Kellner, der mit der Flasche in der Nähe wartet, mir nachschenken will. »Für mich nichts mehr, vielen Dank.«
    »Aber Fliss, wir feiern!«
    Darüber kann man geteilter Meinung sein.
    »Ich kann nicht«, entschuldige ich mich, »ich muss noch fahren.«
    »Hast du nicht sowieso schon zu viel getrunken? Ach, komm schon, du kannst dein Auto morgen abholen. Wir bringen dich nach Hause.«
    »Wir?«
    »Richard holt mich ab.« Sie lächelt glücklich.
    Ich ziehe meine Hand zurück.
    »Wenn ich so darüber nachdenke, nehme ich doch noch einen Schluck. Aber ihr müsst mich nicht nach Hause fahren, klar? Ich nehme ein Taxi.«
    »Jetzt sei nicht so, Fliss. Wir müssen alle lernen, damit klarzukommen.«
    »Ich weiß«, seufze ich, »aber ich muss ja nicht heute Abend damit anfangen, oder?«
    Langsam arbeiten wir uns zum Boden der Flasche und zum Ende des Essens vor. Sally, deren Appetit sich wieder eingestellt hat, schmiedet glücklich Heiratspläne.
    Ich tue so, als würde ich zuhören und versuche, in den passenden Momenten lächelnd zu nicken. Sie ist zu aufgeregt, um zu bemerken, dass ich zwar körperlich anwesend bin, geistig aber keineswegs.
    Nachdem Sally ihr Essen ganz und meines zum größten Teil verdrückt und sich einen Nachtisch gegönnt hat, der viel zu üppig und kalorienhaltig für eine so schlanke und graziöse Frau ist, besteht sie darauf, dass wir »weiterfeiern«, indem wir zum Kaffee einen Weinbrand trinken. Schließlich schaut sie auf ihre Armbanduhr.
    »Ach du meine Güte!«, entfährt es ihr. »Es ist bereits elf, Richard

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