Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
ist wirklich nett, nicht?«, sagt sie begeistert und lächelt, als Alex erneut zu uns hinüberblickt.
»Ja, hat ganz den Anschein.« Ich sehe ihn an. Er spricht mit einem großen, distinguiert aussehenden Mann in einem dunkelgrauen Anzug, der etwas abseits von den lautstarken Mitgliedern der Gruppe steht.
Er fängt meinen Blick auf, und sein Lächeln wird noch breiter.
»Kennst du seine Frau auch?«
»Wie bitte?«
Mühsam wende ich meinen Blick von Alex ab und sehe meine Schwester an.
»Ob du seine Frau kennst?«, wiederholt sie. »Katherine … Kat.«
»Leider ja.«
»Leider? Mochtest du sie nicht?«
»Nicht wirklich, nein. Sie hat ziemlich falsch auf mich gewirkt, wenn ich ehrlich bin.«
»Und ich dachte, dass es an mir liegt«, gesteht Sally. »Ich dachte, ich wäre vielleicht zickig, weil sie eine Ex von Richard ist.«
So, so, also hat entweder er oder Kat diese Tatsache auch schon ins Spiel gebracht.
»Du und zickig? Das passt doch überhaupt nicht zu dir, Sal.«
»Na gut, dann vielleicht ein bisschen irritiert. Sie war so … hm …«
»Unverhohlen?«, schlage ich vor. »Oder sollte ich sagen, sie hat Richard unverhohlen angebaggert?«
»Ist dir das auch aufgefallen?« Sally grinst schief.
»Es war kaum zu übersehen.«
Sally erhascht die Aufmerksamkeit des Barmannes und bestellt ein Glas Weißwein und einen weiteren Gin-Tonic für mich. »Dir war sie also auch nicht sympathisch?«, frage ich, als Sally mir meinen zweiten Drink reicht und einen großen Schluck Wein nimmt.
»Nicht besonders, nein. Sie überspannt den Bogen, finde ich. Den ganzen Abend über hat sie Richard angehimmelt. Sie hat dermaßen laut mit den Wimpern geklimpert, dass man hätte glauben können, dass eine Klapperschlange vor einem sitzt.«
»Ach ja? Und hat er diese abartigen Zärtlichkeitsbeweise erwidert?«
»Natürlich nicht«, sagt Sally entrüstet. »Er hatte nur Augen für mich. Komm, unser Tisch ist frei.«
Sie lässt sich auf den Platz mir gegenüber gleiten und stellt ihre Handtasche ab. Nervös lächelnd sieht sie mich an.
»Ich bin echt froh, dass du bereit warst, heute Abend zu kommen, weißt du. Ich war mir nicht sicher, ob du noch mit mir sprichst.«
»Natürlich spreche ich noch mit dir. Warum denn nicht?«
»Wegen dem, was vorgefallen ist.«
»Na ja, es war ein ganz schöner Schreck, mitten in deine Verlobungsparty zu platzen, insbesondere, da sich Richard als dein Verlobter entpuppt hat«, entgegne ich und kann den Sarkasmus nicht ganz aus meiner Stimme verbannen.
»Tut mir Leid.« Nervös leert Sally ihr Glas zur Hälfte in einem Zug. »Ein ziemlich schlechtes Timing, ich weiß. Aber Mutter hat auf einer Feier im Kreis der Familie bestanden. Sie war so glücklich.«
»Das kann ich mir vorstellen. Es überrascht mich, dass sie vor Begeisterung nicht am Kronleuchter geschaukelt hat.«
Aufgebracht zerknautsche ich meine Serviette.
»Tut mir Leid, aber ich muss dich das einfach fragen – sie zwingt dich doch nicht zu dieser Heirat, oder?«
Sally prustet laut los.
»Aber natürlich nicht! In Großbritannien hält niemand etwas von arrangierten Ehen, Fliss.«
»Mutter schon.«
»Red doch keinen Blödsinn. Natürlich freut sie sich, aber die Entscheidung war allein unsere, nicht ihre.«
»Du liebst ihn wirklich, stimmt’s?«
»Ich glaube schon.«
»Du glaubst es? Das hört sich nicht allzu vielversprechend an, wenn man bedenkt, dass die Hochzeit bereits in drei Wochen stattfindet!«
»Ich rede nur deshalb von ›glauben‹, weil ich noch nie zuvor verliebt war. Ich bin mir nicht sicher, wie sich das anfühlt.« Sie zieht ihre Leinenserviette aus dem Serviettenring und beginnt, damit herumzuspielen, ohne mich anzusehen.
»Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick, Fliss?«
»Tja …«, sinne ich und puste mir den Pony aus den Augen. »Schwer zu sagen. Zumindest glaube ich an Triebe auf den ersten Blick«, antworte ich schließlich sachlich.
Kichernd sieht Sally auf.
»Jetzt mal im Ernst, was glaubst du? Gibt es sie?«
»Vermutlich schon, ja, aber ich glaube, es dauert etwas länger als dreißig Sekunden, um sich wirklich und ehrlich zu verlieben. Ich meine, wie kann man behaupten, jemanden zu lieben, von dem man so gut wie gar nichts weiß?«
»Ich glaube, ich habe mich auf den ersten Blick in Richard verliebt.«
»Wirklich?«, frage ich erstaunt.
»Wirklich.« Sally lächelt nervös. »Ich war ja so eifersüchtig auf dich, Fliss.«
Ich bin völlig überrumpelt. Ich muss blind
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